Übernahme von diesem Thread:
http://www.rockmode.de/index.php?topic=2872.msg64126#msg641261. Komisch nur, dass er diese warme Hose den ganzen Abend anließ. Als ich sagte, ich hätte ihm ja mal einen Rock mitbringen können, winkte er aber ab.
2. der Gedanke, dass der Rock auch was für ihn wäre, liegt ihm fern. Und so geht es fast allen Männern die ich kenne.
3. Ich trage meine Röcke in dem Bewusstsein, damit niemanden angreifen zu wollen, auch nicht die Konservativen.
4. Ich lasse jedem das seine, auch wenn mir diese Sturheit schon auf den Keks geht.
5. Wenn mich jemand für verrückt hält, denke ich, besser verrückt in diesem Sinne als gefangen in sturem Konservativismus.
6. Das kann man dann auch jemandem sagen, wenn es sein muss. Sei einfach freundlich zu den Leuten, aber weise sie gelegentich in ihre Grenzen. Das ist dann schon alles.
LG, Michael
Hallo Michael,
1. die Mehrheit der Männer will keinen Rock tragen. Die gleichen Raektionen sind mir bisher auch immer von Männern wiederfahren, auch wenn sie es an mir akzeptieren. SIe haben schlicht kein Bedürfnis danach. Ich habe über den Zeitraum, da ich auch selber Rock trage, eine andere Vermutung über männliches Rocktragen und was da noch alles nach sich zieht. Das aufzuschreiben, würde hier aber eine heftige Debatte auslösen. Wem es interessiert braucht sich nur mal die Motivationen von FzM Personen anschauen. Warum sollten sie sich einschränken, wenn sie eh von der Norm abweichen oder vorher mehr Kleiderfreiheiten hatten oder kennenlernen durften, im Gegensatz zu Männer?
2. Wenn Männer unbedingt Röcke tragen wöllten, hätten sie es unlängst beansprucht. Niemand verbietet es ihnen. Alles nur auf die männliche Sozialisation zu schieben dürfte nicht der alleinige Grund sein.
3. Ein Rock ist keine Waffe. Man tut damit auch niemanden weh. Wenn sich Konservative angriffen fühlen, dann nur, weil sie sich angegriffen fühlen wollen und einen Aufhänger suchen.
4. Als Sturheit werte ich es nur, wenn mir aufgezwungen wird, dass ich als Mann Hosen zu tragen habe. Wenn die meisten Männer keinen Rock tragen wollen, dann ist das so und keine Sturheit. Sonst könnte man Sturheit auch auf High-Heels oder Kleider ausweiten und jemanden vorwerfen.
5. Ja, Gegenstatements helfen oft, um Kritiker in ihre Schranken zu weißen, obwohl ich Erklärungen für mein Tun immer seltener benötige oder keinen Grund darin sehe, mich zu rechtfertigen.
6. Wenn es mal vorkommt, dann kommt es meist von den "Normalos", die uns "sanft" unsere Grenzen aufzeigen versuchen, was sich gehört und was nicht. Davon sind auch konservative Rock/Kiltträger, die sich an Stereotype klammern, nicht befreit.
Gruß
Guten Morgen Nico,
ich kann ja auch mal punkteweise antworten:
1. Doch, das wäre schon interessant, Deine Interpretation des männlichen Nicht-Wunsches, Röcke zu tragen, zu lesen.
Meines Erachtens haben die meisten Männer Angst vor einer gesellschaftlichen Kastration. Röcke sind für sie - und auch für manche Frauen - in erster Linie Kleidungsstücke, die weibliches Sexapeal betonen und Frauen für Männer sexuell anzoehend machen sollen. Einen Rock anzuziehen würde für sie bedeuten, die weibliche Rolle anzunehmen oder zumindest bei anderen den Eindruck zu erwecken, als wollten sie das tun.
Das männliche Unmarkierte, um mit der von Dir so geschäzten Frau Finken zu sprechen, ist für viele das Menschliche ohne sexuelle Konotation. Das Weibliche ist das Spezielle. Eine Frau, die Hosen trägt, wird also nicht männlich, sondern neutral, ein Mann der Röcke trägt, wird nicht neutral, sondern weiblich. Männer als das neutrale Geschlecht sind danach die Träger des eigentlich Menschlichen, dem sich Frauen als Auch-Menschen ruhig hosentragend anschließen dürfen, aber die Frauen haben eben zusätzlich das Weibliche, das den Zweck hat, dem Mann zu gefallen.
Die meisten Männer sind sich dessen aber nicht bewusst, sondern haben es internalisiert als quasi normale Wertung, die sie nicht als solche wahrnehmen, sondern unreflektiert gefühlsmäßig leben.
2. Es wird ihnen verboten durch die oben beschriebene internalisierte Wertung, gewisseremaßen intrinsisch, wenn auch durch Sozialisation verursacht.
3. In den Augen mancher konservativer Menschen ist alles menschliche Verhalten eine Provokation oder ein Angriff, dass ihren Seh- und Denkgewohnheiten widerspricht. So kommt es zu Xenophobie, also der Ablehnung von Fremdem, Ungewohntem.
4. Mit "Sturheit" meine ich, stur auf etwas zu beharren, nicht flexibel zu sein, keine Alternativen in Betracht zu ziehen.
5. Als ich mit dem Röcketragen 1999 anfing, bin ich offensiv auf Freunde und Bekannte zugegangen und habe sie um ihre Meinungen gefragt. Die waren großenteils positiv oder zumindest neutral, zum kleinen Teil negativ. Inzwischen tue ich das nicht mehr, sondern trage einfach meine Röcke. Aber wenn jemand fragt oder seine Meinung äußert, sage ich ihm*ihr meine Meinung. In letzter Zeit gehe ich aber auch mal ungefragt auf das Thema ein, z.B. indem ich mich in der Uni meinen Studierenden als begeisterten Rockträger vorstelle.
6. Ja, das sehe ich auch so.
Noch was zu 1.: Wir haben einen anderen Zugang zu den Röcken, den man wohl dreiteilen kann:
a. Wir sehen in Röcken neutrale Kleidungsstücke für alle Geschlechter.
b. Wir sehen in Röcken männliche Kleidungsstücke mit langer männlicher Tradition, die in Europa nur leider weitgehend vergessen wurde.
c. Wir sehen in Rocken zwar feminine Kleidungsstücke, was uns aber nicht abschreckt, sondern eher anzieht, weil wir gerne mit den Geschlechtergrenzen spielen.
Da kann ja jeder mal gucken, wo er sich einordnet.
LG, Michael