Autor Thema: Rock, schwul, Zusammenhang?  (Gelesen 9135 mal)

Offline Jo 7353

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Rock, schwul, Zusammenhang?
« am: 20.06.2015 12:47 »
Das taucht immer wieder auf: "Bist du schwul?" aber auch die Bemerkung "Ich darf das, ich bin schwul." wurde hier vor kurzem zitiert.
Das zweite Zitat sehe ich als eine lockere ironische Spielerei mit Klisches, wo ich mir auch vorstellen kann, daß sie aus dem Mund eines Nichtschwulen kommt.

Dennoch gibt es auch einen guten Grund, festzustellen, daß Rock und Homosexualität nichts miteinander zu tun haben. Der Grund sind die Frauen, mit denen wir eine sexuelle Beziehung haben oder wünschen. Für diese Beziehung kann die Vorstellung, daß Rock und Homosexualität zusammengehören, Gift sein. Darin sehe ich einen, wenn auch nicht den einzigen Grund dafür, daß Probleme hauptsächlich mit der eigenen Frau und sehr selten mit fremden Frauen entstehen, wenn man mit dem Rocktragen anfängt.

Wenn jemand einen Fehlschluß aus deinem Rocktragen zieht, kann das unter Umständen zu unnötigem Ärger wegen daraus folgenden unpassenden Reaktionen führen. Sowas habe ich auch schon erlebt, und deshalb bestehe ich darauf, deß ein Rock am Mann so wenig Homosexualität bewirkt, wie blonde Haare die Intelligenz einer Frau verringern.

Wenn man von einem Proll mit "Bist du schwul?" konfrontiert wird empfehle ich die Frage so zu interpretieren, daß er einen Sexualpartner sucht. Gibt es denn sonst einen vernünftigen Grund, dich sowas zu fragen? Diese Reaktion hat den Vorteil, daß du die Beleidigung, als die die Frage gemeint ist, zurückwirfst, ohne dir die Ansicht, daß es eine Beleidigung sei, zu eigen zu machen.

Gruß,
Jo
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Offline Dr.Heizer

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #1 am: 20.06.2015 13:19 »
Danke Jo.  Hier im Forum las ich mal auf die Bemerkung zu einem rocktragenden Mann Bist Du schwul? die ganz treffende Antwort: "Nein, tut mir leid für Dich, da musst Du Dir jemand anderen suchen!"

Das ist eine gute Art, mit solchen Bemerkungen umzugehen, denn Unterstellungen, die man sie immer wieder hört, können auch eine intakte Partnerschaft schädigen, wenn die Partnerin mit diesen ständigen Sticheleien nicht dauerhaft klar kommt. Souveräner Umgang unsererseits macht es leichter.

Souverän habe auch ich das Rocktragen in der Öffentlichkeit praktiziert und mittlerweile interpretiert auch meine Frau die Blicke anderer Menschen, denen wir begegnen, schon wesentlich positiver. Daher ist es wichtig, sie zum überwiegenden Teil auf meiner Seite zu wissen. jemandem zu zeigen, dass etwas funktioniert, beweist auch einen selbst jedes Mal aufs neue, dass es geht  ;)

Man kann genau so nicht bei einen dünnen Menschen darauf schließen, dass er sportlich sei. Haarfarbe ist, wie Du richtig schreibst, kein Indiz für Intelligenz und Schuhgröße auch kein Indiz für die Eignung als Schwimmer. Doch so ist es eben, es ist manchen Menschen ein ständiges Bedürfnis etwas zu kategorisieren, in Schubladen zu stecken oder auf andere mit dem Finger zu zeigen, um von sich abzulenken. Toleranz, Akzeptanz, Respekt und Mut, auch mal mit jemandem offen und wissbegierig zu sprechen, den man vielleicht nicht auf Anhieb sympathisch findet, schafft ein besseres Miteinander. Doch dafür haben mache eben keine Lust, denn es könnte ja mal was dabei rauskommen, was sie neu ordnen müssten...

So kann eben nicht jeder Turnschuhträger auch gut rennen und nicht jeder Arbeitshosenträger ist ein guter Arbeiter. Im tollen Anzug kann ein sehr guter Mensch stecken oder auch ein A...loch, in kurzen Hosen und T-Shirt ein netter Kerl, der weiß, wie man lebt. Eine Frau im Rock ist auch keine andere, als wenn sie eine Hose trägt. Das ist beim Mann ebenso. Kleidung ist Verpackung. Man kann vom Anblick also nicht unbedingt auf innere Werte, Eigenschaften und Talente schließen.

Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline MAS

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #2 am: 20.06.2015 13:50 »
Hallo zusammen,

neulich rief mir ein Radfahrer zu: "He Du Schwuler mit Deinem Rock! Ab ins (Wort nicht verstanden) mit Dir! Heil Hitler!"

Ich rief ihm nach: "Ab in die Klapse mit Dir!" Und eine Frau, die das mitbekommen hatte, schaute ihm kopfschüttelnd nach und fragte: "Wat is dat denn für einer?"

Es sind nicht nur die Frauen, derentwegen viele Heteros Angst haben, für schwul gehalten zu werden, sondern auch die Homophoben. Denen gegenüber verteidige ich aber nicht nur mein heterosexuelles Rocktragen, sondern auch das Recht auf das Ausleben von Homosexualität.

Lieber werde ich für schwul gehalten als für homophob, denn letzteres ist unmoralisch und schädlich, ersteres nicht.

LG, Michael
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Offline high4all

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #3 am: 20.06.2015 14:25 »
Hallo zusammen,

neulich rief mir ein Radfahrer zu: "He Du Schwuler mit Deinem Rock! Ab ins (Wort nicht verstanden) mit Dir! Heil Hitler!"
Das Wort dürfte eine Abkürzung aus zwei Buchstaben gewesen sein. Dahin haben die Nazis seinerzeit die Homosexuellen gesteckt, mit rosa Winkel als Kennzeichnung.


Ich rief ihm nach: "Ab in die Klapse mit Dir!" Und eine Frau, die das mitbekommen hatte, schaute ihm kopfschüttelnd nach und fragte: "Wat is dat denn für einer?"
Ein Ewiggestriger. Der auch gegen Ausländer ist. Und gegen Demokraten. Und gegen alle, die nicht so denken wie er.

Es sind nicht nur die Frauen, derentwegen viele Heteros Angst haben, für schwul gehalten zu werden, sondern auch die Homophoben. Denen gegenüber verteidige ich aber nicht nur mein heterosexuelles Rocktragen, sondern auch das Recht auf das Ausleben von Homosexualität.

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Offline steffish

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #4 am: 20.06.2015 14:47 »
Wenn man von einem Proll mit "Bist du schwul?" konfrontiert wird empfehle ich die Frage so zu interpretieren, daß er einen Sexualpartner sucht. Gibt es denn sonst einen vernünftigen Grund, dich sowas zu fragen? Diese Reaktion hat den Vorteil, daß du die Beleidigung, als die die Frage gemeint ist, zurückwirfst, ohne dir die Ansicht, daß es eine Beleidigung sei, zu eigen zu machen.
fällt mir gerade ein, wie man da antworten könnte:
" Nein tut mir Leid, musst Dir leider einen anderen Partner suchen "

Offline Jo 7353

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #5 am: 20.06.2015 23:24 »
Hallo Michael,

natürlich gibt es für jede Antwort Situationsvarianten, wo sie nicht paßt, aber ich finde es ganz nützlich, ein paar geeignete Antwortschemata zu kennen, die man in den meisten Situationen gut anwenden kann.

Für vieles gibt es Gründe dafür und dagegen und Menschen gewichten diese unterschiedlich. Für mich hat das Thema Homophobie nicht das Gewicht, das es für Dich hat.

Gruß,
Jo
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Offline MAS

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #6 am: 21.06.2015 01:04 »
Hallo Michael,

natürlich gibt es für jede Antwort Situationsvarianten, wo sie nicht paßt, aber ich finde es ganz nützlich, ein paar geeignete Antwortschemata zu kennen, die man in den meisten Situationen gut anwenden kann.

Für vieles gibt es Gründe dafür und dagegen und Menschen gewichten diese unterschiedlich. Für mich hat das Thema Homophobie nicht das Gewicht, das es für Dich hat.

Gruß,
Jo

Lieber Jo,

wenn der Präsident eines afrikanischen Staates (habe vergessen, welchen Staates) die EU-Vertrerterin des Landes verweist, weil die EU seine homophobe Gesetzgebung kritisiert, dann ist das nicht viel anders, als was die Nazis hier in Deutschland gemacht haben. Als Träger vermeintlicher Frauenkleidung werden wir manchmal für Homosexuell gehalten, aber es ist letztlcih egal, für was wir gehalten werden. Es geht um die Diskriminierung von Menschen, die irgendwie anders sind. Es ist also das Gegenteil von Inklusion, was eigentlich die höchste moralische Stufe des Umgangs mit Menschen ausdrückt und die zumindest theoretisch und offiziell derzeit bei uns gesellschaftlich gewollt ist. Insofern hat es für mich einen hohen Stellenwert, lieber als schwul zu gelten, als als homophob, lieber als Jude, als als Antisemit, lieber als Muslim, als als Islamophob und so weiter. Das will ich eigentlich damit gesagt haben.

Oder was meintest Du?

LG, Michael
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Offline Ben

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #7 am: 21.06.2015 02:49 »
Lieber werde ich für schwul gehalten als für homophob, denn letzteres ist unmoralisch und schädlich, ersteres nicht.
!!!

Für vieles gibt es Gründe dafür und dagegen und Menschen gewichten diese unterschiedlich. Für mich hat das Thema Homophobie nicht das Gewicht, das es für Dich hat.
Wer einen Rockträger als schwul beschimpft, zeigt ein eingeschränktes Weltbild, das wahrscheinlich auch vor anderen Diffamierungen und Diskriminierungen in anderen Situationen mit, sagen wir mal, Ausländern nicht Halt macht.
Mich persönlich trifft der "Vorwurf" nicht, aber er zeugt von Vorurteilen, die mir wehtun.

Ich glaube übrigens nicht, daß Frauen rocktragenden Männern ausweichen oder sie nicht kontaktieren ("anmachen"/begehren), weil sie befürchten, daß sie schwul sind, sondern eher,weil sie Angst haben, in Begleitung eines Rockträger Gelächter auf der Straße und/oder Tratsch in der Nachbarschaft ausgesetzt zu sein und/oder ihnen die Erfahrungswerte mit Rockträgern fehlen.¹. So Viele sind wir bekanntlich nicht.
Der Hauptgrund, daß Rockträger für schwul gehalten werden, sind meiner Erfahrung nach Männer. Mich hat noch keine Frau als schwul "beschimpft" – es waren ausschließlich Männer. Und vielleicht sind viele Frauen doch noch nicht so stark, daß sie über solchen "Vorwürfen" darüberstehen können.² Mich würde es auch verletzen und erzürnen, würde meine Frau/Freundin auf offener Straße als Nutte oder fette Sau beschimpft oder einfach nur angestarrt werden; etwas, das leider immer noch allgegenwärtig ist – gerade in (halb)geschlossenen Räumen wie z. B. öffentlichen Verkehrsmitteln.

Ich bezweifle auch, daß es um die "richtige" Reaktion geht. Natürlich wirkt ein "Such Dir einen anderen A.sch!" sehr schlagfertig und vor dem Fragenden sehr souverän. Womöglich steht er auch vor seiner Gruppe wie ein ein Depp da (weil Andere sich nicht zu fragen trauten).
Aber für mich schmeckt es nach Vorurteil mit Vorurteil beantworten. Ich finde es nicht wirklich hilfreich. Für den Moment, weil man sich ein Proiblem kurzzeitig vom Hals geschafft hat, schon. Langfristig weniger, weil das Problem schon an der nächsten Straßenecke wieder auftauchen kann.

Wir müssen lernen, mit diesen Anfeindungen, die in der Regel Vorurteile, die sich nicht gegen uns persönlich richten, sind, umzugehen. Wir stehen – womöglich für viele Andere – im Mittelpunkt.
Wer das nicht aushält, soll es bleiben lassen; denn der Weg zur Massenkompatibilität ist noch ein weiter.

Rainald Grebe: Massenkompatibel

__________
¹ Ich empfehle dazu den Beitrag von Dr. Heizer, der die Skepsis der Partnerin und die Entwicklung sehr schön darstellt.

² Meine Ex-Freundin, ich schrieb es hier schon einmal, lebte zu der Zeit, als wir zusammen waren, in einer Kleinstadt. Wir führten eine Fernbeziehung. Garniert mit einem schwierigen familiären Umfeld wollte sie nicht, daß ich mich dort im Rock bewege. Außerhalb dieser Kleinstadt/ihres Umfelds war es ihr egal.

androgyn

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #8 am: 21.06.2015 09:29 »
Ich glaube übrigens nicht, daß Frauen rocktragenden Männern ausweichen oder sie nicht kontaktieren ("anmachen"/begehren), weil sie befürchten, daß sie schwul sind,
Hallo Ben,
Männer, die Röcke die tragen, oder sich feminin kleiden, finden die Frauen faszinierend aber gleichzeitig abtörnend.
Um die Sehgewohnheiten flächendeckend zu verschieben müssen das 1. die Mehrheit der Männer tun, damit Frauen gezwungen sind, sich umzuorientieren. Tun das noch zu wenige, werden sich Frauen den araischen Mann angeln und als Partner wählen. 2. Wäre eine längere Zeit der Asexualität von nöten, die sich Männer natürlich nicht aussetzen möchte und darum lieber wieder die alte Rolle spielen, um an die Frau zu kommen. In Japan sieht man unter den männlichen Jugendlichen, die sich als Grasfresser bezeichnen, ein ähnliches Phänomen, der zwar nichts mit Röcken zu tun hat aber doch mit dem Rollenverständnis, das sie nicht mehr erfüllen können und wollen. Da es überwiegend noch die Männer sind, die die Frauen ansprechen und umwerben, gab es mit der Übersetzung männlicher Kleidung in die Damenmode, wie etwa der Hose keine Probleme in der Frauenemanzipation, als wie, wenn Männer sich weiblich Konnotiertes aneignen. Da es aber bspw. wie in Schweden das Risiko sich für Männer einer Falschbeschuldgigung gegenüber Frauen erhöht, sind mehr Frauen gezwungen auch mal einen Mann anzuquatschen. Das wäre eine Chance für männliche Rockträger auch bei Frauen ohne viel Aufwand und Aufklärung zu punkten. Immer wenn eine Tür geschlossen wird, öffnen sich ungewollt zwei andere.

sondern eher,weil sie Angst haben, in Begleitung eines Rockträger Gelächter auf der Straße und/oder Tratsch in der Nachbarschaft ausgesetzt zu sein und/oder ihnen die Erfahrungswerte mit Rockträgern fehlen.¹. So Viele sind wir bekanntlich nicht.
Was denkst du, wer der größte Gegner der Frauenemanzipation war und als sich Frauen die Hosen erkämpften? Es waren die Frauen selber und die wenigsten Männer, da es das Bild ihres Frausein und der Untergebenheit gegenüber ihres Mannes infrage stellte. So verhält es sich unter Männern, wenn sich ein vermeintlich femininer Mann sich unter diese Gruppe begibt. Es war übrigens nicht Monroe und wie sie alle hießen, sondern George Sand, die als Erste Hosen anzog, poralisierte und provokante gesellschatliche Literatur über das Frauenverständnis verfasste. Ich wurde auch schon als die männliche George Sand bezeichnet. Ich bin heute nichts anderes als eine mutige Frau im 18.Jhd. So die Antwort.

Der Hauptgrund, daß Rockträger für schwul gehalten werden, sind meiner Erfahrung nach Männer. Mich hat noch keine Frau als schwul "beschimpft" – es waren ausschließlich Männer.
Was Frauen nicht aussprechen, heißt noch lange nicht, dass sie es nicht denken. Ich hatte meine Letzte gefragt, ob sie mich für schwul gehalten habe, als sie mich gedated hatte. Sie hatte es bejaht. Erst im Gespräch hat sich ihr Bild korrigiert. Ich muss dazusagen, mit Männerröcken und Kilts passiert das nicht unbedingt, da die Variante bei den Frauen noch gerade so akzeptiert wird.
Wie geschrieben, Frauen waren auch die eigenen Feinde der Frauenemanzipation und beschimpften ihre Geschlechtsgenossinnen als Verräterin, Emanzen, Mannsweiber oder Kampflesben. "Schau dir nur die schwulen Weiber an", Ein sehr tiefgreifender und offebahrender Satz, in der Geschichte des Feminismus.

Und vielleicht sind viele Frauen doch noch nicht so stark, daß sie über solchen "Vorwürfen" darüberstehen können.² Mich würde es auch verletzen und erzürnen, würde meine Frau/Freundin auf offener Straße als Nutte oder fette Sau beschimpft oder einfach nur angestarrt werden; etwas, das leider immer noch allgegenwärtig ist – gerade in (halb)geschlossenen Räumen wie z. B. öffentlichen Verkehrsmitteln.
Das sind aber zwei verschiedene Dinge. Deine schlanke Freundin würde niemand als fette Sau bezeichnen.
Eine dicke Frau als dick zu bezeichnen ist kein Vorwurf, sondern eine Beleidigung, auch wenn es auf der tatsache beruht, sofern sie sich als solches auch nicht fühlt. Das gilt ebenso für "Bohnenstangen".
Würde sie im knappen Mini und Lacklederstiefel rumlaufen, könnte das Hurenklischee greifen. Dem gegenüber steht aber auch der modisch vermeintlich schwule Mann.

Ich bezweifle auch, daß es um die "richtige" Reaktion geht. Natürlich wirkt ein "Such Dir einen anderen A.sch!" sehr schlagfertig und vor dem Fragenden sehr souverän.
Naja...dazu noch die passende Körperhaltung und du bist wirklich der Arsch, der augezogen wird. Sich selber als Arsch zu bezeichnen zeugt nicht gerade von cleverness. Ich lache erstmal immer über solche Zeitgenossen. Dann ist Verwirrung stiften angesagt, bis der "Feind" mürbe ist. Aber meist gehe ich lächelnd, glücklich vorbei. Das ärgert die viele noch mehr, wenn man keine Angriffsfläche bietet.

Womöglich steht er auch vor seiner Gruppe wie ein ein Depp da (weil Andere sich nicht zu fragen trauten).
puhh...schwierig. Die Jungs sind nicht so blöd und auch schlagfertig geworden. Mindestens einer befindet sich immer in der Gruppe. das kannn zu iksussionen ausarten, oder wo du dann unbeholfen doch den kürzeren ziehst.

Aber für mich schmeckt es nach Vorurteil mit Vorurteil beantworten.
weil das Problem schon an der nächsten Straßenecke wieder auftauchen kann.
Deine Befürchtung ist, dass sich das rumspricht und bei den Frauen die Runde macht, wenn du das Voruteil bedienst, richtig?

Wir müssen lernen, mit diesen Anfeindungen, die in der Regel Vorurteile, die sich nicht gegen uns persönlich richten, sind, umzugehen
Nein, nicht damit umgehen zu lernen, das ist Resignierung, sondern gegen Sexismus und Geschechterdiskriminierung kämpfen. Ihr duldet es schon seit wie vielen Jahen? Und nichts hat sich geändert. Dass Männer weiblich konnotiertes tragen dürfen, muss zum politischen Podium gemacht werden. Egal, ob es vereinzelte nicht brauchen oder überflüssig finden. Befasst euch mit Frauenemanzipation und nicht erst die ab der 60er. Das waren nur Nachzügler. Ihr seit welche der ersten Stunde und damit Wegbereiter. Die ersten Frauen dürften genauso Wenige gewesen sein und haben trotzdem etwas erreicht.

. Wir stehen – womöglich für viele Andere – im Mittelpunkt.
Wer das nicht aushält, soll es bleiben lassen; denn der Weg zur Massenkompatibilität ist noch ein weiter.
Natürlich. Das ist Fakt. Aber das ist auch der Kick. Weibliche Kleidung ist aufälliger,poralisiert mehr und stellt die Geschlechter mehr infrage, als dass es stinknormale Männerkleidung macht.

Offline MAS

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #9 am: 21.06.2015 10:44 »
Lieber Ben,

ich finde Deinen Beitrag sehr gut!

Ich denke auch, wenn ich auf Schwuchtelrufe antworte wie "Nein, damit kann ich leider nicht dienen, musst Dir einen anderen Partner suchen" mag das zwar witzig sein, mag den Beleidiger in die Defensive drängen oder ihn erst recht aggressiv machen, aber seine Diffamierung von Homosexuellen schafft das nicht ab. Meine Antwort "ab in die Klapse mit Dir" war auch nicht besser, sondern eine spontane Reaktion darauf, dass er mich auch irgendwohin schicken wollte, ins KZ ode so. Eigentlich hätte ich rufen sollen: "Stop, komm mal zurück und erkläre, was Du willst" oder so. Hätte er das gemacht, hätte ich aber meine Bahn verpasst.

Es gibt da glaube ich keine Patentlösung, aber alles, was so einen Schwuchtelrufer zum Nachdenken bringt, ist gut, was ihn nur aggressvier macht, und sei es ein Gefühl der intellektuellen Niederlage, ist kontraproduktiv.

Und ja, Reinhald Grebe: auf den habe ich auch schon mal verwiesen. Der Mann ist super!

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Offline cephalus

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #10 am: 21.06.2015 15:07 »
Wir müssen lernen, mit diesen Anfeindungen, die in der Regel Vorurteile, die sich nicht gegen uns persönlich richten, sind, umzugehen. Wir stehen – womöglich für viele Andere – im Mittelpunkt.
Wer das nicht aushält, soll es bleiben lassen; denn der Weg zur Massenkompatibilität ist noch ein weiter.

Hallo Ben,
leider beschreibst Du (d)eine Realität, dass man im Mittelpunkt, eben auch für Anfeindungen steht und akzeptieren und in der Lage sein muss damit um zu gehen.

Ich bin weder willens noch unbedingt in der Lage damit umzugehen, und habe daher auch lange Zeit meines Lebens komplett auf Röcke verzichtet, und tue es auch heute noch, wenn ich eine erhöhte Gefahr in dieser Richtung aufgrund von Ort oder Situation sehe.

Aber, vielleicht natürlich auch aufgrund dieser "Vorsichtsmaßnahme", habe ich noch nie derartige Erlebnisse gehabt - direkte offene Kritik ("geht ja garnicht...", "sieht ja unmöglich aus...") die mich absolut nicht belastet, schon, aber nichts auf genanten Niveau.

Ich erlebe eine andere Realität - würde ich öfters erleben, was Du oder Michael beschrieben habt, würde ich Röcke, außerhlab meiner Wände, sicher bleiben lassen.

Wenig altruistisch, aber ich trage Röcke nicht aus "höheren Zielen", "Sendungsbewusstsein" oder was auch immer, sondern nur für meinen eigenen Spaß, meine Bequemlichkeit usw. Wenn die Rechnung für mich nicht mehr aufgeht, dann eben nicht.

Den genannten Leuten oder Vorurteilen entgegentreten sehe ich ich für mich schon als wichtig an, aber nicht auf dem Weg, dass ich mich dazu vorher in eine mögliche Opferrolle bringe.

VG
Cephalus

Offline MAS

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #11 am: 21.06.2015 15:15 »
Zitat
Ich erlebe eine andere Realität - würde ich öfters erleben, was Du oder Michael beschrieben habt, würde ich Röcke, außerhlab meiner Wände, sicher bleiben lassen.

Lieber Cephalus,

das mit dem Radfahrer war mal ein Beispiel einer Situation, wie sie fast gar nie vorkommt. Jetzt kam sie mal vor, und ich habe davon berichtet. Mein Alltag im Rock sieht aber ganz anders aus. Da erlebe ich Toleranz und Respekt, wenn auch keine Nachahmer, die mich als Vorbild in Kleindungsfragen nähmen.

LG, Michael
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Tho88239

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #12 am: 21.06.2015 16:36 »
Ihr dürft nicht vergessen viele Leute sind es nicht gewohnt wenn Mann Mit Rock oder Kleid herumläuft,
weil es einfach im Laden keine Röcke in der Herrenabteilung gibt, und Kleider schon gar nicht
Es gibt gruppen von Leute die uns in eine Schublade stecken Wer einen Rock Oder Kleid Trägt ist automatisch Schwul !
An der Gesellschaft können wir nichts Ändern !
Es müsse normal sein das Röcke in der Herrenabteilung Hängen ! 

Offline high4all

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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #13 am: 21.06.2015 16:53 »
Zitat
Ich erlebe eine andere Realität - würde ich öfters erleben, was Du oder Michael beschrieben habt, würde ich Röcke, außerhlab meiner Wände, sicher bleiben lassen.

Lieber Cephalus,

das mit dem Radfahrer war mal ein Beispiel einer Situation, wie sie fast gar nie vorkommt. Jetzt kam sie mal vor, und ich habe davon berichtet. Mein Alltag im Rock sieht aber ganz anders aus. Da erlebe ich Toleranz und Respekt, wenn auch keine Nachahmer, die mich als Vorbild in Kleindungsfragen nähmen.

LG, Michael

Lieber Michael,
so schlimm die Erlebnisse von Dir und Ben (in einem anderen Thread geschildert) waren, wir dürfen sie dennoch nicht überbewerten. Sonst kommen wir in die Gefahr, in vorauseilendem Gehorsam "undercover"-Rocker zu werden. Also Röcke nur dann tragen, wenn es ungefährlich ist. Mit der Zeit ziehen wir die Schmerzgrenze immer enger, bis wir nur noch in Hosen vor die Tür gehen und vollends in der Masse untergehen.

Jeder von uns muss sich immer wieder neu für den Rock entscheiden, weil es nicht Mainstream für Männer ist. Auch wenn sich Routine einstellt, müssen wir wachsam gegenüber den Versuchen sein, die Freiheit der Kleiderwahl einzuschränken. Und solche Angriffe und Verbalattacken sind ein Angriff auf unsere Freiheit und die von anderen Menschen. Denn wer intolerant gegenüber unserer Kleidung ist, ist es auch gegenüber anderen Dingen oder Menschen. Wenn wir zu schnell nachgeben, haben wir erstmal Terrain verloren und müssen uns das mühsam wieder erkämpfen.

Das alles kostet viel Kraft. Deshalb ist dieses Forum wichtig, damit wir uns gegenseitig ermutigen zum Durchhalten. Die modischen Detailfragen, bei denen wir uns oft in die Wolle kriegen, sind unwichtig, wenn wir an das Ziel des Fourms denken: Freiheit in der Wahl der Kleidung für Männer.

Zitat aus den Zielen:

"Hier gibt es einen Misstand, den es zu ändern gilt. Wir leben in einer hochtechnisierten modernen Welt, in der es auch Männern ermöglicht werden muss, frei zu wählen ob Sie einen Rock oder eine Hose tragen möchten, ohne die Befürchtung haben zu müssen dadurch ins gesellschaftliche Abseits zu geraten.

Diese Webseite soll allen Interessierten helfen, sich zu informieren und auszutauschen. Gemeinsam werden wir das Ziel der modischen Freiheit erreichen können."


Die "Gründerväter" haben, so finde ich, ganz bewußt von der modischen Freiheit als Ziel geschrieben. Das geht über das reine Tragen von Röcken hinaus.

LG
Hajo
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Re: Rock, schwul, Zusammenhang?
« Antwort #14 am: 21.06.2015 18:20 »
Zitat
Ich erlebe eine andere Realität - würde ich öfters erleben, was Du oder Michael beschrieben habt, würde ich Röcke, außerhlab meiner Wände, sicher bleiben lassen.

Lieber Cephalus,

das mit dem Radfahrer war mal ein Beispiel einer Situation, wie sie fast gar nie vorkommt. Jetzt kam sie mal vor, und ich habe davon berichtet. Mein Alltag im Rock sieht aber ganz anders aus. Da erlebe ich Toleranz und Respekt, wenn auch keine Nachahmer, die mich als Vorbild in Kleindungsfragen nähmen.

LG, Michael

Lieber Michael,
so schlimm die Erlebnisse von Dir und Ben (in einem anderen Thread geschildert) waren, wir dürfen sie dennoch nicht überbewerten. Sonst kommen wir in die Gefahr, in vorauseilendem Gehorsam "undercover"-Rocker zu werden. Also Röcke nur dann tragen, wenn es ungefährlich ist. Mit der Zeit ziehen wir die Schmerzgrenze immer enger, bis wir nur noch in Hosen vor die Tür gehen und vollends in der Masse untergehen.

Jeder von uns muss sich immer wieder neu für den Rock entscheiden, weil es nicht Mainstream für Männer ist. Auch wenn sich Routine einstellt, müssen wir wachsam gegenüber den Versuchen sein, die Freiheit der Kleiderwahl einzuschränken. Und solche Angriffe und Verbalattacken sind ein Angriff auf unsere Freiheit und die von anderen Menschen. Denn wer intolerant gegenüber unserer Kleidung ist, ist es auch gegenüber anderen Dingen oder Menschen. Wenn wir zu schnell nachgeben, haben wir erstmal Terrain verloren und müssen uns das mühsam wieder erkämpfen.

Das alles kostet viel Kraft. Deshalb ist dieses Forum wichtig, damit wir uns gegenseitig ermutigen zum Durchhalten. Die modischen Detailfragen, bei denen wir uns oft in die Wolle kriegen, sind unwichtig, wenn wir an das Ziel des Fourms denken: Freiheit in der Wahl der Kleidung für Männer.

Zitat aus den Zielen:

"Hier gibt es einen Misstand, den es zu ändern gilt. Wir leben in einer hochtechnisierten modernen Welt, in der es auch Männern ermöglicht werden muss, frei zu wählen ob Sie einen Rock oder eine Hose tragen möchten, ohne die Befürchtung haben zu müssen dadurch ins gesellschaftliche Abseits zu geraten.

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Die "Gründerväter" haben, so finde ich, ganz bewußt von der modischen Freiheit als Ziel geschrieben. Das geht über das reine Tragen von Röcken hinaus.

LG
Hajo


Lieber Hajo,

ich schrieb ja: Es ist nicht der Alltag. Insofern schüchtert mich so ein Erlebnis auch nicht ein.

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