Wenn wir andere respektieren sollen, wie sie sich selbst sehen, und nicht, wie wir sie sehen, fordert es, dass wir wissen, wie sie sich selbst sehen. Und selbst dann kann es schwer sein, wenn das Spiegelbild, die sie selbst wahrnehmen, weit davon liegt, was andere sehen.
Ich respektiere, dass Jean sich als eine Frau fühlt, obwohl die Bilder, die ich von ihm/ihr sehe, mir das nicht bestätigen. Aus den Fotos beurteilt würde ich nie Jean als Mann einen Crossdresser nennen, denn nur die Strumpfhosen und manchmal ein Rock könnten das indizieren, und die beiden Sachen machen in meiner Optik keinen Crossdresser. Aber in denen anderer möglicherweise. Dann aber wäre ich auch selbst ein Crossdresser. Als Frau in Strumpfhosen und Röcke kann Jean übrigens nicht Crossdresser sein.
Wenn aber andere vom Kopf, bis Fuß NUR Klamotten und Schuhwerk tragen, die aus der Damenwelt stammen, dann verstehe ich nicht, dass sie nicht einfach akzeptieren, Crossdresser zu sein, so wie sie von aller Welt zweifellos betrachtet werden – außer hier im Forum vermutlich.
Ich respektiere voll und ganz, wie sich andere Leute kleiden und kleiden wollen. Was ich weniger akzeptiere, ist, dass sie vor sich selbst lügen und glauben, sie seien doch völlig normale Männer. Oder sehen sie das wirklich nicht selbst ein? In dem Fall hätten sie möglicherweise Hilfe nötig.
Wüsste ich, dass eine Mehrheit mich für einen Crossdresser halten würde, wäre es mir in Ordnung. Ich bin nicht nur, was ich selbst über mich denke, ich bin auch – und vielleicht noch mehr – was andere über mich denken. Wir sind nicht uns selbst alleine. Wir sind Teil einer Welt, in der wir Rücksicht auf andere, und auf uns selbst, nehmen müssen. Wir leben innerhalb Rahmen oder Grenzen, denen wir uns anpassen müssen. Und wollen wir dagegen kämpfen, müssen wir auch mit uns selbst wissen, wer wir tatsächlich sind, und wo, wir stehen.
Gruß
Gregor
Lieber Gregor,
damit widersprichst Du aber grundlegend Dir selber, als Du kaum 24 Stunden zuvor schriebst:
"Echte"
Crossdresser (Mann-zu-Frau-Crossdresser meine ich) mögen viel mit uns gemeinsam haben. Aber in ihrem Tun tragen sie nichts dazu bei, unser Ziel umzusetzen: die Normalisierung der Bekleidungsfreiheit am Mann, im Gegenteil, sie zementieren die traditionellen Kleidungsnormen. In ihrem Innersten mag der eine oder andere vielleicht auch von unseren Zielen träumen.
Genau meine Meinung. Sie bringen uns nicht weiter, eher im Gegenteil.
Gruß
Gregor
Ich appellierte bereits mehrfach daran, dass wir uns den Gebrauch "Crossdresser" angewöhnen, die die Crossdresser-Szene ihn für sich selber benutzt.
Das schafft mehr sprachliche Klarheit.
Siehe "
Crossdresser - Versuch einer Definition"!
Wie es bei Dir in Dänemark ist, weiss ich nicht. Das Wort "Crossdresser" ist in Deutschland nicht populär.
Das Wort ist nicht in den Köpfen der Bevölkerung. Kaum einer der Menschen draussen werden beim Anblick von einem Mann im Rock denken: "Ah, ein Crossdresser!"
Die werden anderes denken, wozu wir in der Lage sind, unter uns das als "Crossdresser" zu bezeichnen. Die Crossdresser-Szene sieht das aber enger.
Fachleute wie Film-/Theaterwissenschaftler, Psychologen, Soziologen, Modeindustrie mag diesen Begriff noch einmal ganz anders verwenden und damit etwas anderes verbinden - siehe Wikipedia.
Unter der breiten Bevölkerung ist das aber kein gebräuchlicher Begriff.Auch in Wörterbüchern wird der Begriff nicht im Sinne der Community verwendet. Allerdings zeigen die Zugriffszahlen bei Wörterbüchern, dass dieser Begriff nur selten nachgefragt wird:
Crossdressing: 1 mal pro 50 Mio Suchanfragen
Crossdresser: 1 mal pro 130 Mio Suchanfragen
Und da trotz Trennendem uns doch einiges mit der Crossdresser-Community verbindet (Akzeptanzhemmnisse z.B.), sollten wir deren Eigenbeschreibung übernehmen, zumal es individuell auch Überlappungen geben kann.
Wir sollten uns den Begriff der Community zueigen machen!
Nochmals der Link:
"
Crossdresser - Versuch einer Definition"