Hallo Gregor,
in einigen Sachen muß man genau sein, sonst besteht die Gefahr, daß in den Übertreibungen das Wesentliche verloren geht. Man muß z.B. zwischen Frauenverachtung und Weiblichkeitsverachtung unterscheiden, um zu kapieren, warum sich Männer trotz allem Frauenlobs sich gegen das weiblich Sein wehren. Weiblichkeitsverachtung trifft nämlich die Rolle und nicht die Personen. Verachtet werden nicht die Frauen, sondern die Hausfrau als Beruf und vor allem, schwach Sein. Leitbild ist der zum Bild des starken Geschlechts gehörende berufliche Erfolg, die Karriere, auch wenn das nicht gerade nette Eigenschaften erfordert, aber sowas wird den Männern im Allgemeinen ohnehin nicht zugestanden. Nun sind die Frauen nicht so schwach und die Männer nicht so stark, wie in diesem Sozialbild, und da den Männern sonst nicht viel Gutes zugestanden wird, müssen sie eben durch verstärktes Betonen ihrer Männlichkeit die einzige Ehre, die ihnen möglich ist, zu retten, versuchen. Frauen haben es da lockerer. Sie können nur gewinnen, und so ergibt es sich, daß bei der ständigen Betonung der Stärke der Frauen, die Männer dennoch nicht weiblich sein wollen, sondern sich umso stärker in eine immer kleiner werdende Ecke von Männlichkeitsmustern drängen lassen, wie man in der Kleidungsauswahl sehen kann, wo kurze Hosen inzwischen nicht mehr mehrheitlich als Männerkleidung angesehen werden, ebenso wie Cow-boy-Stiefel.
Ich glaube, daß ein wesentlicher Punkt, wo wir uns nicht einig sind, die Frage ist, ob es so geschieht, wie eben beschrieben.
Von den starken Frauen ist auch sonst keine Hilfe bezüglich der Durchsetzung des Männerrocks zu erwarten. Warum sollten sie auch? Wir Männer müssen das selbst bringen, oder es passiert nicht. Wir können zufrieden sein, wenn die Frauen genug Gerechtigkeitssinn haben, daß sie sich uns nicht entgegenstellen. Zum Glück gibt es auch solche Frauen, und ich hoffe, nicht in zu geringer Anzahl.
Da Du auf wiederholt (ohne Belege!) derartiges sagst:
Ich hatte/habe wohl noch den Eindruck, dass du den Frauen nicht viel Gutes zutraust.
wiederhole ich nicht nur "Schau mal hin, was ich wirklich geschrieben habe, ..." sondern stelle klar, daß ich den Männern und Frauen gleich viel Gutes und Schlechtes zutraue. Lediglich wie sie es ausführen, hängt von den unterschiedlichen sozialen und biologischen Gegebenheiten ab.
Man kann halt Teil einer Gruppe, eines Geschlechts, eines Volkes sein, ohne selbst direkt "verantwortlich" zu sein und sich doch "schuldig" fühlen, oder kennst du das nicht?
Das habe ich schon bis zum Überdruß in der Form "Wir bösen Deutsche haben ..." gehört, selbst wenn aufgrund des Alters keiner der Anwesenden dabei gewesen sein kann. Dieses "Ich bin so anständig, daß ich mich nicht vor der Schuld drücke" aber sich gleichzeitig durch Anklagen gegen die anderen auf die Seite Opfer stellen, und sich somit doch aus der Schuld herausstehlen, ist ein rhetorischer Trick, den ich ablehne.
Ähnlich beliebt ist, über "uns Männer" zu lästern. Damit erhebt man sich schwer angreifbar über seine Geschlechtsgenossen, und das kommt zudem bei Mutti und anderen Frauen gut an. Die sind nämlich enttäuscht, weil der Mann, den sie geheiratet haben, nicht der große starke und gute Märchenprinz, sondern nur ein gewöhnlicher Mann, also ihrer nicht wert, war, und sie daher alle Männer als böse Unterdrücker hassen. Ödipus läßt grüßen. (Jetzt habe ich auch mal kräftig überzogen. Es gibt nämlich auch noch viele vernünftige Frauen, die dieses Spiel nicht begeistert.)
Frauen wollen nicht nur reiche Männer, gut ausgebildete Männer und Macho-Männer. Frauen wollen auch gute Männer, ehrliche Männer, treue Männer.
Wenn man lange genug fragt, wird die Liste beliebig lang und beliebig widersprüchlich. Ich orientier mich an dem, für welche Männer sich die Frauen bei der Partnerwahl entscheiden.
Trotz aller Kritik halte ich Dich auch in Deiner Männlichkeit für einen wertvollen guten Menschen. Ebenso verachte ich auch keinen Mann, der sich wegen der Gegenwehr seiner Frau nicht traut, Rock zu tragen. Es gibt wichtigeres im Leben als der Männerrock.
Gruß,
Jo