Ich trage Rock, weil es ein für Menschen jeder Art geeignetes Kleidungsstück ist. Ich bin ganz klar ein Vertreter der De-gender Bewegung.
Das klingt nach Deinen sonstigen Ausführungen zu urteilen aber gar nicht so danach. Mir schien, dass Du Dich genötigt fühltest, nach dem Gender zu greifen, um Rock tragen zu dürfen.
Als De-Gender-Bewegter würde ich jetzt interpretieren, dass Dir die bisherige gegenderte Konnotation des Rock egal ist, und Du diese Konnotation de-gendern würdest, weil Du auf die Suche nach Deinen weiblichen Anteilen verzichtest, um Rock tragen zu dürfen, sondern ganz einfach ohne weiteres gegendertes Erklärungsmuster einfach Röcke trägst.
Nur, wie kann ein Kleidungsstück oder eine Eigenschaft essentiell weiblich oder männlich sein, wenn alle Geschlechter darüber verfügen?
Das ist es ja, wo ich hin will. Den Rock zu entgendern, weil ich ihn trage, weil ich Mann bin, der nicht auf seine weiblichen Anteile pocht.
Na klar ist die Gesellschaft in der Übermacht, ich hingegen stehe alleine mit meiner Haltung ihr gegenüber. Aber wenn ich aufgebe, zu zeigen, dass ich mein Gender nicht aufgeben muss, um Röcke zu tragen, dann wird auch jeder weiterhin Röcke als rein weiblich ansehen und mich mit weiblichen Anteilen versuchen zu lesen.
So versuche ich mit meiner Haltung, vielleicht manchmal auch mit Äusserungen, aber einfach mit meinem "Beispiel" vorzuleben, dass ich kein Genderfluidum brauche, um als Mann Rock zu tragen. Rocktragen und Homosexualität muss in diesem Zusammenhang nichts mit einander zu tun haben, aber ein Großteil der Gesellschaft wird das nach wie vor nicht trennen. So bin ich froh, wenn jemand aus meinem entfernten Bekanntenkreis erkennt, so wie gerade geschehen, und sagt: "Wolfgang, da sind wir beide viel zu hetero als dass...", ich weiß gar nicht mehr, um was es ging. Aber immerhin hat jemand, mit dem ich eigentlich gar nix am Hut habe, in der Tat "gelesen", dass ich trotz meiner Kleidung nicht das bin, was die Gesellschaft sicherlich oftmals noch denkt.
Und so kann jeder durch Vorleben - und auch einfach nur mit seiner inneren Haltung - Menschen in seinem Umfeld überzeugen, dass man weder sexuell noch emotional von der "klassischen" Genderrolle abweichen muss, um als Mann Rock zu tragen.
Ganz klar möchte ich eine Lanze brechen für alle, die sich in diesem Feld zwischen klassischen Genderrollen zuhause fühlen. Aber sich dort zu verorten, ist nicht der einzige Zugang für einen Mann, um Rock tragen zu dürfen.
Und das fängt bei jedem mit seinem eigenen Denken an. Und De-Gendern, wie Du es genannt hast, ist ein De-Gendern der benutzten Dinge, Kleidungsstücke, Symbole, Verhaltensweisen. Nicht das De-Gendern von Dir selbst.