Wenn Männer Röcke tragen, dann ist das immer noch ein Bruch mit Konventionen. Umso erfreulicher ist es, dass das immer mehr toleriert wird. Da, wo die Toleranz Grenzen findet, kann man sagen, dass mir mein Verhalten so wichtig ist, dass ich negative Konsequenzen in Kauf nehme. Ich darf auch nicht erwarten, dass andere mein Verhalten gut finden. Aber wenn wir nach ethischen Maßstäben leben, und in unserer freiheitlich rechtlichen Gesellschaftsordnung sind die persönlichen Freiheitsrechte von der Verfassung garantiert, dann darf ich verlangen, dass man mich in Ruhe friedlich machen lässt und nicht schikaniert.
Überall wo der friedfertige und gleichberechtigte Umgang nicht gewährleistet ist, braucht es den engagierten Kampf mit ausgearbeiteten Argumenten, so wie frühere Bürgerrechtsbewegungen das auch gemacht haben, um Menschenrechte durchzusetzen. Da wo ein Ziel erreicht wird, hat sich die Diskussion erledigt. Deswegen reden ältere Frauen so wenig von ihren Erlebnissen mit Hosen aus der Zeit etwa vor 1960. Es macht trotzdem weiterhin Sinn den Kampf nicht zu vergessen, damit man das Erreichte zu schätzen lernt.
Vieles, was uns heute so selbstverständlich ist, wäre gar nicht so selbstverständlich, wenn sich nicht Leute dafür den Arsch aufgerissen hätten. Einfach nur machen und zu konsumieren ist zu eindimensional. Es braucht zusätzlich eine ethische Grundlage und manchmal Engagement. Jedes historische Museum und jedes Denkmal will genau dafür sensibilisieren, damit in uns Verantwortung wächst für das, was wir tun mit dem was wir haben. So bekommt das Machen (z.B. Rocktragen) Tiefe und Qualität. Das ist verantwortlicher Konsum.