Haha, reingelegt!
Meine Frage war nämlich auch ironisch gemeint, aber Du hast sie ernst genommen, lieber Dr. Heizer!

Aber in jeder guten Satire ist ein ernster Kern. Wer hier hat sich nicht dabei ertappt, bei "50% der Deutschen" nur an die Männer gedacht zu haben? Unsere Sprech- und Denkweise ist dermaßen maskulinistisch und patriarchalisch durchdrängt, dass wir es oft gar nicht wahrnehmen. Und eben auch die Art, sich zu kleiden. Darauf weist eben diese Satire hin: Denkt mal nach, wie maskulinistisch Ihr denkt, redet und Euch kleidet, und zwar Ihr Männer und Ihr Frauen!
Dass "Deutsche" geschlechtsneutral ist, übersieht man schnell, anders als z.B. "Dänen". Denn es gibt ja auch "Däninnen", aber keine "Deutschinnen". Genau wie bei "Dänen" denkt man bei "Deutsche" trotzdem zuerst an die Männer. Und eine Formulierung wie "die Deutschen und Ihre Frauen" käme vielen ganz normal vor, während man bei "die Deutschen und ihre Männer" sofort ergänzen würde: "die deutschen Frauen und ihre Männer".
Und dass eben Frau Merkel in einem weiblich geschnittenen Hosenanzug daher kommt, was sich Herr Adenauer nicht getraut hätte, erklärt zwar einerseits, dass mit "Deutsche" auch die Frauen gemeint sind, aber weist zugleich darauf hin, dass es sich bei dem Hosenanzug um eine ursprünglich männliche Kleidung handelt, die jetzt zwar weiblich zugeschnitten wurde, aber eben doch zugleich eigentlich männlich konnotiert ist. Dass sich Herr Adenauer in einem männlich zugeschnittenen Kostüm (also nicht Karnevalskostüm, sondern Rock, Bluse und Jackett) erst recht nicht in den Bundestag getraut hätte, kommt als Gedanke dann noch hinterher. Während also Frauen sich Männerkleidung aneigenen und weiblich zuschneiden, machen Männer das umgekehrt mit Frauenkleidung, die sie sich männlich zuschneiden könnten, nicht.
Das alles transportiert diese Satire als Gesellschaftskritik. Und deshalb halte ich diese Satire für sehr gut.
Mit anderen Worten: Gute Satire ist ernst gemeint und nur der Form nach lustig. Sie arbeitet nur eben mit Doppeldeutigkeiten und Hintersinn.
LG, Michael