Hallo cephalus,
Erst war es keine Option ein Kleid zu tragen, dann war es keine Option das öffentlich zu tun, jetzt trifft das nicht mehr auf alle Kleider zu.
Der Rest ist derzeit für mich tatsächlich keine Option - nichts worüber ich nachdenke aber mich nicht traue.
Ich kenne das gut, das sind die eigenen Grenzen, die man unterbewußt hat. Aber der Mensch ist von Natur aus neugierig und verschiebt dann gerne mal seine Grenzen. Das geht beim einen langsamer, beim anderen schneller. Ich habe irgendwann mal zu oft
Julia Engelmann zugehört und das hat beim Grenzenverschieben doch sehr geholfen:
Und eines Tages, Baby, werden wir alt sein,
oh Baby, werden wir werden alt sein
und an all die Geschichten denken,
die wir hätten erzählen können.
Und die Geschichten,
die wir dann stattdessen erzählen,
werden traurige Konjunktive sein wie –
»Einmal wär ich fast einen Marathon gelaufen
und hätte fast die Buddenbrooks gelesen,
und ich wär mal beinah
»bis die Wolken wieder lila« waren noch wach gewesen,
fast hätten wir uns mal demaskiert
und gesehen, wir sind die Gleichen,
und dann hätten wir uns fast gesagt,
wie viel wir uns bedeuten« –
werden wir erzählen.
Und dass wir bloß faul und feige waren,
das werden wir verschweigen
und uns heimlich wünschen,
noch ein bisschen hierzubleiben.
Wenn wir dann alt sind und unsere Tage knapp
– und das wird sowieso passieren –
dann erst werden wir kapieren,
wir hatten nie was zu verlieren.
Denn das Leben, das wir führen wollen,
das können wir selber wählen.
Also los!, schreiben wir Geschichten,
die wir später gern erzählen.
Ich habe schon lange nichts mehr in einem Geschäft gekauft, Gründe und Ausreden habe ich reichlich:
Ich auch nicht. Liegt aber an der momentanen Situation und daran, daß ich nicht dort kaufe, wo man mich rauswirft.

Es ist mühsam sich dafür extra ins Stadtzentrum zu begeben, ich kann Kontakt zu Verkäufern nicht leiden, grundsätzlich - und das Selbstbewusstsein für Rock- oder Kleidkauf in dem Kontext habe ich erst Recht nicht.
Ich habe das immer als Shoppingevent gemacht - also wirklich lange Zeit genommen, ohne Frau und Kinder, damit keiner drängelt und dann in aller Ruhe gestöbert. Kontakt zu Verkäufern hat man in großen Geschäften sowieso meist nicht, da kann man stundenlang wühlen, ohne angesprochen zu werden. In kleineren passiert das natürlich schnell, aber da habe ich auch nur positive Erfahrungen gemacht. Die meisten Ladenbesitzer finden es hochinteressant und prima, wenn sich Männer für Kleider und Röcke interessieren. Vor allem, wenn sie dabei entsprechend selbstbewußt auftreten.
Selbstbewußtsein ist halt eine Erfahrungssache. Oder umgekehrt gesagt: Eine Frage der Unsicherheit. Aber wenn ich sowieso schon mit einem Rock in einen Laden gehe, dann legitimiert das auch, dass ich nach Röcken schaue und sie anprobiere. Ich hatte da am Anfang auch Probleme, aber es kommt der Punkt, an dem man im Laden steht, die Verkäuferin fragt, ob sie helfen kann und man nur zwei Möglichkeiten hat: Fight oder Flight.

Wegrennen war keine Option, also tat ich eben so, als wäre das, was ich mache, völlig selbstverständlich und normal.

Und mit jedem Mal merkt man mehr, dass es tatsächlich genau das ist: Selbstverständlich und völlig normal.
Es hilft übrigens auch sehr zu zweit shoppen zu gehen. Ich bin mal mit einem jungen Mann in der Damenabteilung Röcke und Kleider shoppen gewesen und wir sind da völlig selbstverständlich über alle Abteilungen - auch Unterwäsche und Dessous - hergefallen. Da hätte ich mich damals alleine auch nicht hingetraut.
Abgesehen davon hänge ich mir nicht freiwillig und ohne Not eine Maske ins Gesicht.
Ich hatte noch nie eine auf, weshalb man mich dann auch mitunter mal aus dem Laden wirft, was dem Umsatz dann halt auch nicht förderlich ist.

Abschließend kommt noch dazu, dass ich in Läden meist, aufgrund meiner Abmessungen, Länge wie Breite, nichts finde.
In kleineren Läden finde ich auch nur selten etwas, aber bei den größeren Ketten wie C&A ist das eigentlich kein Problem. Aber online hat situationsbedingt auch beim mir deutlich zugenommen. Leider.