Mit Erlebnisberichten über meine Bahnfahrten hatte ich mich in der Vergangenheit bewusst zurückgehalten, denn bei mir lief fast immer alles reibungslos. Bis vorgestern, wo ich letzten Endes aber noch Glück im Unglück hatte: Auf der Rückreise von einer Dienstreise von Karlsruhe nach Magdeburg hatte ein vorausfahrender Zug auf der Riedbahn einen Stromabnehmerschaden, woraufhin mein ICE sich über eine Stunde Verspätung einfing. Ich bin ja in solchen Situationen meist doch relativ entspannt, sofern kein wichtiger Termin in Gefahr gerät. Doch vorgestern senkte sich das Damoklesschwert des Lokführerstreiks bedrohlich. Ich war schon extra eine Stunde früher als ursprünglich geplant losgefahren, um rechtzeitig vor 22 Uhr zu Hause zu sein, aber... (siehe oben).
Die ganze Zeit habe ich in der Navigatorapp geguckt, ob der gewählte Weg über Leipzig der sicherste war, denn Alternativen bestanden ja noch über Hannover und Erfurt-Halle. Dann fuhr der Zug noch durch den Spessart statt durchs Kinzigtal und dort scheinbar einem langsamen Regionalzug hinterher. Die Verspätung wuchs, sodass nur noch 10 min für den Umstieg auf den letzten Zug vor dem Streik hatte. Zwischen Eisenach und Erfurt erschien dann tatsächlich mal eine Zugbegleiterin, die ich dann gefragt hatte. Sie empfohl mir auch den Weg über Leipzig und meldete den Anschluss vor. Aber dann standen wir in Erfurt mindestens 5 min länger als normalerweise nötig. Spring ich noch schnell raus oder bleibe ich sitzen? Ich blieb sitzen. Nach der auf der Anzeige prognostizierten Ankunftszeit blieben mir noch zwei Minuten in Leipzig. Rechtzeig vor Leipzig begann ich dann von ganz hinten mich durch den überfüllten Zug nach vorne durchzuarbeiten, um im Kopfbahnhof Leipzig einen kürzeren Umsteigeweg zu haben. Irgendwo zwischen 2. und 1.Klasse ging es dann nicht weiter, sodass ich zurück bis zur nächsten Tür bin. Dann stand ich irgendwo, wo ich nicht mehr rausgucken konnte und mir nur über Google Maps vom Handy anzeigen lassen konnte, wo wir gerade sind. Und dann stand der Zug wieder. Es kam dann eine Durchsage, dass es eine technische Störung gab und die Züge nach und nach nach Leipzig hereingelassen wurden. Es wurde mehrfach der Anschluss zum letzten Zug nach Dresden angesagt, aber nicht meiner. Ich war schon am überlegen, in welches Hotel in Leipzig ich gehe, einen dort wohnenden Kumpel um Asyl bitte oder es mal mit dem Flixbus versuche. Wir kamen dann 6 min nach der planmäßigen Abfahrt meines Zuges an. Ich bin dann mal vorsichtshalber losgelaufen und siehe da: mein Zug stand noch da! Also die Beine in Hand und schnell reingehechtet. Der Zug stand dann weitere 5 min und noch weitere 10 min brauchte ich, bis ich meinen Atem wieder hatte. Aber das war mir egal. Um 22:07 Uhr stieg ich dann glücklich zu Hause aus. Der Zug aus Hannover, den ich wahrscheinlich auch noch bekommen hatte, kam gleichzeitig an. Aber danach war Ruhe.