Wir könnten uns einfach mal an anderen Ländern und Sprachen orientieren, die es genauso machen wie wir bisher und gut damit fahren.
Beispiel: Italienisch bambino/bambini = ein Junge / mehrere Jungen, bambina/bambine = ein Mädchen / mehrere Mädchen. Eine gemischte Gruppe wird ganz selbstverständlich bambini gerufen und niemand fühlt sich ausgegrenzt. Wofür auch?
Einen Blick auf andere Sprachen hatte ich gestern auch mal geworfen.
Vor allem getrieben von meinem (nur in grau geschriebenen) Vorschlag für el oder il oder sel als Zusatz für er und sie. Oder als alle einschließendes Universalpronomen.
Jedenfalls dachte ich mir, dass Personalpronomen bzw. Artikel in fast allen Sprachen irgendwas auch mit dem Buchstaben L verwenden (außer den germanischen incl. Englisch), denn da fallen mir einige ein.
Doch bei meinem Ausflug über die mir nicht geläufigen Sprachen nämlich slawischen Sprachen, Griechisch, Ungarisch, Finnisch wurde ich nicht fündig.
Und dann blieb ich am Finnischen hängen und habe da mal mit dem Google-Übersetzer einen Satz so halb durchkonjugiert.
Zunächst: Über Finnisch schreibt Wikipedia:
"
Bei den Personalpronomina der 3. Person wird nicht zwischen männlicher (er) und weiblicher (sie) Form unterschieden, beide lauten hän. Personalpronomina referieren nur auf Menschen. Bei Nichtmenschen werden Demonstrativpronomina verwendet."
und
"
Für die höfliche Anrede (Siezen) wird die 2. Person Plural Te verwendet. Das Siezen ist in Finnland aber weit weniger verbreitet als im Deutschen. Dagegen gelten neben dem Siezen auch verschiedene unpersönliche Redewendungen als höflich. So wird der Gesprächspartner bei offiziellen Anlässen oft mit dem bloßen Nachnamen (ohne Herr oder Frau) und in der 3. Person angesprochen. Gerne wird eine direkte Anrede durch die Wahl unpersönlicher Formulierungen auch ganz vermieden."
Das alles habe ich aber eben erst kurz nachgeguckt. Gestern hatte ich zunächst "er" und "sie" übersetzen lassen und bin eben auf die Gleichheit "hän" gestoßen.
Drum habe ich mal diesen Beispielsatz so halb durchdekliniert:
Er gibt ihr sein Buch. - Hän antaa hänelle kirjansa.
Er gibt ihr ihr Buch. - Hän antaa hänelle kirjansa.
Sie gibt ihm sein Buch. - Hän antaa hänelle kirjansa.
Sie gibt ihm ihr Buch. - Hän antaa hänelle kirjansa.
Es kommt immer der selbe Satz raus! Es gibt also de facto keine Unterscheidung durch einen einfachen Satz.
Es muss also umständlich erklärt werden, wer wessen Buch wem gibt. Oder eben mit der wiederholten Verwendung der Namen, sofern sie bekannt sind:
Aleksi antaa Siirille kirjansa. (Aleksi gibt Siiri sein Buch.)
Aleksi antaa Siirin kirjan Siirille. (Aleksi gibt Siiri ihr Buch.)
Ehrlich gesagt - da bin ich froh, das wir zwischen 'er' und 'sie' differenzieren können und wir zur Sprachgestaltung auch noch ein 'es' haben. Denn sind alle drei Beteiligten im Zusammenhang eingeführt, könnte man im Deutsch auch sagen:
"Er gibt ihr es."
Basta. Hätten wir nur noch ein Einheitspronomen, würde diese Sprachgestaltung wegfallen. Einfach Zusammenhänge würde schon mehr Aufwand bedeuten, den Inhalt auszudrücken. Wieviel mehr Aufwand muss es sein, dann noch kompliziertere Zusammenhänge in einer Aussage auszudrücken. Vielleicht ist deswegen Deutsch auch durchaus als Sprache der Dichter und Denker bekannt geworden, weil es mit einer vielfältigeren Klassifizierung in einfacher Weise komplexere Zusammenhänge ausdrücken kann.
Darum bin ich auf der Suche nach einem vierten Pronomen zu 'er', 'sie', 'es' mir gar nicht so sicher, dass das vierte Pronomen ein universelles (unisex) Pronomen sein soll. Ich denke, nicht Flexibilität der Sprache einzubüßen, sollte das vierte Pronomen rein auf die beschränkt bleiben, die sich bislang durch "er", "sie", "es" noch nicht abgeholt fühlen.
Eine Unisex-Anrede haben wir im Deutschen ja schon mit dem "Sie" (3. Pers. Plural).
Und für Worte wie Fußgänger, Bäcker, Straßenbauarbeiter lassen sich bestimmt auch noch Unisex-Bezeichnungen konstruieren, bei denen sich jeder abgeholt fühlt.
Und wie Lars durch seinen Artikel belegt - auch wenn er nun reisserisch geschrieben ist -, tut sich die Mehrheit (also längst nicht nur die Männer) mit neuen Sprachformen schwer. Und ja, Lars, Danke für das Teilen des Artikels - mir wäre der Umstand vermutlich lange entgangen.
Und Doppelrock, ja, von den männlichen/weiblichen Unterscheidungen abgesehen, betrifft den Rest ja tatsächlich eine kleine Minderheit.
Und sprachliche Impulse sollten von dieser Minderheit ausgehen, weil sie im Gebrauch untereinander vermutlich die praktikabelsten Formen heraussondieren können.
Trotzdem gehe ich gerne mit Euch - wer Lust hat - noch weiterhin auf die Suche nach funktionierenden Lösungen. Weil mit dieser Auseinandersetzung man auch recht viel über die eigene Sprache lernt.
Vielleicht konjugiere/dekliniere ich mal bald aus Spaß meinen Vorschlag "el" (oder "al/sel") als Zusatz für "er/sie/es" durch. Mal schaun, wie schnell ich an die Grenzen des Machbaren stoße!