Das, was Timper mit "oberflächlich" bezeichnet, ist sehr viel tiefgründiger...
Micha hat mir schon die wichtigsten Kernaussagen richtigerweise und schön knackig vorweggenommen, die ich eigentlich ansprechen wollte.
Mich erinnert Dein Einhaken, Timper, an den Passus, den ich gestern hier geschrieben hatte:
Gerade gestern hat eine Ex-Freundin mir einen Link geschickt. Seit fast einem Jahr hatten wir keinen Kontakt mehr ausser den üblichen Glückwunsch-Floskeln zu ihrem Geburtstag. Und dann wortlos der Link zu einem Fernsehbeitrag über Transidentitäten in den 50er Jahren. Auf meine freundliche Reaktion darauf bestätigte sie mir zwar, dass "jeder weiss, dass das nichts mit mir zu tun habe". - Das diffuse Gefühl, dass sie von meiner hetero-männlichen Verortung nicht mehr zweifelsfrei überzeugt ist, bleibt aber
Natürlich nähre ich potentielle vorgenannte Zweifel auch damit, dass ich mich nicht, wie manch andere unserer Kollegen hier, stilmässig sehr zurückhalte. Es würde ja ein schlichter schwarzer oder blauer Rock reichen, um mein Kernbedürfnis, keine Hose tragen zu müssen, zu befriedigen. Ich habe aber weitere Elemente kennengelernt und mir erlaubt, sie mir anzueignen - kurz ausgedrückt auch Kleider, Farbe und Muster sowie weite Ausschnitte. Diese Elemente sind für meinen Körper (z.B. bei Sommerwärme) sehr sinnstiftend, um mich körperlich wohlzufühlen - das mit den Mustern ist noch ein interessanter, dekorativer Nebeneffekt, der mir inzwischen Spaß macht und mein psychisches Wohlbehagen nochmals steigert.
Früher - in meiner öffentlichen Hosenzeit - war Kleidung einfach nur Kleidung. Besser gesagt: mich zu bekleiden, war Last.
Heute ist, mich zu bekleiden, Lust.
Kleidung ist heute für mich mehr als nur Zweck. Kleidung ist heute auch in kleiner Spiegel meines Inneren nach aussen hin. Etwas, was mich den ganzen Tag umhüllt (Micha sprach es an), etwas, was aber auch in Kommunikation tritt mit anderen Menschen (Micha sprach auch das an). Ja, Kleidung hat inzwischen einen hohen Stellenwert innerhalb meines Lebensgefühls.
Und einen hohen Stellenwert, mich damit zu beschäftigen, darum verweile ich ja auch hier im Forum und nehme auch aktiv an diesem Forum teil.
Auch "trage" ich dieses Forum ausserhalb meiner Forumszeit mit "hinein" in mein restliches Leben. Oft, fast immer, denke ich daran, schnell irgendwo ein Foto zu machen, um die Vielfalt an Farben, Formen, Mustern und Umgebungen hier wieder ins Forum zurückzutransportieren.
Hier im Forum sind etliche relativ Gleichgesinnte, die von einem normalen Umgang mit Röcken oder Kleidern als Alltagskleidung träumen. Hier können wir uns austauschen und versuchen, uns gegenseitig Impulse zu geben. Damit unsere gleiche Gesinnung nicht nur im Bereich der Fantasy bleibt, ist Selbstdarstellung in Wort und Bild und auch mit der Beschreibung von Lebensgefühlen sinnvoll.
Auch wenn nicht absolut jeder hier im Forum genau das zu suchen scheint.
Für mich ist Kleidung ein integraler Bestandteil meines Lebens. Mir ist es nicht schnuppe, ob ich im Rock oder in Hosen ins Kino gehe. Ich mag keine Hosen. Ich poche auf das Recht, keine Hosen mögen zu dürfen. Und es gibt keinen Grund, Hosen mögen zu müssen, nur weil ich in einem männlichen Körper geboren wurde. Und wenn es doch Gründe dafür geben sollte, so will ich sie über Bord werfen.
Ich glaube, ich bin nicht der einzige, dem es so geht.