Die Selbstliebe ist uns aber weniger bewusst, solange wir mit uns selbst im Reinen sind. In der Regel fangen wir erst an, darüber zu reflektieren, wenn uns ein Mangel bewusst wird.
Hallo High4all,
der wichtigste Satz in Deinem Beitrag aus meiner Sicht ist: wenn uns ein Mangel bewusst wird.
Der Mangel ist die meiste Zeit unbewusst. Und richtig im Reinen mit sich selbst erscheinen mir nur die, die sich den Mangel bewusst gemacht und sich dafür entschieden haben, aktiv daran zu arbeiten.
Ich bin davon überzeugt, dass sich selbst lieben und mit sich selbst im Reinen sein das gleiche ist. Für mich ist die Definition von lieben "bedingungslos annehmen". Ich glaube, man kann oberflächlich-bewusst mit sich selbst durchaus zufrieden sein und dennoch unter- oder unbewusst an sich etliches auszusetzen haben. (Das weiß man aber nicht, weil es ja gerade unter- oder unbewusst ist. Mir drängt sich unter anderem der Gedanke an diverse Schreiberlinge hier auf, bei denen ich immer wieder das Gefühl habe, je mehr sie an den andern zu kritisieren haben, desto weniger sind sie sich dessen bewusst, dass sie an sich selbst vieles noch nicht annehmen können.)
Je mehr sich ein Mensch mit sich selbst auseinandersetzt und dabei erfolgreich zu seinen Macken stehen kann (was für mich unweigerlich zur Folge hat, dass er auch andern Leuten zugesteht, dass sie sich nicht immer so verhalten müssen, wie er es für sich für richtig hält), desto mehr liebt er sich und andere.

Viele Grüße
Tine
PS: Sich und andere lieben heißt für mich allerdings nicht, dass man sich immer mit "rosa Schleifchen um die Zunge" unterhalten muss!
Und es heißt auch nicht, dass ich alle Verhaltensweisen gutheißen muss. Es ist vielmehr die wohlwollend-annehmende Haltung dem Menschen gegenüber auch, wenn sein Verhalten zu missbilligen ist.