Morsche!
(Achtung: es folgt ein langer Beitrag! Stehlampe anschalten, Whiskey einschenken, Decke auf die Knie...)Nun, vielleicht ist das, was Dir an Frauen nicht gefällt, lieber Olivier, ja genau das, was an einem Mann gut aussehen könnte. Okay, trifft vielleicht dann eher zu, wenn man eine Figur hat wie ein Bär. Da Du eine eher geschmeidige Statur aufweist, ist Deine Einschätzung vielleicht sogar tatsächlich die zielführende - könnte ich mir denken.
Du sprichst von 'Experimentierphase'. Meine derart definierfähige 'Experimentierphase' dauerte rund 2 Jahrzehnte an. Da muss ich aber dazu sagen, dass mir eben die Vorbilder fehlten und die Kenntnis, dass es noch tatsächlich andere Männer auf der Welt gibt, die mit meinen mir eigenen Beweggründen Frauenklamotten (sprich Röcke) tragen. Ich wollte immer nur die zwangsverordneten Hosen loswerden. Beispiele in der Prä-Web-Ära, wo Männer keine Hosen trugen und auch nicht damit unbedingt eine sexuelle Aussage verknüpfen wollten, waren mir nur in Form der Crossdresser ('heute geh ich als Frau raus' bzw. 'heute versuche ich, als Frau durchzugehen') bekannt. Und damit hatte ich partout nichts am Hut.
Also kam ich auch gar nicht auf die Idee, mich in Damenabteilungen mit was anderem einzudecken als mit Röcken in meiner 'Experimentierphase'. Dann wurde ich lockerer - hier im Forum von mir oft schon hinreichend geschildert - und es waren äussere Bedingungen (hier zu nennen: Leichtigkeit, Luftigkeit im Sommer wegen meinem erhöhten Schwitzen), die mich dann doch in die Damenabteilungen trieb, was geeignetes, optimaleres für mich zu finden. Spaghettiträger - für mich das Optimum im Sommer - finde ich nun mal nicht in den Herrenabteilungen.
Ja, sicherlich, es war der Neid auf die Damen in Spaghettiträgern, die mich dann dorthin trieben, was dann die hier genannte 'Experimentierphase' so allmählich beendete. An den meisten Damen finde ich Spaghettiträger übrigens auch hübsch anzusehen.
Als ich dann auch mich ernsthaft für Kleider zu tragen interessierte - nochmal rund 15 Jahre später - war dann endgültig jene meine 'Experimentierphase' beendet. Denn, wenn ich ein Kleid trage, dann ist der Unterschied zu Rock aus der Damenabteilung kombiniert mit Oberteil aus der Damenabteilung nicht mehr wirklich groß.
Dennoch lasse ich mich gerade bei Oberteilen sehr sehr oft genau davon abhalten, das zu tragen, was mir an Frauen im Allgemeinen gefallen kann. Da fallen mir verschiedene Blusenausführungen (Form, Gestaltung, Material, gar Muster?) ein als Beispiel. Da fallen mir Rüschen ein. Da fallen mir verspielte Elemente ein, auch wenn diese oft noch vor 200 Jahren ebenso an Männerhemden allgemein zu finden waren. Und womit ich noch immer eher hadere, ist die Knopfrichtung der Damen. Ausser bei Kleidern: da ist mir das mittlerweile vollkommen schnuppe.
Also ja, ich lasse mich in Teilen auch wirklich davon abhalten, das zu tragen, was Frauen so tragen und es mir an ihnen gefällt. Bei anderen Dingen wiederum nicht.
Insgesamt hatte ich ja hier im Thread bereits dargelegt, dass ich Hirtis Ausgangsfrage gar nicht so entschieden beantworten kann. Mal mehr mal weniger kommt bei mir sicherlich vor, dass ich es trage, weil ich es an Frauen schön finde. Unterm Strich aber, so schrieb ich es ja schon, denke ich, dass ich noch immer meinen eigenen Stil trage - erschaffen aus dem, was mir steht und was eben nicht.
Jetzt komme ich zu dem, was ich eigentlich in diesem Beitrag schreiben wollte. Denn inzwischen sind mir ein paar konkretere Beispiele eingefallen, wo ich definitiv dazugefunden habe, weil es mir an Frauen gut gefällt:
Prominentestes Beispiel ist der Mantel in Kamelhaar-Optik (...-Anlehnung besser gesagt). Also diese beigen Mäntel, konkret:
mein beiger Mantel. (Hier sichtbar: '
Was habt ihr gestern getragen' und
hier und
hier noch mehr dazu)
'Vorbild' ist da ganz eindeutig meine Ex-
Schwiegermutter-in-spe. Sie trug diesen Mantel und er wirkt zwar etwas behäbig, aber zaubert auch irgendwie eine gewisse Eleganz herbei. Sie trug ihn praktisch immer mit Hosen. Zwei andere, jüngere Frauen tragen ihn auch und zwar auch mit Kleid oder Rock - und ich bin jedesmal hin und weg. Und wenn dann noch andere - besonders jüngere - Frauen ich damit sehe, finde ich das fast immer sensationell. Drum überkam es mich irgendwann, solch einen Mantel selbst einmal auszuprobieren.
Ja, es gibt dergleichen Mäntel auch in Männerabteilungen, dann sind diese aber irgendwie weniger ausgestellt oder einfach irgendwie mindestens eine Handbreit zu kurz. Leider haben mich die anprobierten Damenmäntel nun überhaupt nicht an mir überzeugt, bis ich genau diesen, hier gezeigten (siehe Links) Mantel gefunden habe, der auch ein wenig jugendlicher geschnitten ist und mich nach erstem Zögern dann doch zum unbedingten Kauf inspiriert hat.
Er ist - ich darf noch ein wenig weiter aus dem Nähkästchen plaudern - allerdings schon eher schwer kombinierbar und passt wirklich nur zu sehr dezidiert ausgesuchten Teilen aus meinem vielschichtigen Klamottenbestand.
Zweites konkretes Beispiel, weshalb ich es trage, da es mir an Frauen gefällt: Der gemusterte Faltenrock - hier übrigens zufälligerweise in den gleichen Bildern zu sehen wie der oben genannte Mantel. Es gibt noch etliche andere gemusterte Faltenröcke, die aber von Muster und Material (in Kombination der beiden Eigenschaften) überhaupt nicht gefallen an mir. Aber dieses burberry-ähnliche Muster, das hat mich total inspiriert - und auch das etwas robustere Material - was ich auch an etwas gereifteren Frauen sehr schick finde.
Drittes Beispiel by the way ist dann das Thema Faltenrock als solchem. Besonders Mini-Faltenröcke. Als ich den ersten für mich haben wollte, war ich besonders inspiriert von einem jungen Mädel, das vor mir über die Heidelberger Theodor-Heuss-Brücke lief - das war vielleicht Anfang der 90er - und der Wind das wippende Röckchen keck umspielte. Diesen Hingucker musste ich an mir selber haben - weniger um die Augen der anderen zu erhaschen -, sondern um dieses prickelnde Gefühl des unerwarteten Ausgeliefertseins am eigenen Leib zu erleben! - Ja, ich bin ja nicht in der Kleinkindphase und nicht wirklich ungebremst in der Jugendphase mit Kleidern und Röcken aufgewachsen - das, was Frauen als junges oder pubertierendes Mädchen an Erfahrungen in Kleidern und Röcken sammeln (mir fallen da die kleinen Mädchen ein, die im Supermarkt gelangweilt auf einmal ihre weiten Kleidchen am Saum nach oben heben...), das musste ich ja irgendwie nachholen. Und diese Inspiration auf der Brücke - und die Folge, dass ich leichtfliegende Minröcke an mir erleben wollte, die zählen genau zu dieser Kategorie: Nachholen von verpassten Erfahrungen! Also auch eine andere Art von 'Experimentierphase'. Ich muss sagen, damit erzielte ich auch eine sehr gute Wirkung bei Frauen...

Als so ein vages viertes Beispiel muss ich noch kurz etwas anführen, wo ich jetzt grade kein Bildbeispiel parat habe. Das sind lange Sommerröcke. Es können Faltenröcke sein, mit feinen Falten, oftmals aber relativ weite Röcke, die wallend, wellenbildend an den Beinen bis zum langen Saum im Bereich vom Knöchel herunterfallen, von zumeist jungen (und oft auffallend hübschen) Frauen an lauen Sommerabenden getragen werden, kombiniert mit sehr materialarmen Sandalen, die den Blick auf beneidenswert gebräunte (für mich) hübsche Füße freigibt. Vielleicht habt Ihr schon ein Bild im Kopf. Diese Röcke sind oft aus sehr leichtem Material, unifarben, oft rosa, pastellfarben, oft Chiffon mit einem kürzeren Unterrock, z.T. ebenfalls Chiffon zum Sichtschutz versehen - und erinnern oft an sowas wie Prinzessinnenröcke. - Ja. Ich habe erfolglos viele probiert. Es hat mich aber nie losgelassen, seit diese Sommermode bei den Damen 'in' ist (so gefühlt 4 Jahre verstärkt). Ich habe im Ansatz aber dann so ein bisschen was ähnliches gefunden. Da ich im Sommer ja auch am liebsten materialarme (wegen Schwitzen) Sandalen (und damit Sandalen aus der Damenabteilung) trage, manchmal es auch irgendwann schaffe, vorzeigbare braune Fußrücken zu haben, ist es dann das, was ich trage, weil es mir an den jungen hübschen Frauen auch gewaltig gefällt. Nicht im Ansatz schaffe ich es, so grazil auszuschauen wie die Damen - ich merke aber, dass ich von den Damen gleich noch mal in einer anderen, noch offeneren Weise, beachtet werde, wenn ich ähnlich gewandet erscheine.
Leider komme ich sehr selten dazu - und traue ich mich genauso selten - dann diesen Rocklook einzusetzen. Meistens ist es mir am Sommerabend dann doch noch wichtiger, die Abendsonne auch in bräunender Weise zu nutzen, da stehen lange Röcke dann eher im Weg. Und seit ich da mit geeigneten Röcken in diesem Look mithalten kann, gab es bei lauen, weniger sonnenintensiven Abenden (August, September z.B.) nicht mehr so oft die Gelegenheiten, diesen Look in Gesellschaft anzuwenden.
Als fünften Punkt muss ich noch etwas ins Allgemeine gehen. - Und hier knüpfe ich langsam an das Ausgangsthema 'Experimentierphase' im Sinne von Olivier an. - Ich habe über all die Jahrzehnte bewusst, ja ausdrücklich bewusst, immer daran festgehalten, für Übergangs- und Winterjacken immer nur Jacken aus der Herrenabteilung einzusetzen. Ich habe da eine ganze Reihe auf den ersten Blick sehr ähnlich aussehender (meist schwarze) Jacken. Die eine passt besser zu jenem Outfit, die andere besser zu jenem - vor allem
eine passt zu den allermeisten, in meinen Augen).
Aber vor etwa zwei Jahren bin ich beim Durchstöbern einer Damenabteilung (Damenklamottengeschäft) einer Damenwinterjacke in glänzendem changierendem Dunkel-/Wein-Rot begegnet (ihr kennt sie aus vielen meiner
Bilder), die mich sofort inspirierte und ich etliche Damen vorm geistigen Auge hatte, wo mir diese Art Jacke (irgendwie so um die Knie herum lang) schon seit langem sehr gut gefiel. Anprobiert, gekauft. Immer oft getragen, schon alleine wegen dem Farbtupfer. Dann noch ähnlichen begegnet (in blau zwei fast baugleiche, die eine etwas andere Länge), und inzwischen noch zwei schwarzen Manteljacken diesen Stils und zwei kurzen Steppjäckchen ähnlichen Stils. Ja, rotglänzende Jacken habe ich auch inzwischen schon an Männern gesehen. Diese Jacken/Mäntel aus der Damenabteilung aber - die mich meinem Männerjackenprinzip untreu werden ließen - haben den unbestreitbaren Vorteil, dass sie mit ihren anderen Längen ein deutlich besseres Bild zaubern in Verbindung mit den anderen Kleidungsteilen wie Röcken und Kleidern. Weil hier ja sehr oft auch die Gefälligkeit der Längenverhältnisse eine gewichtige Rolle spielen, was stimmig aussieht, was weniger oder gar nicht.
Drum kann ich sagen: Ja, gerade, was den 'Shape' angeht - mit fällt kein genaues deutsches Wort ein ohne viel Worte wie Linie, Erscheinung, Längen oder so verwenden zu müssen - also, was die 'Silhouette' angeht (das ist vielleicht das beste deutsche Wort dafür), die mit den Jacken aus der Damenabteilung zu zaubern sind, ist das, was mir an Frauen gefällt, das, was ich auch bevorzugt trage.
Mir gefällt letztendlich dieser in Silhouette langgezogene, nach unten verlängerte Oberkörper, darunter dann zwei zierliche Beine rausguckend (Strumpfhosen, keine Hosen). Das dann noch umspielt von vielleicht dem Rocksaum / Kleidsaum, der spielerisch ein wenig unten hervorlugt - oder Saumlänge bei Jackenlänge - oder doch mal Saumlänge kürzer als Jackenlänge, wo dann noch
mehr vom Bein vorne hervorblitzt. Und das dann kombiniert mit den Stoffen oberhalb vom Saum, die durch den offenstehenden Schlitz der Jacke frech bunt oder farbig, oder vornehm zurückhaltend vorne hervorblitzt. Ja, dieser Look, der gefällt mir an Frauen sehr. Und den trage ich auch. Der inspiriert meine Glückshormone beim Sehen an Frauen und am Fühlen an mir!
Ja - das ist genau der gewichtigste Grund, weshalb ich bisweilen sehr stark das trage, was mir auch an Frauen gefällt. Ich denke, da bin ich, wie gerade zuvor beschrieben, auch durch eine schnelle 'Experimentierphase' hindurch gelaufen, wo ich mich jetzt schon fester an einen für mich selbst gefundenen Stil verorten kann. Da dort ja Winterjacken im Spiel sind, entschädigt diese Freude darüber wieder, dass es noch ziemlich lange dauert, bis ich wieder meine geliebten wärmeren Temperaturen auf meine ganz anderen Weisen geniessen kann...
Ich weiss nicht, Olivier, ob ich in meinen Ausführungen Dich jetzt zu irgendwas inspirieren konnte - oder vorwarnen, was auf Dich zu kommen könnte...

Wichtig ist, dass Du Dich damit wohl fühlst!
Und um zu dem von Dir benutzten Begriff Deiner 'Experimentierphase' zurückzukommen: Ich denke, es ist vielleicht gar nicht notwendig, sich alles von den Frauen abzugucken. Mancher von uns hier im Forum, sind aus dem, was Du als Deine 'Experimentierphase' bezeichnest, gar nicht herausgekommen - wollen vielleicht auch gar nicht.
Vielleicht braucht es auch genau eine größere sichtbare Anzahl von Männern, die wirklich nichts weiter als Rock und Kleid in ihr bisheriges Alltagsding mit einbeziehen. Der Rest: Jacken, Oberteile, Accessoires - alles unverändert weiterhin beibehalten. Und im Angebot von Röcken und Kleidern (und Strumpfhosen) genau das für sich adaptieren, was am besten zu den männlichen Erscheinungsformen passt. Denn das ist vermutlich der beste Anreiz für männliche Beobachter, selbst mal auf die Idee zu kommen, ohne sich gleich gestalterisch weit aus dem Fenster lehnen zu müssen.
Olivier, sieh es als Deine Experimentierphase an. Sie darf durchaus auch so enden, dass Du gar nicht alles an Dir konsumieren musst, was die schillernde Damenwelt uns in ihrer Vielfalt so vorführt.
(Ich bin da, was das angeht, aus den vielfach hier im Forum schon geschilderten Gründen - vor allem durch mein Schwitzen - in dieser Hinsicht leider schon 'versaut'...)Besten Gruß
Wolfgang
Service für die noch immer unter 25-beiträgigen Mitglieder:
Meine gut kombinierbare Männerjacke - beiger Damenmantel - gemusterter Faltenrock mit zweiter Ansicht - rotglänzende Jacke, mein Einstieg in die Damenjacken(Und jetzt: Whiskey nachschenken, lostippen!!!)