Eigentlich war ich mit meinem letzten Beitrag noch gar nicht abschließend fertig.
Da hier im Thread gerade erhöhter Umsatz ist, kann sein, dass da jetzt zwischendurch in weiteren Beiträgen noch mal andere Aspekte aufgegriffen werden.
Wo war ich? Bei den weiteren, nicht unwichtigen Strömungen, die zu den Ergebnissen führten, dass Mann sich an das Symbol der Hosen klammerte, und einige Generationen später sich Frau das Symbol des Mannes eroberten.
Warum hat der Mann sich aber bis heute an dieses Männlichkeitssymbol geklammert, so als ob es zum Leben mit dazugehörte wie das Atmen?
Ich denke, hier kommt - nach heutigen Maßstäben - das Sexistische ins Spiel.
Zwurg hatte die Emanzipationsbewegung der Frau nach dem Zweiten Weltkrieg erwähnt. Das Symbol Hose war für die Frau ziemlich politisch, sagen wir sozialpolitisch aufgeladen: Sie stand für Gleichberechtigung - vor allem politische - und für Unabhängigkeit vom Mann. Rock und Kleid hingegen standen symbolisch für die Dienstbarkeit am Mann und wurde gerade in den 50er Jahren - als 'die Welt noch in Ordnung war' für den Mann - sehr durch Formenreichtum in Szene gesetzt.
Das wollte zunehmend Frau nicht mehr. Auch soziale Einrichtungen wie Kindergärten gaben Frauen mehr Freiraum - die verbesserte Haushaltstechnik kann auch einen Teil mit dazu beigetragen haben, aber die verbesserte medizinische Versorgung und eine gestiegene Lebenserwartung verschaffte einstigen Hausfrauen auch mehr Freiraum, jenseits vom Gröbsten der Kinder sich mehr als nur in der Funktion der Hausmagd zu sehen.
Nicht zu vergessen der vom Krieg hinterlassene Frauenüberschuss. Längst nicht alle Frauen waren familiär gebunden, sonern sie hatten ihre Familien verloren oder keine eigene gründen können. Was sollen diese den ganzen Tag am Herd stehen? (Um es überspitzt auszudrücken.)
Der Drang, Geld zu verdienen, die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben bzw. auch unabhängig zu werden vom Einkommen und der Güte des Mannes, machte es den Frauen attraktiv, vom Status des Mannes nicht nur beischmückende Deko, sondern vom Erleben / Leben dieses Status' etwas abhaben zu wollen.
Arbeitswelt des Manns = anzustrebende Welt - da passt eben die Hose als Symbol der Höherwertigkeit, als Symbol der Unabhängigkeit gut ins Bild.
Das war also noch mal der genauere Blick darauf, wie die Frauenhose zur Emanzipation dazugehört.
Und der Mann?
Bis in die 90er Jahre habe ich noch oft den Spruch unter Männern (manchmal auch von Frauen) gehört: "Es fing alles an, als die Frauen anfingen, Hosen zu tragen." Und damit wurde mehr oder weniger schmunzelnd, manchmal bitterernst alles mögliche beklagt. Werteverfall, sozialer Verfall, Arbeitslosigkeit, um nur mal ein paar Kernstichworte zu nennen.
Bis heute dauert es an, dass sich einzelne Männer von der Gleichberechtigung der Frau bedroht fühlen. Die Frau ist in ihr Reich eingedrungen, zum Teil muss der Mann sich jetzt noch mehr aufs Mannsein zurückziehen, um sein eigenes, ihm eigenes Territorium zu haben. Hochleistungssport, privat exerziert, zum Beispiel ist ein gutes Terrain. Olivier mag das vielleicht anders sehen, aber exzessives Rennradfahren, Moutainbiking - eines der letzten Felder, in die Frauen noch sehr wenig eingedrungen sind. Doch dies nur am Rande.
Das Klammern an die Hose symbolisiert den letzten Herrschaftsanspruch der Männer im Kampf der Geschlechter. Im Klammern an die Hose liegt die letzte symbolische Kraft, die Gleichstellung der Frau zu verneinen.
Ich glaube hier liegt der besondere sexistische Anteil am Drang des Mannes, Hosen zu tragen.
Der andere sexistische Aspekt, wenn man all das zuvor genannte weglässt, ist natürlich so, wie Zwurg oder Zareen das gestern vorgestern beschrieben hat:
Wenn ein Geschlecht 'alles' darf, das andere Geschlecht aber nur eines, dann ist das ganz klar Sexismus.
Mit dem all zuvor genannten aber erhält dieser Aspekt eben noch mal eine ganz tiefverwurzelte, andere Komponente hinzu.