Bis jetzt bin ich von solchen Zweifeln verschont geblieben. Liegt vielleicht daran, daß ich nicht ständig 24/7 Röcke trage. Nach einem Arbeitstag in Hosen freue ich mich wieder auf den Feierabend im Rock.
Daran liegt es eher nicht, denn in dieser Hinsicht haben wir die gleichen Bedingungen.
Wo ist jetzt das Problem?
Hallo Micha,
wenn du ein Problem suchst, dann wünsch ich dir viel Spaß bei der Suche

Hajo hat die entsprechende Antwort darauf gegeben.
Aber es sind ja auch Gefühle, die mich zum Rocktragen bringen: Sehnsucht nach einer anderen Weise, mit Geschlechtsrollen umzugehen, Sehnsucht nach einer (auch gender)gerechten Welt, das Gefühl, Pionierarbeit zu leisten
Das aber, was du schreibst, ist nicht meine Antwort, sind nicht meine Gefühle, sondern das ist für mich ein rationales Durchdringen des Themas. Wenn in mir die Zweifel aufsteigen, dann hilft mir keine Sehnsucht nach einer "besseren" Welt. Ganz im Gegenteil: Ich quasi als männlicher Part von Alice Schwartzer? Nein, mir helfen diese "großen" Gedanken dabei nicht. Es liegt ganz im Kleinen, wie z.B.: Ich bücke mich, um irgendwas vom Boden aufzuheben. Ich spüre mit einer Hose ein Eingeschränktsein, einen widerspenstigen Stoff, der am Bein, am Knie reibt, nicht wild, aber spürbar. Eine Strumpfhose oder eine leichte Leggins ist dagegen wie eine zweite Haut. Es fühlt sich einfach bequemer und behaglicher an.
Mein weiblicher Anteil hat sich gerade am Prosecco verschluckt.
Der drückt sich nämlich u.a. durch das Tragen von Röcken aus und wäre überhaupt nicht begeistert davon, plötzlich darauf zu verzichten.
Also ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob ich durch das Tragen von Röcken meinen weiblichen Anteil ausdrücke. Dazu müsste ich auch abgrenzen können, wo denn mein männlicher und wo mein weiblicher Anteil liegt.
Röcke tragen ist außerdem auch ein Stück Freiheit, dass wir uns erobert haben
Diese Freiheit ist meine Selbstüberwindung. Es ist wie mit Lampenfieber. Das kann mit der Zeit nachlassen, bleibt aber doch immer irgendwo gegenwärtig.
Was mich interessieren würde: Wie denkt eine Frau, die tagein, tagaus Hose trägt und dann einmal im Jahr einen Rock anzieht oder anziehen muss? Null Zweifel über die ausgewählte Kombination? Null Zweifel, welches Erscheinungsbild sie in der Öffentlichkeit abgibt? Oder noch anders gefragt: Prinzipiell haben Frauen die Wahlfreiheit zwischen Rock und Hose. Aber müsste dann die Verteilung nicht 50/50 sein? Und hat oder erlaubt sich wirklich jede einzelne Frau diese Wahlfreiheit?
Gruß Matthias