Tschuldigung Matthias,
Zum Kleidertausch kann ich nicht viel Beitragen. Nicht nur gibt es einen erheblichen Größenunterschied zwischen meiner Frau und mir, wir haben auch ganz unterschiedliche Geschmäker.
... ich wollte damit auch eher die Grundproblematik, die Männer damit haben ansprechen. Deswegen habe ich ja fiktiv und kleidergrössenunabhängig geschrieben. ...
da war ich wohl nicht mehr aufmerksam genug.
Wenn meine Frau und ich gleich groß und wir von der Statur ähnlich wären und wir einen ähnlichen Geschmack hätten, dann könnte ich mir einen Kleidertausch gut vorstellen. Mir ist es in letzter Konsequenz egal, ob ein Kleidungsstück in der Damenabteilung gekauft wurde. Es muss mir gefallen und passen.
Ich war allerdings noch nie in der Verlegenheit, mit einer Frau Kleidertausch machen zu können. Daher bin ich nur Theoretiker, was Kleidertausch mit Frauen angeht. Es hat aber schon Frauen gegeben, die gerne eines meiner Bekleidungsstücke gehabt hätte. Das hätte ich aber nichts im Austausch bekommen. Drum hab ich mich nicht erweichen lassen.

Ich weiss aus eigenem Erleben, dass viele Männer Probleme damit haben eine Bluse oder eine Damenjacke anzuziehen. Das liegt nicht allein daran, das für Frauen geschneiderte Kleidung oft entgegengesetzt geschlossen werden. Die Problematik entsteht meiner Meinung nach daraus, dass Männer sich durch Abgrenzung vom Frau sein definieren und nicht durch ihre natürliche Männlichkeit. Männlich ist alles, was nicht Weiblich ist. Man kann auch sagen, unmännlich ist alles was weiblich ist.
Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind, abgesehen von den genetisch und hormonellen, nur ein Produkt der Sozialisation. Aufgrund der Definition des Mannseins durch Nicht-Frausein reduziert der Mann seine Bandbreite an Verhaltensweisen und Ausdruckformen ganz erheblich. Dazu kommt ein kollektives Männerbild, dass in einer Zeit großer Heeresschlachten geprägt wurde. Das Ideal ist immer noch der schmucke Offizier, auch wenn die Uniform heutzutage aus Anzug, Hemd, Schlips und Halbschuh besteht und die Schlachten von Managern mit Worten und Geld ausgefochten werden.
Da Kleidung auch identitätsstiftent ist, hat der Kleidertausch mit Frauen eine besondere Bedeutung für Männer. Ein Mann zieht das Trikot eines erfolgreichen Sportlers an, weil er sich mit diesem identifiziert und um an dessen Qualitäten und Erfolg Anteil zu haben. Wenn ein Mann die Kleidung einer Frau trägt, fürchtet er oder sieht sich verdächtigt sich mit der Frau zu identifizieren und sich deren Qualitäten und Erfolg aneignen zu wollen. Würden Männer sich nicht durch Nicht-Frausein definieren würden, dann gäbe es diese Furcht und Verdächtigungen nicht. Wenn Frausein gleichberechtigt und gleichwertig wäre mit Mannsein, dann wäre es für Männer genauso normal, sich weiblichen Idolen anzugleichen, wie es für Frauen normal ist, sich männlichen Vorbildern entsprechend zu kleiden oder zu verhalten.
Ich sehe am Bahnhof öfter Fussballfans. Die weiblichen Fans orientieren sich hinsichtlich ihrer Bekleidung und ihrem Verhalten sehr stark an den männlichen Fans und den männlichen Idolen. Umgekehrt habe ich das noch nie gesehen.