Was darf es denn sein? Unisex oder genderless?
Unisex meint Produkte, die für beide Geschlechter geeignet sind. Das gilt auch für Versicherungstarife. In Bezug auf Kleidung lese ich bei Wikipedia: „Die Zuordnung von Modeartikeln in den Unisexbereich unterliegt kulturellen und geschichtlichen Bedingungen und hängt vom Rollenverständnis, der Geschmacksbildung und praktischen Erwägungen ab. So können ursprünglich geschlechtsspezifisch zugeordnete Kleidungsstücke allmählich auch von anderen Geschlechtern übernommen werden, wie es etwa bei der Jeans der Fall ist.“ In diesem Sinne sind alle Röcke, FSH, High Heels, Nagellack etc. die uns stehen Unisexprodukte. Speziell bei Kleidern merke ich, dass die an mir ganz anders wirken als bei meiner Tochter. Die können an mir einfach nicht mehr weiblich sein. Für die Mitglieder dieses Forums stelle ich fest, dass es für euch keine Rolle spielt, für welche vermeintliche Zielgruppe ursprünglich die Konstrukteure und Marketingstrategen ein Produkt hergestellt haben. Wem es gefällt/passt, dann kauft ihr es.
Die Gleichberechtigung von Kleidung zwischen den Geschlechtern geht mir nicht weit genug, denn Grundlage der Unisexvereinbarung ist, dass es in Ordnung ist, wenn man auch Kleidung des anderen Geschlechts trägt. Ich lehne aber schon die Zuordnung zu einem Geschlecht ab, wenn sie nicht biologisch sinnvoll ist. Ein gutes Beispiel ist der BH, der eine geschlechtsspezifische Funktion hat. Die Fähigkeit eine ausgebildete Brust zu stützen macht ihn definitiv weiblich. Anders verhält es sich mit Hosen. Die waren nicht männlich belegt, weil Frauen da nicht ordentlich reinpassten, sondern um eine Hierarchie zu kennzeichnen und Machtverhältnisse festzulegen. Alle gesellschaftlichen Rollenzuweisungen folgen politischen, religiösen und anderen soziokulturellen Interessen. Sie sind willkürlich und austauschbar. Sie schaffen Geschlechtermerkmale, wo von Natur aus gar keine sind. Und weil sie künstlich sind müssen sie als Rollen, genauso wie eine Theaterrolle, gelernt werden. Rollen müssen gelernt werden, weil sie nicht zu unserer angeborenen Identität gehören. Die Schuluniform ist ein tägliches Training. Jeden Tag, wenn ein Mädchen den Schulrock anzieht, weiß sie, ich bin anders als die Jungs, ich habe andere Rechte und Pflichten. Rollen prägen durch tägliches Training. Aber wir können Rollen auch ablegen, so wie der Clown, der sich nach einem Auftritt wieder abschminkt. Das geht, solange wir noch nicht zu sehr geprägt sind bzw. wir uns einen freien Geist erhalten haben und einen kritischen Blick.
Ich will Kleidung, aber auch viele Verhaltensweisen von einer geschlechtlichen Vereinnahmung befreien. Ich finde, Mädchen sollten nicht davon abgehalten werden allzu frechen Jungs auch eins auf die Fresse geben zu dürfen. Aggression sollte nicht das Privileg eines Geschlechts sein, sondern ein Mittel, dessen Wahl sich für Menschen geschlechtsunabhängig aus einer bedrohlichen Situation ergibt.
Unisex beseitigt die Barrieren der Rollen. Sie werden überwindbar. Ich will darüber hinaus, dass auch die Rollen verschwinden, die uns einengen, damit Frauen und Männer sich neben ihrer Geschlechtlichkeit auch als Menschen entfalten können. Als Mensch bin ich mehr als eine Rolle und die Summe meiner Geschlechtsteile. Zählt mal durch! Es gibt viel mehr Eigenschaften, die Frauen und Männer verbinden, als uns trennen. Ist das nicht ein guter Grund die Apartheitspolitik mit falschen Konnotierungen zu beenden?