Autor Thema: Moral beim Kleidungskauf  (Gelesen 15900 mal)

Offline MAS

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Moral beim Kleidungskauf
« am: 22.07.2018 12:07 »
Hallo Skirtedman,

Zitat
Größe 38! Für ich glaub 3 Euro im Sale bei NKD (Mensch, da kannste mal wieder reingehen, hatte ich gedacht, als an einem vorbeikam). Und siehe da, ich finde es stadtfein! Größer dürfte es gar nicht sein, find ich.

Im NKD war ich ewig nicht mehr, aber mitunter im KiK - das ist ähnlich gefährlich. ;) Aber für 3 Euro - echt ein Schnäppchen. :)

Zitat
Mensch, was Ihr alles wisst! Ihr seid ja schon halbe Mainzer!

Wir sind ja irgendwie auch ständig dort. ;) Andrea fragte schon, ob wir nicht nach Mainz ziehen wollen... ;)
Mittwoch bin ich fast in Mainz - da bin ich in Wiesbaden in der Domäne. Und dann eben Freitag und Samstag.

Sind das nicht beides Ausbeuterbetriebe, die Armut ihrer Mitarbeiter*innen und Arbeitsunfälle als kalkulierbare Kollateralschäden hinnehmen?

LG, Micha
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Offline high4all

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Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #1 am: 22.07.2018 12:14 »
Jetzt wird auch noch moralisiert, dabei geht es um die Vorbereitung eines Treffens.

Ausbeutung beschränkt sich nicht auf die beiden genannten Firmen. Wir satten Europäer leben alle auf Kosten anderer Kontinente. Da kann sich jede und jeder an die eigene Nase fassen.

Nebenbei: Moral muss man sich finanziell leisten können.

Schönen Sonntag
Hajo
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Offline MAS

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #2 am: 22.07.2018 13:11 »
Wer hat das denn jetzt verschoben?

Moral muss man sich leisten können müssen.

Aber wir sind ja so arm, dass wir das nicht können.  :-\

Kik beutet ja auch die eigenen Angestelten aus. Damit sie sich nichts anderes leisten können, als die Kleidung von Kik, könnte man mutmaßen.

Sicher sind andere Firmen auch nicht besser, aber einige sind etwas besser, andere viel besser. Dummerweise hat man als Kunde da kaum einen Einblick. Und das, obwohl uns doch der Schwarze Peter zugeschoben wird. Angeblich sind wir doch Schuld an der Ausbeutung, und die Unternehmer tun nur, was wir von ihnen wollen.

So, das mal dazu.

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Offline cephalus

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #3 am: 22.07.2018 13:16 »
Ausbeutung beschränkt sich nicht auf die beiden genannten Firmen. Wir satten Europäer leben alle auf Kosten anderer Kontinente. Da kann sich jede und jeder an die eigene Nase fassen.

Da hast Du absolut Recht Hajo, auch wenn es nicht nur Europäer so machen. Die erste Welt lebt auf Kosten der 3.
Und nur aus diesem Grund brauchen wir Grenzen, Zölle usw. um das Gefälle zu schützen. Sonst wären schnell alle da, wo es besser ist, bis siech die Lebensverhältnisse weltweit nivelliert hätten.
Bei uns will das aber kaum jemand.

Nebenbei: Moral muss man sich finanziell leisten können.

Das betrifft aber nur das, was man wirklich braucht. Das x-te Kleidungsstück, das nie oder alle heilige Zeit mal getragen wird, zählt sicher nicht dazu.

Mal ehrlich was bräuchte man wirklich?
5 Unterhosen
3 Hosen
5 Paar Socken
5-10 Shirts und Pullover
1 leichte Jacke
1 Wintermantel
2 Paar Schuhe

Damit könnte man auskommen, der Rest ist Luxus. Wer sich den Erhalt dieser Ausstattung sonst nicht leisten kann ist definitiv auf Billiganbieter angewiesen.

Natürlich sieht das kaum einer so bei und und die Masse lebt etwas anderes vor  - und ich gebe zu, ich wollte es so auch nicht. Freisprechen von moralischen Bedenken kann sich aber fast keiner bei uns.

Btw. o.g. Liste würde in manchen Ecken der Welt schon als Luxus geführt. :'(


Offline high4all

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #4 am: 22.07.2018 14:01 »
Mal ehrlich was bräuchte man wirklich?
5 Unterhosen
3 Hosen
5 Paar Socken
5-10 Shirts und Pullover
1 leichte Jacke
1 Wintermantel
2 Paar Schuhe

Wie ich sehe, sind Kleider und Röcke nicht auf Deiner Liste. Folglich trägst Du Luxusartikel, wenn Du solche Kleidung trägst. ;D

Fünf Unterhosen scheint mit etwas wenig zu sein. Es sei denn, Du wäscht alle fünf Tage die Unterwäsche. ::)

Ok, wenn sich alle Europäer/Nordamerikaner usw. (mit welchem Recht sprechen wir von erster Welt? Weil wir eine pinke Hautfarbe haben?) entsprechend zurück halten, was machen die Menschen, die von der Herstellung unseres Überflusses leben?

Einfache Lösungen gibt es wohl nicht.
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Offline cephalus

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #5 am: 22.07.2018 14:13 »
Ja, Kleider und Röcke sind Luxus
Das schlichte Bedecken Schützen oder Wärmen erfüllen auch Hosen.

mit welchem Recht sprechen wir von erster Welt? Weil wir eine pinke Hautfarbe haben?

Nein, weil wir uns über die anderen gestellt haben, sie knechten und ausbeuten und die ersten sind, die den Nutzen aus der  Arbeit und den Resourcen aller ziehen.

Die 2. und 3. Welt folgt in dieser Reihenfolge.

 :-\


Offline Seravajan

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #6 am: 22.07.2018 15:48 »
Moral ist das Eine, das verfügbare Einkommen das Andere. Es gibt viele Leute in DACH, die so kleine Einkommen haben, so dass die sich höchstens Kleidung im Ausverkauf oder bei Billigdiscountern wie Aldi, Lidl, KiK, Tedi, Chicoree usw. kaufen können, weil Klamotten über CHF/€ 20.- schon das Budget sprengen.

Be Cephalus Liste würde ich noch 2 Röcke, 2 Kleider, 2 Paar Unterhosen und ein weiteres Paar Schuhe dazu geben. (Hausschuhe, Sneaker, Winterschuhe). In der Hitze sind Röcke und Kleider besser.
Wenn Männer wirklich Männer wären, könnten sie auch ganz souverän Röcke und/oder Kleider tragen, anstatt sich durch das ausschließliche Tragen von Hosen beweisen zu müssen, daß sie Männer seien.
Nils Pickert

Offline high4all

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #7 am: 22.07.2018 16:00 »
Ja, Kleider und Röcke sind Luxus
Das schlichte Bedecken Schützen oder Wärmen erfüllen auch Hosen.

Ein langes Kleid (= ein Teil) ersetzt eine Hose + ein Oberteil + eine Unterhose (=drei Teile). Wo ist also der Luxus?

Das schlichte Bedecken Schützen oder Wärmen erfüllen auch Kleider.

Folglich brauchts:

1 Winterkleid (lange Ärmel)
1 Übergangskleid (kurze Ärmel)
1 Sommerkleid (ärmellos)
1 Paar Winterstiefel
1 Paar Schuhe (im Sommer barfuß)
2 Paar Socken (eins wird immer gewaschen)
1 Übergangsjacke
1 Wintermantel
xy Unterhosen (das Thema ist mir zu schlüpfrig)

Keine Hosen, Pullover, Shirts (alles Luxus).

Wer bietet weniger?
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Offline Barefoot-Joe

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #8 am: 22.07.2018 17:06 »
Hallo Micha,

Zitat
Sind das nicht beides Ausbeuterbetriebe, die Armut ihrer Mitarbeiter*innen und Arbeitsunfälle als kalkulierbare Kollateralschäden hinnehmen?

Ja, genauso wie fast alle anderen Hersteller, auch die mit großen Namen. Der Unterschied ist nur, dass es bei Kik, Primark und NKD aufgrund der niedrigen Preise offensichtlicher ist, als wenn dir jemand 100 Euro für einen Rock abknöpft, der letztendlich genauso billig und ausbeuterisch produziert wurde. Wer würde im Kapitalismus auch etwas anderes erwarten?

https://www.youtube.com/watch?v=lUt1D4F6jG0
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

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Offline MAS

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #9 am: 22.07.2018 18:45 »
Hups, ich wurde ja in meiner Abwesenheit diskutiert!  :)

Ich lebe auch im Luxus. Und das zum Teil auch auf kosten anderer. Dabei würde ich lieber mehr zahlen, damit alle Beteiligten gleichermaßen glücklich sind. Aber dummerweise finde ich oft nicht, was ich suche, unter den fair gehandelten Sachen.

Also suche ich nach Kompromissen. Ich habe mal in einem kritischen Artikel gelesen, dass Otto so einen Kompromiss darstelle. Und BonPrix gehört zu Otto. Mit deren Service-Mitarbeiterinnen hatte ich mal darüber diskutiert. Der Laden scheint mir also ein wenig humaner zu sein als Kik, nachdem, was ich von diesem Laden gehört habe.

Ich finde es nur eine Unverschämtheit, uns Endkunden (ich mag das Wort "Verbraucher" nicht in diesem Zusammenhang) die alleinige Verantwortung zuzuschieben, wo wir doch keine Einblicke in die Produktions- und Marktbedingungen haben, wenn mutige Journalisten und NGOs sie uns nicht vermitteln würden. Ich wünsche mit eine globale Politik der Gerechtigkeit, nicht des Kommerzes.

Und ich reagierte auf Wolfgangs Wort "Schnäppchen" empfindlich. Sicher mache auch ich Schnäpchen, bin aber meisten froh, das gesuchte überhaupt gefunden zu haben, und würde gerne auch etwas mehr dafür ausgeben, wenn es tatsächlich den Näher*innen, Bäuer*innen usw. zu Gute käme oder auch dem Umweltschutz im Umfeld der Produktionsstätten usw.

Dass auch in DACH (ich musste erst überlegen, was das heißt) Menschen gibt, die sich nur das Billigste leisten können, ist doch ein Teil der erwähnten Unverschämtheit unserer Wirtschaftsverantwortlichen. Vielleicht gehöre ich auch mal dazu, wenn mein Rentenbescheid stimmt und sich bis dahin nichts tut.

LG, Micha
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Offline Skirtedman

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #10 am: 22.07.2018 19:20 »
Und ich reagierte auf Wolfgangs Wort "Schnäppchen" empfindlich. Sicher mache auch ich Schnäpchen, bin aber meisten froh, das gesuchte überhaupt gefunden zu haben, und würde gerne auch etwas mehr dafür ausgeben, wenn es tatsächlich den Näher*innen, Bäuer*innen usw. zu Gute käme oder auch dem Umweltschutz im Umfeld der Produktionsstätten usw.

Das Wort "Schnäppchen" vermittelt durch den Diminutiv, der Verkleinerungsform, dass es sich bei dem damit verbundenen Betrag, sagen wir, den Beitrag, den ich dazu leisten muss, um etwas zahlenmäßig Kleines zu handeln scheint.

Ansonsten drückt es aus, dass ich da zugeschnappt habe, ehe mir jemand anderes das wegschnappt.

Das besagte "Schnäppchen" war ein Einzelstück und deswegen extrem heruntergesetzt. Vielleicht hatte es zuvor das 10fache mal gekostet, oder das 6-fache. Ein "Schnäppchen" muss nichts mit den moralischen Vorstellungen zu tun haben, die sich einem im Kopf auftun können, auch gerade, wenn es um Waren aus solchen Billigheimer-Ketten geht.

Da aus Prinzip nicht einzukaufen, finde ich moralisch in Ordnung. Jemanden zu überzeugen zu versuchen, dort nicht einzukaufen, halte ich auch für ein lauteres Unterfangen. Dann trotzdem hinzugehen, ist eines jeden freie Entscheidung.

Ich habe mit dem Kleid viel Freude - wer weiß, vielleicht auf Kosten anderer. Aber das habe ich mit vielen anderen Dingen auch, wie hier ja schon andiskutiert.

Ich finde es toll, dieses Einzelstück ergattert zu haben. Und ich weiß auch nicht, auf welcher Seite der Weiß-Schwarz-Farbskala Zara zuzuordnen ist. Denn am Freitag habe ich dort auch ein Schnäppchen, ja ich benutze weiterhin dieses politisch unkorrekte Wort, zur Kasse getragen habe. Auch 3 Euro, ein Oberteil, extrem runtergesetzt. Die Kassiererin sagte mir, sie könne es mir nicht verkaufen, weil es aus dem System genommen wurde. Sie vermutete, dass es aus Versehen aus dem Lager wieder in den Verkauf gelangt ist.

Da frage ich mir nur, was moralischer ist: ein produziertes Kleidungsstück günstigst zu verkaufen, oder ein produziertes Kleidungsstück nicht mehr zu verkaufen und stattdessen der Lumpenverwertung zuzuführen...

Hansi1973

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #11 am: 22.07.2018 19:35 »
Kik beutet ja auch die eigenen Angestelten aus. Damit sie sich nichts anderes leisten können, als die Kleidung von Kik, könnte man mutmaßen.

Wie war der Witz noch?
Zitat
Hamburg. Gestern Abend ist im Stadtteil Barmbek ein Textilgeschäft der Kette KIK komplett ausgebrannt. Verletzt wurde niemand. Die Feuerwehr war mit 3 Löschzügen im Einsatz. Die Polizei bezifferte den entstandenen Schaden auf ca. 17,00 EUR.

 :P

Offline DesigualHarry

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #12 am: 22.07.2018 19:50 »
Hallo!

Da ich ja inzwischen 20 Jahre im Textilbereich arbeite habe ich ein wenig Erfahrung zu diesem Thema. Ich war lange Zeit in einem kleinen Betrieb angestellt der ausschließlich mit Schurwolle arbeitete, also nur für einen kleinen Markt produzierte. Wir hatten dort lange Zeit eine sehr gute Auftragslage für die rund 60 Mitarbeiter.  Das Arbeiten selber war in diesem Betrieb immer mit Freude verbunden, Arbeitskollegen wurden zu Freunden. Selbst bei vielen Aufträgen war das Arbeiten selber für meine Verhältnisse immer noch sehr angenehm gewesen, selten Kahm mal Hektik oder Stress auf.

Dann war auf einmal Schurwolle nichts mehr Wert, was folgte war die Kündigung. Und heute darf ich in einem weitaus größeren Unternehmen zusehen wie Tonnen von Abfall die Firma produziert, nur weil es schnell gehen muss...Die Arbeiter sind ständig in Hektik und Stress, Fehler der Mitarbeiter sind in der Kalkulation schon eingerechnet. Man läuft ständig einem Ziel hinterher. Je mehr produziert wird umso weniger Wert ist das Produzierte. Die Identifikation mit dem Produkt und der Firma, die in der alten Firma Hervorragend war, ist auf einmal weg. Es sind nur irgendwelche Produkte...

Offline MAS

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #13 am: 22.07.2018 20:50 »
Und ich reagierte auf Wolfgangs Wort "Schnäppchen" empfindlich. Sicher mache auch ich Schnäpchen, bin aber meisten froh, das gesuchte überhaupt gefunden zu haben, und würde gerne auch etwas mehr dafür ausgeben, wenn es tatsächlich den Näher*innen, Bäuer*innen usw. zu Gute käme oder auch dem Umweltschutz im Umfeld der Produktionsstätten usw.

Das Wort "Schnäppchen" vermittelt durch den Diminutiv, der Verkleinerungsform, dass es sich bei dem damit verbundenen Betrag, sagen wir, den Beitrag, den ich dazu leisten muss, um etwas zahlenmäßig Kleines zu handeln scheint.

Ansonsten drückt es aus, dass ich da zugeschnappt habe, ehe mir jemand anderes das wegschnappt.

Das besagte "Schnäppchen" war ein Einzelstück und deswegen extrem heruntergesetzt. Vielleicht hatte es zuvor das 10fache mal gekostet, oder das 6-fache. Ein "Schnäppchen" muss nichts mit den moralischen Vorstellungen zu tun haben, die sich einem im Kopf auftun können, auch gerade, wenn es um Waren aus solchen Billigheimer-Ketten geht.

Da aus Prinzip nicht einzukaufen, finde ich moralisch in Ordnung. Jemanden zu überzeugen zu versuchen, dort nicht einzukaufen, halte ich auch für ein lauteres Unterfangen. Dann trotzdem hinzugehen, ist eines jeden freie Entscheidung.

Ich habe mit dem Kleid viel Freude - wer weiß, vielleicht auf Kosten anderer. Aber das habe ich mit vielen anderen Dingen auch, wie hier ja schon andiskutiert.

Ich finde es toll, dieses Einzelstück ergattert zu haben. Und ich weiß auch nicht, auf welcher Seite der Weiß-Schwarz-Farbskala Zara zuzuordnen ist. Denn am Freitag habe ich dort auch ein Schnäppchen, ja ich benutze weiterhin dieses politisch unkorrekte Wort, zur Kasse getragen habe. Auch 3 Euro, ein Oberteil, extrem runtergesetzt. Die Kassiererin sagte mir, sie könne es mir nicht verkaufen, weil es aus dem System genommen wurde. Sie vermutete, dass es aus Versehen aus dem Lager wieder in den Verkauf gelangt ist.

Da frage ich mir nur, was moralischer ist: ein produziertes Kleidungsstück günstigst zu verkaufen, oder ein produziertes Kleidungsstück nicht mehr zu verkaufen und stattdessen der Lumpenverwertung zuzuführen...

Na, ich habe es im Hinblick auf Kik eher so verstanden: Habe ich doch glatt der Näherin ein Stück ihrer Lebensqualität weggeschnappt, weil es so schön billig war, ohne dass sie gefragt wurde, wie viel sie zum Leben braucht.
Ich bin da halt von einer ehem. KiK-Näherin beeinflusst, deren Vortrag ich mal zugehört habe.
Aber sicher sagte sie auch, dass sie nicht wolle, das man da nicht einkauft, denn dann hätten ihresgleichen gar keine Einnkommen mehr. So auch eine ausgebeutete Kik-Verkäuferin, die auch dabei war. Also kaufen wir weiter da ein uns halten das System der Ausbeutung stabil. Wir retten dadurch die Frauen vor dem Verhungern.  :-\

Der letzte Satz, lieber Wolfgang, erinnert mich daran, dass ich manchmal Fleischreste von Petra esse, gemäß dem Motto: Jetzt ist dsa Tier numal tot, Petra hat das Fleisch für sicht gakauft, aber es ist hir zu viel. Also wegwerfen oder essen. Essen? Und das mit Appetit. Ich bin nunmal als Fleischesser erzogen.
Aber kaufen? Nee, denn damit gebe ich den Auftrag zum weiterschlachten.

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Offline JJSW

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Re: Moral beim Kleidungskauf
« Antwort #14 am: 22.07.2018 22:15 »
Der letzte Satz, lieber Wolfgang, erinnert mich daran, dass ich manchmal Fleischreste von Petra esse, gemäß dem Motto: Jetzt ist dsa Tier numal tot, Petra hat das Fleisch für sicht gakauft, aber es ist hir zu viel. Also wegwerfen oder essen. Essen? Und das mit Appetit. Ich bin nunmal als Fleischesser erzogen.
Aber kaufen? Nee, denn damit gebe ich den Auftrag zum weiterschlachten.

LG, Micha

Lieber Micha

Mir geht es ähnlich. Hab inzwischen meinen Fleischkonsum ziemlich heruntergefahren, aber zum ganzen Vegetarier reicht immer noch nicht. Manchmal schmeckts halt einfach doch zu gut. Und auch ich esse gerne das, was meine Liebste nicht mehr schafft. Wäre zu schade zum Wegwerfen.
Immerhin gibts bei uns nur noch im Schnitt 1-2 Mal die Woche Fleisch, und immer öfter Bio und aus artgerechter Haltung.

Bei Kleidung bin ich auch nicht immer konsequent. Hab so etliches  günstig gekauftes von Bonprix oder H&M, was ich gerne trage, doch inzwischen auch einiges aus Naturbaumwolle und (hoffentlich) "fairer" Herstellung, sowie auch einige maßgefertigte in Deutschland genähte (sicherlich nicht Handgerät,  eine Nähmaschine war sicher beteiligt) Kleidung.

Weniger Ausbeutung wäre gut, aber um richtig konsequent zu sein hätte ich wohl auch keine Flugreise machen dürfen und sollte wohl auch öfter mal das Auto stehen lassen.

Es ist nicht einfach konsequent zu leben, der Wille ist oft da aber das Fleisch ist schwach...
Auch an mir ist nicht alles Gold, was glänzt  ;)

Grüßle
Jürgen
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen


 

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