Hallo popolus,
Ich nutzte im Anschluss auch gleich die Gelegenheit, meine Frau auf den Urlaub anzusprechen. Da wir recht weit fortfahren, wird uns dort mit Sicherheit keiner kennen oder jemals wieder begegnen. Das reichte meiner Frau leider nicht als Argument. Sie will keinesfalls mit mir im Rock irgendwo gesehen werden.
Und genau das ist der Kern des Problems. Deine Frau hat Angst vor den Anderen - davor, was sie denken und davor, was sie sagen könnten. Über dich und über sie. Wir wissen ja alle aus eigener Erfahrung, wie stark solche Ängste sein können und wie wenig man mit sachlichen Argumenten dagegen tun kann. Wir selbst können unsere Ängste überwinden, weil wir ein starkes Interesse am Rocktragen haben, aber unsere Partner können das nicht. Solange diese Ängste bestehen, wird deine Frau dich nicht in die Öffentlichkeit begleiten wollen und solange sie nicht positive Erfahrungen in der Öffentlichkeit macht, bleiben die Ängste bestehen - ein klassischer Teufelskreis.
Es gibt sicher mehrere Möglichkeiten, da herauszukommen, aber von dieser würde ich abraten:
Meine Frau wird in dieser Zeit wohl nicht um das Thema herum kommen. Da finde ich sicher Wege, das Ganze am Köcheln zu halten. Vielleicht schaffe ich es ja sogar, sie in den 3 Jahren weich zu kochen.
Ich kenne deine Frau jetzt nicht und jeder ist anders, aber ich fürchte dass "weichkochen" eher dazu führt, dass deiner Frau das Thema Rock ziemlich schnell furchtbar auf die Nerven geht und du das Thema gar nicht mehr ansprechen kannst. Geschweige denn im Rock akzeptiert wirst.
Was bei dir der richtige Weg sein könnte, weisst du aber sicher selbst am besten, wir können da nur Ideen liefern. Ein paar Ideen von meiner Seite:
- Du scheinst einige sehr feminine Röcke zu haben - Skaterröcke, Vokuhilas und ähnliches sind schon sehr feminin und damit auch sehr auffallend. Die würde ich erstmal weglassen und stattdessen auf dezente Röcke setzen. Sprich: Schwarz, lang, unauffällig. Denim statt Tüll. Nichts schwingendes, keine Spitze..
- Nicht großartig um Erlaubnis fragen. Deine Frau hat vermutlich auch Angst davor, dass du kein Mann mehr bist, also sei ein Mann. Motto beim nächsten gemeinsamen Termin: "Ich zieh jetzt einen Rock an, wenn dir das nicht passt, dann bleib zu Hause". Das kann natürlich auch nach hinten losgehen...
- Die Ängste deiner Frau werden aus der ungewohnten Situation gespeist. Eine Strategie könnte daher sein, sie erst einmal zu Hause an das Bild zu gewöhnen. Das kann bei der ablehnenden Haltung deiner Frau aber nur funktionieren, wenn du dich am Anfang auf einen Rock (oder etwas rockähnliches) beschränkst, das gerade noch akzeptiert wird. Zur Not erstmal einen einfachen Rock über einer Hose. Oder einen Sarong.
- Eine zentrale Angst deiner Frau dürfte sein, dass du anders bist, dass du eben von der Norm abweichst. Um den Konflikt von den Röcken wegzubringen und gleichzeitig den Röcken den Weg etwas zu ebnen, könntest du erst einmal in anderen, "harmloseren" Dingen anders sein. Meine Frau hatte sich bspw. im Vorfeld schon an barfuß und Nagellack gewöhnt, so dass es für sie nicht mehr ungewöhnlich war, jemanden an ihrer Seite zu haben, der nicht der Norm entspricht. Ich denke ohne diese Entwicklung wäre die Situation bei mir ähnlich wie bei dir. Ob das für dich noch eine Möglichkeit ist, kann ich nicht sagen, ich wollte aber mal darauf hinweisen. Da du ja bereits einen Rock-Konflikt hast, könnte ein zusätzliches "abweichendes Verhalten" auch leicht nach hinten losgehen und zu "Jetzt spinnt er komplett" führen.

- Bei eventuellen Diskussionen finde ich, dass das stärkste Argument immer noch ist: "Ich sage dir nicht, was du anziehen sollst, warum willst du mir das dann vorschreiben?". Alternativ, wenn's passt: "Mir gefällt es auch nicht, wenn du Hosen anhast, aber verbiete ich dir das? Nein? Warum willst du mir dann etwas verbieten?".
- Wenn du mit deiner Frau in Hosen unterwegs bist und ihr zufällig einen anderen Mann im Rock sehen oder treffen würdet, könnte das die Haltung deiner Frau positiv beeinflussen. Ebenso, wenn sie Promis im Rock sehen würde. Wer weiß, vielleicht sitzt beim nächsten Restaurantbesuch ja ein Mann im Rock am Nebentisch...

Wo wohnt ihr noch gleich?

- Deine Frau hat doch bestimmt engere Freundinnen. Deren Meinung ist besonders wichtig, wenn du die auf deine Seite bringen könntest, wäre das ein wichtiger Schritt...
- Packe deine Koffer selbst.
Außerdem hat sie mich überzeugt, dass unser Sohn wohl ein gewaltiges Problem mit mir im Rock hätte. Er kann es schon gar nicht verstehen, wenn ich Strings als Unterwäsche trage.
Hast du mit deinem Sohn darüber geredet? Es wundert mich schon sehr, dass deine Frau dem Thema Rock so ablehnend gegenüber steht, aber dann mit deinem Sohn darüber redet. Selbst wenn sie es getan hat, könnte man auf die Idee kommen, dass sie es getan hat, um ihn auf "ihre Seite" zu ziehen.
Und deine Unterwäsche ist doch allein deine Sache. Die sieht man nicht in der Öffentlichkeit, also warum sollte das Frau und Sohn interessieren? Wenn dein Sohn allen Ernstes damit ein Problem hat, dass du einen Herrenstring trägst, wird es vielleicht Zeit für ein klärendes Vater-Sohn Gespräch. Ich trage auch Strings (aus beiden Abteilungen), weil sie einfach viel bequemer sind und ich nicht ständig auf Nähten sitze. Diese funktionalen Argumente hat jeder in der Familie akzeptiert.
Mit mir im Rock unterwegs zu sein oder mich so den ganzen Tag um sich zu haben, wäre wieder eine ganz andere Hausnummer.
Das ist vor allem eins: Gewohnheit. Wir haben Angst vor dem Ungewohnten und die Angst verschwindet erst, wenn es für uns normal wird. Das gilt natürlich auch ganz besonders für Frau und Kind. Wenn du es schaffen würdest, dass du zu Hause im Rock herumlaufen kannst, wäre das ein wichtiger Schritt. Und sei es nur bei bestimmten Tätigkeiten oder zu bestimmten Zeiten. Sobald das dann zur Gewohnheit wird, kann sich das weiter entwickeln. Überhaupt denke ich, dass in deiner Situation eine Strategie der kleinen Schritte eher zum Erfolg führen würde.
Ich habe mich also überreden lassen und werde wohl nun die nächsten 3 Jahre bis zum Ende seiner Lehre darauf verzichten müssen, zu Hause oder gemeinsam unterwegs Röcke zu tragen.
Was vermutlich passieren wird, ist dass der Druck so groß wird, dass du immer mehr Möglichkeiten suchst, auszubrechen - was deine Frau dann mitbekommen und negativ interpretieren wird. Und was leider auch passieren wird, ist, dass sich bei dir der Gedanke immer mehr festbeißt, dass deine Frau dein Leben übermäßig bestimmt und dir etwas verbietet, was dich glücklich macht. Solche Gedanken fressen einen auf und deiner Frau sollte das bewußt sein. Wenn es nur um den Sohn geht, könnte sie ja den Rock auch akzeptieren, wenn ihr zu zweit unterwegs seid. Aber das geht ja auch nicht, woraus man schließen könnte, dass der Sohn gar nicht das Problem ist.
Zumindest habe ich jetzt erreicht, dass mir kein Vorwurf der Heimlichkeit gegenüber meiner Frau mehr gemacht werden kann. Nach meiner nächsten längeren Dienstreise, die ich vorhabe, während der Freizeit komplett im Rock zu verbringen, kann ich ihr dann ja auch mal von diesem Erlebnis berichten.
Weiß sie das schon? Denn wenn nicht, ist das Heimlichkeit. Ich würde ihr davon auch gar nicht berichten. Das ist dein Erlebnis und wenn sie es mit dir teilen möchte, wird sie fragen. Frage dich mal selbst, ob ein unaufgeforderter Bericht bei ihr Freude darüber auslösen würde, dass du ein schönes Erlebnis hattest. Wenn nein und wenn eher unterkühlte Reaktionen zu erwarten sind, überlege dir gut, ob du dir das schöne Erlebnis kaputtmachen lassen willst. Rein psychologisch gesehen: Sie hat eine starke Ablehnung gegen den Rock an dir aufgebaut und wenn du ihr nun von einem tollen Erlebnis im Rock berichtest, führt das zu einer heftigen kognitiven Dissonanz, die sie nur auflösen kann, indem sie entweder ihre Ablehnung aufgibt, oder das schöne Erlebnis zerstört. Ich weiß nicht, was wahrscheinlicher ist, aber ich weiß, was für sie einfacher ist...
Ich drücke dir auf jedem Fall kräftig die Daumen. Wie auch immer das weiter verlaufen wird, es wird der richtige Weg sein.

Nebenbei bemerkt: Es sollte irgendwie einen Event für uns rocktragende Männer geben. Es wäre doch toll, wenn man sich mal für ein Wochenende unbeschwert unter Gleichgesinnten bewegen und Erfahrungen austauschen könnte. Ja, ich kenne den Stammtisch - aber das ist eine Weltreise für mich und lohnt sich daher nicht. Mir schwebt da eher ein ganzes Wochenende vor, am Besten in einer Jugendherberge.