Straßenbahnfahren ist für rocktragende Männer die höchste Schwierigkeitsstufe

wenn mich einer fragt.
Mann erobert sich rocktragenderweise ja einen Bereich nach dem nächsten, sozusagen. Erst die volle Innenstadt, dann das eigene Dorf und die Nachbarschaft, dann die Familie .... die Reihenfolge ist individuell ganz verschieden, wie wir wissen ... und bei mir war es ganz zum Schluß die Straßenbahn. Ich war in allen anderen Bereichen schon recht sattelfest. Bis ich mich aber getraut habe, mit der Straßenbahn in die Stadt zu fahren .... das hat gedauert (damals von Merkenich nach Köln rein war meine Strecke). Wenn man durch die Stadt läuft, ist man bei keinem Menschen wirklich lange im Wahrnehmungsbereich. Beim Straßenbahnfahren ist es genau gegenteilig, und es fängt schon an der Einstiegshaltestelle an. Man kommt ja in der Regel nicht erst kurz vor Abfahrt der Bahn angesprintet, sondern steht da schon ein paar Minuten vorher rum und damit auch im Blickfeld des wartenden Publikums. Allein das kann schon eine Herausforderung sein. Dem kann man sich gegebenenfalls noch entziehen ... IN der Straßenbahn dann schon nicht mehr. Da muß man mindestens bis zur nächsten Haltestelle durchhalten, wenn einem die Situation unangenehm sein sollte. Man darf sich da vorher auch nicht in seinen eigenen Gedanken verstricken, was alles so hätte, könnte, sollte ... Im Endeffekt war es dann doch ganz easy, und ich bin nur noch seltenst mit dem Auto in die Stadt gefahren, um meine Röcke auszuführen. Die Straßenbahn war ab da wieder das Verkehrsmittel der Wahl. Und da die Bahn nicht direkt vor meiner Tür abfuhr, musste ich natürlich das Stück bis zur Haltestelle durchs Dorf laufen. Das hat meine Rock-Präsenz im Dorfleben deutlich erhöht.
Wie ist es heute? Natürlich ganz selbstverständlich, wie alles andere auch. Eine Ausnahme gibt es: in der Berliner U-Bahn sind die Sitze längs zur Fahrtrichtung. Das heißt, die Sitze sind entlang der Seitenwände angeordnet, mit der Rückenlehne an selbiger. Somit sitzt automatisch immer jemand gegenüber, etwa im Abstand der Wagenbreite von ca. 2,6 Meter. Das lässt einen Blickwinkel zu, wo der/das Gegenüber schon aus normaler Sitzhaltung unter den Rock gucken kann. Wenn ich also einen ausufernden Rock mit viel Unterrock anhabe, bleibe ich stehen während der Fahrt. Im Sitzen sieht man nämlich sehr gut und unvermeidlich den Unterrock .... und der ist ja mein Geheimnis, der geht niemanden was an
Viele Grüße,
Lars