Hi Rockschwabe,
...
3. Ich bin Unternehmer. Und nicht erst seit gestern. Ein Unternehmer lebt ausschließlich vom Verkauf seines Produkts bzw. seiner Dienstleistung. ... Da ich dieses Dilemma kenne, sehe ich bei neuen Shops über solche Unzulänglichkeiten hinweg. Mich interessiert viel mehr das Produkt, dessen Qualität und der Service. Und zum Thema zurück: Da sind ein paar ganz nette Röcke dabei! An den Preisen gibt es überhaupt nichts auszusetzen, im Gegenteil, wo ist da seine Marche? Wie lange kann er damit überleben?
Klar steht das Produkt im Vordergrund. Dennoch, warum bauen so viele erfolgreiche Unternehmen diese ultrateuren Kaufrauschtempel? Warum wird auf den schicken Einkaufsstraßen dieser Republik der Umsatz gemacht, während die Ein-Euro-Shops mit billiger Aufmachung in billigen Lagen schneller wieder verschwinden als sie gekommen sind? Scheinbar legen viele Kunden doch noch Wert auf ein angenehmes Einkaufsambiente?
Davon abgesehen ist auch Kritik an einem Webshop letztlich immer Geschmackssache. Der Shopbetreiber kann sich aber aufgrund vieler Geschmacksäußerungen überlegen, ob und was er ändert. Mehr soll es nicht sein.
Zur Preisgestaltung komme ich zu deinem Punkt 4 noch mal.
4. Ihr habt die Geschäftsaufgabe von andersLandinger beweint und daß die bösen Großen seine Modelle kopiert haben. Und dann lese ich hier, das Ihr lieber zu H&M geht und dort Eure Röcke kauft. Muß ich das jetzt verstehen?
Ich freue mich über jeden Händler der Röcke für Männer oder andere nicht übliche Kleidungsstücke anbietet; und ich trauere um jeden, der es nicht schafft!
Fakt ist, daß es für jede Preisklasse eine Zielgruppe gibt, die auch bereit und in der Lage ist, diesen Preis für diese Leistung zu bezahlen. Die Herausforderung an den Anbieter besteht nun darin, diese Zielgruppe zu finden und erfolgreich zu aquirieren. Fakt ist aber auch, daß nicht jeder Kunde in jeder Preisklasse zu kaufen in der Lage ist. Eine alleinige Werbung in einem Medium, in dem sich nicht ausreichend zahlungskräftiges Klientel für hochpreisige Produkte findet, ist halt nicht ausreichend. Deswegen ist diese Werbung noch lange nicht schlecht, aber halt nicht ausreichend. Daß auch mit niedrigen Preisen Geld zu verdienen ist, beweisen Ketten wie H&M als weltgrößter Textil-Einzelhändler. Offensichtlich sind die Kunden für diese Preisklasse im Medium Internet zahlreicher vertreten?
5. Wie oft wird in diesem Forum an die Designer, Unternehmer und Industrie appelliert, doch auch mal Männerröcke anzubieten. Es sind die Kleinen, die Männerröcke anbieten können, die Großen sind ihren Aktionären verpflichtet.
Die Großen können auch, sie sind halt nur etwas träger ... Beispiel: ich verkaufe Bürotechnik. Einen Kopierer bei einem kleinen Einzelunternehmer bekam ich innerhalb von 4 Wochen nach dem Start im April verkauft, einen Großauftrag von einer Behörde über 500.000 Euro habe ich für Februar in der Pipeline, einen über 400.000 Euro für April. Die Großen haben eben mehrere Köpfe, die zur Entscheidungsfindung zusammenfinden müssen.
Dazu kommt allerdings, daß derzeit viele Entscheider Nieten sind, die sich nicht zu einer Entscheidung trauen und lieber langsam dem sinkenden Schiff den Rücken kehren - sie haben ja nur 3- oder 5-Jahres-Verträge. Verübeln kann ich es ihnen nur bedingt. Stell Dir vor, Du solltest in 3 Jahren, länger geht Dein Vertrag eh nicht, einen Laden sanieren. Die Umsätze anzukurbeln ist schwer, in der kurzen Zeit nahezu unmöglich. Viel leichter und effizienter ist es da Kosten zu reduzieren, und das geht nun mal am einfachsten bei dem großen Brocken Personal, und das vor allem im Service. Der Laden schreibt dann im 3. Jahr schwarze Zahlen (weil die Kosten reduziert wurden), aber die Kunden die noch gekauft haben ärgern sich und kommen nicht mehr wieder. Das fällt aber erst auf, wenn der Sanierer hochgelobt den nächsten laden ruiniert. Die Zeit, das Produktsortiment und gleichzeitig die eingefahrenen Schienen in den Köpfen der Mitarbeiter zu erneuern hat er nicht.
6. ... Wenn jedoch die, die es bereits täglich praktizieren, allzu tuntig herumlaufen, wirkt dies abstoßend und ist der Sache kontraproduktiv. Warum sonst verstecken sich die Bravehearts hinter ihrem strengen Schottenstil? Weil der einfach männlich ist. ...
Dazu zweierlei: zum einen ist es zumindest nicht mein Ding, eine Einschränkung durch eine andere zu ersetzen. Zum anderen gilt: Genauso unterschiedlich wie die Träger der Röcke sind auch die Meinungen der Betrachter. Was dem einen zuviel ist, ist für den anderen genau der Anstoß den er braucht; sei es nur um auch mal einen Rock zu tragen, sei es aber auch um gleich das ganze Programm durchzuziehen. Nur, eine Tracht will ich nicht. Als Eifler hab ich weder Lust auf die bayrische Krachlederne noch auf den schottischen Kilt. Ohne diese Kleidung abwerten zu wollen, das gehört einfach nicht zu mir.
Ein Beispiel: Noch vor ein paar Jahren galten rosa Hemden und Krawatten ultratuntig und heute ist es ein modisches Muß (für Hemden- und Krawattenträger). Genauso wird auch die Zeit kommen, wo rüschenverzierte Volantröcke von Männern getragen werden. Aber das ist eben nicht jetzt. Es ist ohnehin noch etwas gewöhnungsbedürftig, einen Mann im Rock zu sehen. Aber meineswissens gibt es schon genügend Versuche, Männer in Röcken über den Catwalk laufen zu lassen.
Offensichtlich gab es noch nicht genügend Versuche: sie haben bislang noch nicht einmal den Einzelhandel erreicht, geschweige denn das Gros der Endverbraucher. Ob eine Zeit kommen wird in der das Mode ist interessiert mich aber auch nur sekundär. Ich lebe jetzt, und ich trage jetzt die Kleidung in der ich mich wohlfühle und mir gefalle. Wenn anderen das nicht gefällt, sollen sie es halt nicht tragen. Ich jedenfalls bin Manns genug, ich brauche keine Leithammel. Lieber lasse ich die anderen Schafe hinter mir herlaufen!

7. Ich für meinen Teil trage Röcke als Bereicherung und als Lebensgefühl; wenn und wann ich es will. Ich trage sowohl Röcke als auch Hosen. ...
Ach, ich dachte gelesen zu haben, daß Du warten willst bis das modisches Muß ist?

Gruß
Jürgen