Der derzeitige Zustand des „Rockens“ ist gut so. Scheinbar hat sich das stete und beharrliche Rocktragen in Gegenwart meiner Frau nun ausgezahlt.
Seit dem ich ihr im letzten Jahr meine Röcke vorstellte, war das gemeinsame Rocktragen Anfangs auf Zuhause, im Garten und auch auf Spaziergänge in der Natur eingeschränkt. Wenn ich allein unterwegs war, trug ich auch öfters Rock. Also auch auf Reisen mit Auto, Bahn oder Bus. Gern ging ich auch ein Stück zum Ziel in fremden Städten zu Fuß (man will ja auch was sehen von der Welt).
Nie gab es ein Problem dabei, es waren manchmal ganz nette und auch lustige Begebenheiten, die ich in Hosen wohl nicht so erlebt hätte. Also auch mal danke an alle Mitreisenden, mit denen ich ins Gespräch kam , Busfahrer, Zugbegleitpersonal und die netten Kontrolleure der Bundespolizei für ein tolles Gespräch nach einer Personenkontrolle. Bis heute hat alles Freude bereitet mit Euch.

Unsere Stadt hatten wir zwar 2014 vorerst einvernehmlich zur "NoGo-Area" erklärt, doch ich habe im Mai 2015 das Auto extra mal weiter weg geparkt, damit wir hinlaufen mussten.
Sie glaubte, dass es vor der Tür steht und akzeptierte den Rock an mir, als wir gemeinsam rausgingen. Doch dann blickte sie mich nur an, als sie mitbekam, dass das Auto eben weiter weg steht und ich im Rock neben ihr selbstverständlich die Straße hinunter ging. Sie sagte: "Und Du jetzt im Rock?" Ja. Es interessiert keinen. "Und wenn Dich jemand sieht?" Dann grüße ich freundlich, wie sonst auch. Genau so tat ich es. Sie bekam mit, dass wir gegrüßt wurden wie immer und keiner fragte nach dem Rock. (Warum auch, ich gehe ja auch öfters im Rock zum Auto).
Langsam steigerte ich also auch in den letzten Wochen den gemeinsamen Einsatz draußen, denn das Wetter lässt es zu. Mein Ziel war, dass meine Frau bei den gemeinsamen Ausflügen und Alltagssituationen erkennt: Selbst wenn ich statt Hose einen Rock anhabe, es ist nicht anders als sonst.
Ich trage Rock voller Begeisterung für das Tragegefühl und mit einer gewissen Gelassenheit gegenüber manchen Blicken, auch einer Sensibilität für positive Signale. Ich bin ein Mann und ich trage sowohl Rock, als auch mal Hose. Ich mit einem Rock? Ja, es wird allmählich zur Normalität. Noch nicht überall, aber immer ein bisschen mehr...
Meiner Frau war es anfangs, wenn ich mit ihr unterwegs war und dabei Rock trug, nicht so Recht. Allein wegen den vielen Menschen, die uns begegnen könnten. Sie machte sich eigene Gedanken, was
andere wohl denken und vor allem
sagen könnten. Das wusste ich. Noch vor Wochen hätte meine Frau sich dafür eingesetzt, dass ich im Auto bleibe, während Sie tankt oder nur schnell was aus dem Laden holen möchte. Nun ist es anders.

Wir waren ja oft gemeinsam unterwegs, wenn ich einen Rock trug. Ich wollte nun auch, dass es ihr hier in unserem Ort und auch bei Freunden und Familie nichts mehr ausmacht, wenn ich gemeinsam mit ihr im Rock unterwegs bin.
Ich steigerte langsam das Level, schaffte bewusst entspannte Gelegenheiten dafür. Einige kurze Begebenheiten aus den letzten Wochen in ihrem Beisein, bei denen sie bemerkte, Rock am Mann ist wohl nichts aussergewöhnliches:
- Fotosession für Wildblumen am Waldrand an einer belebten Straße, ich natürlich im Rock. Viele vorbeifahrende Autos. Kein Hupen, kein Unfall, kaum Blicke. Alles gut.
- Unterwegs mit dem Auto, an einer belebten Rastätte auch getankt. Zum Glück war viel los dort und es gab auch viele andere Menschen. Meine Frau reinigt die Scheiben, ich tanke. Keine besonderen Blicke, keine Bemerkung zum Rock, auch nicht beim bezahlen. Alles gut.

-zahlreiche Gespräche mit Nachbarn oder Spaziergängern am Gartenzaun, ich entweder in Longshirt oder Rock mit T-Shirt. Alles gut, keine Bemerkung dazu, auch nicht auf „Umwegen“. Dorftratsch gibt es zur Genüge, unser Garten wird auffallend oft positiv erwähnt, zu meiner Kleidung war bisher nix dabei. Alles gut!

- von mir „geplanter“ Spontaneinkauf im Rock von „vergessenem“ Grillfleisch an belebtem Samstag Nachmittag im Ort, sehr belebter Einkaufsmarkt. Nix besonderes im Markt, auch nicht davor. Alles gut.

- Rock getragen, als unsere Nichte zu Besuch war. Sie findet das „cool“, wir waren gemeinsam unterwegs, alles gut.

- Rockoutfit unserer besten Freundin im Beisein meiner Frau „als Überraschung“ vorgeführt. Zusammen gelacht, Rock akzeptiert an mir, alles gut.

- einige Verwandte besucht, kein Kommentar zum Rock, nur von meiner Schwägerin, die es gleich bemerkte. Nichts negatives, nur anfängliche Verwunderung. Alles gut.

- als wir von einem Ausflug nach Hause kamen, Schulfreund auf der Straße getroffen, der mich vorher im Rock noch nie sah. Er sprach mich auf das Auto meiner Frau an, es gefiel ihm. Nicht einmal seine Tochter, die mein Rockoutfit betrachtete, machte eine Bemerkung zum Rock. Ich lächelte sie an, weil mir auffiel, dass sie scheinbar Gefallen daran fand, wie ich mich kleide. Sie lächelte zurück, nettes Gespräch, freundliche Verabschiedung, also alles gut.

Neuestes gemeinsames Erlebnis in der eigenen Stadt: Einkauf im Nettomarkt in der Innenstadt. Ist nicht mein Einkaufsfavorit, doch er liegt in der Nähe. Ich mag das Ambiente dort nicht so. Doch wenn meine Frau dahin möchte, bin ich dabei. So auch ich im Rock aus dem Auto gestiegen. Ich lächle immer freundlich. Ich habe auch keine Eile, so kann ich die Reaktionen von anderen Personen wahrnehmen.
Das übliche kurze Gegucke, wenn jemand mit einen auffälligen Wagen auf dem Parkplatz vorgefahren ist. Keine besonderen Blicke, das übliche Mustern, vielleicht bin ich etwas länger angesehen worden, als andere. Doch keine Ansprache, kein Getuschel, auch nichts besonderes in der Schlange an der Kasse, obwohl ich mich da gern neben meine Frau stelle, so dass ich aus der Reihe falle. Nix, nur teils gelangweilte, teils freundliche Blicke, wie immer. Freundlicher Blickkontakt mit einer Frau hinter uns und Gespräch über ihre kleine Tochter, die in den Zeitschriften herumschaute. Alles wie immer, also alles gut.

Ganz bewusst sehe ich mir auch die anderen Menschen an, denn es ist vollkommen normal, wie ich mich kleide. Mich stört es nicht, wenn auch mal
ein Labberjogginghosen tragendes Frauenetwas mit gefüllter Plastiktüte in der Hand oder ein ungepflegter Typ mit Kippe im Mund mich komisch ansieht. Das tun die auch, wenn ich in Hemd und Hose komme, weil ich lächle

! Diese Typen lächeln scheinbar nie.
Ich trage keine „dumme Sprücheshirts“, keinen wilden Farbmix. Eine gute Farbe wie blau, rot, orange, gelb zu den Nichtfarben (grau, beige, schwarz oder weiß) genügt mir meist. Zum Rock trage ich nun im Sommer einfach wahlweise ein Kurzarmhemd, ein Poloshirt oder ein T-Shirt. Auf Kniestrümpfe verzichte ich, Sneakersocken oder Füßlinge gehen ebenso gut wie feine Strumpfware oder auch gar nix im Schuh (je nach Schuh).
Also keine Verkleidung, sondern einfach nur Rock gegen Hose getauscht – fertig! Die meisten nehmen am Rock gar keinen Anstoß, denn ich trage ihn nicht, um ihn
zur Schau zu stellen. Es ist nicht mein Ziel, von jedem angeguckt und angehimmelt zu werden wie ein Hahn, der mit geschwellter Brust durch seinen Garten stolziert. Ich brauche nicht von jeder Henne beguckt und begackert werden. Ich lebe einfach. Vielleicht bin ich kein Hahn, sondern ein
schlauer Fuchs
Wenn meine Frau dabei ist, gibt es kaum Gespräche mit Fremden. Bin ich allein unterwegs, komme ich eher mit bisher mir unbekannten Menschen ins Gespräch. Das ist sicherlich allgemein so, denn wenn wir gemeinsam unterwegs sind, habe ich ja auch mit meiner Frau genügend anregenden und auch positiven Gesprächsstoff, ohne über meine Kleidung zu sprechen.

Also ich bin mit der Situation zufrieden: Ihre Angst ist geschrumpft. Ich trage auch Rock, wenn wir wohin gehen und sie nimmt selten Anstoß daran.
Wenn schon Rock, dann hat sie auch mal den Wunsch nach diesem oder jenem Rock an mir. Sie kennt mittlerweile auch meine Lieblingsröcke und die, die sie gern an mir sieht. Manchmal ist das sogar identisch

Es hat bisher keiner etwas negatives über den Mann im Rock an ihrer Seite gesagt. Rock am Mann – geht also doch!
