Hallo Wolfgang!
Wer sowas sagt, der sagt das nicht mal eben so aus Versehen auf einer Wahlveranstaltung, der ist überzeugt davon, und hier ist Herrn Stoiber die innere Überzeugung aus Versehen mal rausgerutscht. Ich habe wirklich den Eindruck, dass sich Herr Stoiber einfach ein "besseres Volk" wünscht, das ihm alles abkauft, was er jetzt als Lösung der Probleme in den Wahlkampf wirft. Erinnert mich so an die Unfehlbarkeit des Papstes, der auch Hunderte von Jahren nicht wahrhaben wollte, dass die Erde um die Sonne kreist.
Hier geht es längst nicht mehr um die Diskussion volkswirtschaftlicher Probleme, und das Wort von den "Stärkeren, die die Schwächeren mitziehen" ist auch nicht auf dem Mist des Imperators Stoiber gewachsen, sondern das ist Grundbestandteil der sozialen Marktwirtschaft von Ludwig Erhard, dessen Prinzip Deutschland gross gemacht hat.
Helmut Kohl hatte wahrhaftig genug Gelegenheit und auch genug Macht, die sich bereits während seiner Regierungszeit bemerkbar machenden negativen Wirkungen der Globalisierung, die es schon erheblich länger gab als erst jetzt in den 2000er Jahren, zu bekämpfen. Damals fiel den Regierenden von CDU und FDP nichts ein, damals wäre es leichter gewesen als heute, denn damals hatten wir noch eine eigene Währung, eine eigene Bundesbank und eine eigenständige Volkswirtschaftspolitik, was es jetzt im Zeitalter des verfluchten Teuros nicht mehr gibt.
Warum also soll das Wahlvolk den Schwarz-Gelben jetzt auf einmal abkaufen, dass sie nun - welch ein Wunder - auf einmal in der Lage sind, die anstehenden Probleme zu lösen? Wie sie Probleme gelöst haben, das haben wir ja alle nach der Wiedervereinigung gesehen. Kohl sprach von "blühenden Landschaften" im Osten, man hätte 10 Jahre warten sollen, dann wären sie entstanden. So tönte es damals überall.
Aber anstatt die Betriebe im Osten fit zu machen für den Wettbewerb in der sozialen Marktwirtschaft, wurden sie von der "Treuhand" (Birgit Breuel *schüttel*) den "Heuschrecken" zum Fraß vorgeworfen, die keineswegs daran interessiert waren, daraus wettbewerbsfähige, mittelständische Betriebe zu machen. Stattdessen wurden sie reihenweise plattgemacht, "abgewickelt", weil die "Heuschrecken" nur an den Grundstücken interessiert waren, die sie billig kaufen und dann später superteuer wieder verkaufen konnten. Zurück blieb eine Industriebrache und Millionen gut ausgebildeter Arbeitsloser. Es soll nämlich bloß keiner behaupten, die Arbeitnehmer in der ehemaligen DDR hätten nichts gekonnt. Dass die Betriebe so abgewirtschaftet waren, lag nicht an den Arbeitnehmern, sondern an der starren und blödsinnigen Planwirtschaft der DDR.
Beispiel "Technisat". Da hat sich ein mittelständischer Unternehmer aus Rheinland-Pfalz geärgert, warum er für einen popeligen Sat-Receiver von "Telefunken" (managergesteuerter Grossbetrieb!) mehrere tausend DM bezahlen sollte. Er ist in die Neuen Bundesländer gefahren, hat sich aus dem Heer von entlassenen Ingenieuren und Technikern der abgewickelten "RFT Funkwerk Köpenick" ein Team zusammengestellt und produziert seitdem im Osten ausgezeichnete elektronische Produkte, längst nicht mehr nur SAT-Empfänger, sondern ein ganzes Bouquet ausgezeichneter Produkte der Nachrichten- und Hochfrequenztechnik. Nicht mit den angeblich so viel klügeren Leuten aus Imperator Stoibers County, sondern mit den angeblich ach so zweitrangigen Fachleuten aus dem so gering geschätzte Osten, denen man nicht mal eine richtige (=stoiberpolitisch korrekte) Stimmabgabe zutraut.
Da hat sich Stoiber nicht nur einen herben Versprecher geleistet, da hat er sich selbst und seiner Klientel eine geballte Ladung Schrot(t) ins eigene Knie geschossen. Ich bin kein Ossi, aber nachdem ich das gehört und gelesen habe, habe ich mehr Wut im Bauch als nach der Lektüre von radikalfeministischer Hetze der übelsten Art.
Aber damit ist es ja nicht getan. Offenbar ist hinter vorgehaltener Hand auch geplant einen Gesinnungsterror gegen alles zu starten, was nicht den "moralischen" Ansprüchen der Herrschaften in den C-Parteien genügt. Hier in NRW fängt das jetzt an,
nachlesen könnt Ihr das hier.
Wehret den Anfängen! Mir schaudert jetzt schon. Was in dem Generalanzeiger-Artikel berichtet wird, mag so manchem unwichtig vorkommen, schliesslich "haben wir ja andere Probleme". Stimmt, die Massenarbeitslosigkeit, aber es besteht die Gefahr, dass im Riesenschatten dieses Problems eine langfristig neue Gefahr der Intoleranz und Unfreiheit gedeiht, die eines Tages viele Errungenschaften individueller Freiheit und Lebensplanung beseitigen könnte, wenn wir jetzt nicht aufpassen. Erst die Homosexuellen, (ist ja nicht "normal"), später dann die männlichen Rockträger (ist ja nicht "normal"), irgendwann darf man - wie vor 70 Jahren die BBC nicht mehr hören und linientreu ist man nur noch, wenn man die BILD-Zeitung liest und Springers "Premiere" abonniert. Linksorientierte Zeitungen werden irgendwann mal der Förderung des Terrorismus bezichtigt, weil sie Mißstände thematisieren, mit der Angst vor dem Terror kann man ja ganz hervorragend die Beschneidung grundsätzlicher Freiheiten begründen.
Nur eines bringen die ganzen Volkszertreter nicht auf die Reihe: Mal nach den
Ursachen zu forschen, warum jetzt eine neugegründete Linkspartei, die erst wenige Monate alt ist, bereits zweistellige Wahlergebnisse erwarten darf, und warum überall auf der Welt der Terrorismus blüht. Das hat Ursachen, das kommt nicht so aus dem Vakuum! Und nur die Beseitigung dieser Ursachen kann zum Ziel führen.
Schöne Grüsse an alle, egal welcher politischen Ausrichtung.
Ferdi