Ich sehe immer mehr Männer mit Bärten, und nicht nur Islamisten.
Ich schrieb, dass die den Trend mit ihren ungepflegten Bärten angeblich überzogen haben. Sobald etwas häufiger zu sehen ist, was mit negativen Dingen verbunden ist, desto größer stößt es auf Ablehnung. Über den Hype von Bärten gab es mal eine Untersuchung und Erklärungsanätze. Wenn die so stimmen, ist das konträer zum Rock.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/phaenomen-bart-maenner-in-grossstaedten-13319448.html"Ihr Ansinnen ist intellektueller, mehr sophisticated. Bärte gelten bei ihnen als Definition einer neuen Maskulinität: rustikaler, roher und mit einem Hang zur Natürlichkeit. Männer sehen wieder aus wie Männer. Echte Kerle eben."
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Wie geht dieses „Back to the roots“ zusammen High Tech und Social Media?VG: Die Generation Y kennt sich perfekt in den digitalen Medien aus, aber sie sucht ihren Platz in einer noch stark von den Babyboomern der 1960-er Jahre geprägten Zeit. Dabei haben die Jungen viel besser als ihre Eltern verstanden, dass sich die Welt um sie herum dematerialisiert und digitalisiert. Sie haben schon viel mehr Krisen gemeistert als ihre Eltern. Sie wissen sich durchzuwuseln und die technischen Möglichkeiten zu nutzen: Wenn sie reisen, tauschen sie Wohnungen oder buchen bei AirBnB. Statt Taxi fahren sie UBER. Aber die Babyboomers sitzten noch immer auf den wichtigen Posten und bremsen die junge Generation regelrecht aus. Die reagieren mit einem Bart, um mit dem Codes der Autorität spielen.
Inwiefern ist der Bart ein Code der Autorität?VG: Der Bart galt früher als Zeichen für Macht. Anwälte, Ärzte und auch das Militär trugen häufig einen Bart. Der Bart ist ein Kennzeichen für „groß sein“, was darstellen. Genau das ist wichtig für die junge Generation, die in der Gesellschaft ihren Platz sucht."
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Wie muss ein Bart heute aussehen?VG: Bei einem modischen Bart reden wir nicht von einem Wildwuchsbart, sondern von einem sehr gepflegten Bart. Wir nennen das „toiletté“. Der Hipster geht regelmäßig zum Barbier und zum Kosmetiker. Er lässt sich Körperhaare am Rücken entfernen, dann geht er zum Tätowieren und dann zum Bartstutzen. Zu Hause in seinem Bad stehen jede Menge Beauty-Produke zur Pflege der Gesichtsbehaarung. Hier spielen die Einflüsse der Metrosexuellen und des ehemaligen Pornochic, wo alles ultragepflegt war, noch immer eine Rolle.
Den ungepflegten Bart, der einfach vor sich hinwächst, tragen die islamischen Extremisten."
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Der Bart-Trend neigt sich dem Ende.
VG: Ja, wir sind am Gipfel des Trends angelangt. Warum? Es gibt mehrere Probleme mit den Bärten. Einerseits wegen der Extremisten. Ein zu dichter Bart kann falsch ausgelegt werden. Wenn man grau wird, dann macht ein Bart uns alt. Aber vor allem: Viele haben die Hipster über. In Londoner In-Viertel Shoreditch kam es sogar zu einem Überfall auf eine Hipsterboutique, die zu wenig dem Bohème Stil des Viertels entsprach. Wir bewegen uns auf das Ende der Bewegung zu, aber es gibt derzeit noch keinen Lebensstil, der stark genug wäre, diesen Trend abzulösen."