Hallo Michael!
Ja, ich weiß dass du so denkst, eigentlich sind es wohl sehr viele die so denken.... Ist schon O.K.
Ich selber bin da aber ganz anders. Ich frage mich immer wenn ich eine (wissenschaftliche) These irgendwo lese die mich Interessiert "kann das überhaupt sein?, oder wie kann so etwas funktionieren?, oder was ist darüberhinaus? Auch wenn ich nicht die Möglichkeiten habe es nachzuprüfen beschäftige ich dadurch aber meinen Geist. Ich frage mich z.b. auch ist dass da wirklich gefährlich, oder kann ich es irgendwie umgehen? Viele dieser Fragen kommen mir dann auf Umwege in meinem täglichen Leben zugute.
Es geht mir nicht darum diese oder jene Methode anzuzweifeln, und somit die Menschen die sie anwenden, sondern kann ich diese Methoden Sinnvoll in mein Leben einbauen? Oder sind dazu vielleicht noch kleine Korrekturen notwendig?....
Mir persönlich ist lieber ein Mensch der von sich behauptet er glaubt z.b. an ein Einhorn, als Menschen die ständig irgendeinen Link stellvertretend für ihre Meinung setzen.
Liebe Grüße Harry 
Lieber Harry,
was ich z.B. meinte: Ich weiß sozusagen nur aus zweiter Hand, dass Heroin ein letztlich tödliches Rauschgift ist. Das will ich dann nicht selber ausprobiere, um zu überprüfen, ob das stimmt. Es gibt aber natürlich auch Fälle, in denen ich lieber selber prüfe, klar, wenn ich die Gefahr als nicht so hoch einschätze. So wollte ich als Jugendlicher so oft gerne mit meinen in den Wald, die dann oft sagten, das sei gerade zu matschig. Dann bin ich selber los gegangen und empfand es gar nicht als zu matschig.
Mit den Links hat es folgendes auf sich: Wenn ich mein Wissen über Zusammenhänge, die andere mit viel Zeit- und Geldaufand erforscht haben, aus Quellen habe, wie z.B. Texten in Büchern oder Internetseiten oder aus Filmen, dann kann ich selber zusammenfassen, was ich da gelesen oder gesehen habe oder ich kann einen Link setzen, damit der Gesorächspartner selber lesen oder gucken kann. Dann kann er sich selber ein Bild davon machen und ich nicht auf meine Filterung angewiesen. (Manchmal ist es natürlich auch einfach nur Bequemlichkeit.)
Es gibt aber auch vieles, was ich mal gelernt habe, was ein fester Bestandteil meines Weltbildes geworden ist, das ich aber nicht mehr so schnell irgedendwo wieder finde. Dann fasse ich es eben in meine eigenen Worte.
Und es gibt Wissensanteile, die ich aus eigener Erfahrung habe. Was heißt aber "eigene Erfahrung"? Eine subjektive Erfahrung ist was anderes als eine methodische Erfahrung in empirischer Forschung, und eine Meditationserfahrung oder eine religiöse Erfahrung ist noch wieder was anderes. Und jede Erfahrung wird duch meine Persönlichkeit gefiltert und gefärbt. Im Grunde sind ja alle Wahrnehmungen Konstrukte unseres Geistes.
Was meines Erachtens wichtig ist, ist, die verschiedenen Arten von Erfahrung voneinander zu unterscheiden und nicht das eigene Wissen als Allgemeinwissen auszugeben, sondern zu sagen, wie man zu diesem Wissen kam, z.B. durch Lesen, durchs Studium, durch Meditation, durch ein Alltagserlebnis usw. Die eigene Postion zu der Wissensquelle ist auch wichtig, also die Perspektive. Und die Interessen, mit denen man an den Wissenserwerb heranging und mit denen man das Wissen weitergeben will.
LG!
Michael