Männermode war mal verschwenderisch geschnitten. Es gab Pluderhosen und Petticoat breeches. Es gab formale Kleidung mit kurzen Röcken und bunten Strumpfhosen.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Kleidung zeigte mit Stolz die Standeszugehörigkeit und den Wohlstand mit kostbaren Verzierungen und Brokat. Soldaten zogen manchmal bunt wie ein Papagei in den Krieg. Rote Uniformen wurden bevorzugt. Der Feind sollte sehen, mit wem er sich anlegte. Wie Hähne präsentierten sich Männer, um zu imponieren und sich wichtig zu machen. Natürlich gehörten auch hohe Blockabsätze zum Männer-Outfit. Extrem trieb es der Adel im Barock und Rokoko mit Langhaarperücken, gepuderten Gesichtern, Rouge und Schönheitspflästerchen. Und das haben sie nicht bei den Frauen abgeguckt. Männer waren die Stilikonen, nicht die Frauen, weswegen der Eindruck, sie seien effeminiert, falsch sein muss. Wir neigen halt zu dem Fehler, andere Zeiten aus dem Bauch heraus auf Basis der Prägungen durch die eigene Epoche zu beurteilen.
Heute sieht Männergarderobe total anders aus. Sie ist eher schlicht, dunkel, asketisch, sachlich, funktionell. Und mit dem Siegeszug der Sansculotten der Franz. Revolution wurden Röcke für Männer endgültig zum Tabu, weil sie zum Zeichen der Geschlechterhierarchie ausgebaut wurden. Aufwendige Kleider und später Korsetts wurden
„a powerful coercive apparatus in the control of women, and … was instrumental, indeed crucial, in the maintenance of hetero-patriarchal dominance“ (Leigh Summers, Bound to Please, 10).
Der zurückhaltende, dunkle Bekleidungsstil für Männer hält bis heute an. Der Stil und die Absicht dahinter wir in der Anthropologie und Psychologie als
Great Masculine Renunciation (GMR) definiert. Bereits 1930 schrieb J.C. Flügel:
“… men wear monotonous clothing in order to emphasize their seriousness, while women have their essential frivolity forced on them by means of dress they were expected to wear.“
Wenn heute gesagt wird: Farbe ist unseriös und unmännlich, genauso wie weite oder sehr kurze Hosen; und Röcke gehen bei Männern gar nicht, dann zeigt das die Stimmung unserer Zeit, die von der GMR geprägt ist. Dieser Blick auf die Dinge spiegelt mal wieder eine soziokulturelle Sichtweise, die frei von Biologie ist, denn sonst hätten Männer zu anderen Zeiten nicht anders leben können.
Röcke, Strumpfhosen, High Heels, bunte Farben und sogar Make-up (wie das Rokoko und Matriarchate zeigen) sind, je nach Ausführung, historisch belegte männliche Attribute.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Matriarchat: Mann der Woodabe (Niger) schminkt sich für die Braut
Mit Gender bending können sie wieder Einzug in unser Leben halten, denn aktuell werden sie allein von Frauen genutzt. Wir müssen nur das stillschweigende Übereinkommen mit dem GMR aufkündigen. Natürlich kann Mann auch im bunten Rock seriös, ernsthaft und verantwortlich sein. Zwischen uns und dem Rock steht nur der Mob und ein Vorurteil.