"Vom Merz zum Klima" - so zerredet man ein Thema...
Hm... wirklich? Es ist legitim, wenn es um drängende Probleme geht, auch andere Probleme zu benennen.
Vor allem, wenn sie alle nur halbherzig angegangen werden.
Aber es ist so wie beim Papst: man kann nicht auf einen Schlag alles anders machen. Frauen als Priester zuzulassen (oder das Zölibat abzuschaffen), hätte so mancher Papst bestimmt ganz gerne gemacht, aber der ganze Apparat, der dahintersteht, erlaubt nur ganz langsame Veränderungen.
Ja, und Politik zu machen, ist nicht einfach. Sehr viel muss da abgewogen werden, von den eigenen parteipolitischen Interessen ganz abgesehen.
Cephalus, Danke für die Links. So konnte ich mir jetzt auch mal ein eigenes Bild machen, was mich vorher nur so marginal gestreift hatte. Ich finde die Formulierung auch sehr unglücklich, ja vielleicht verletzend. Da muss ich den Kommentaren aus den linkeren Lagern Recht geben.
Inwieweit wie laut Merz "das Stadtbild" als Metapher im Migrationszusammenhang auch von anderen schon als geflügeltes Wort verwendet wurde, ist mir nicht bekannt. Wäre es ein geflügeltes Wort, wäre die Formulierung eher zu entschuldigen.
Dass illegale Migration per se spätestens nach Einbruch der Dunkelheit ein Problem sei, erscheint mir eher populistisch überzogen. Dass illegale Migration so oder so ein Problem ist, ist allerdings nicht wegzureden - sonst wäre diese Migration ja nicht illegal.
Und das Fischen in den Gewässern des rechten Randes kann natürlich auch System haben. Es ist nämlich nicht wegzureden, dass ein Viertel der Wähler Sorgen und Ängste haben, die man nicht unter den Teppich kehren kann. Und diese Sorgen und Ängste lassen sich auch nicht damit lösen, dieses Viertel der Wähler als rechtsextrem, als Dumme oder als verblendet zu diffamieren.
Ich finde es gut, dass die "Brandmauer" in Diskussion geraten ist. Denn die Brandmauer hilft nicht, Sorgen und Ängste und ggf. auch Probleme zu lösen. Wenn aus den Reihen der AfD Zustimmung zu erhalten ist, dann muss der Inhalt, zu dem zugestimmt wird, nicht automatisch schlecht sein. Es geht darum, Politik für alle Bevölkerungsteile zu machen, und da zählt auch jenes Viertel der Wähler dazu.
Ja, und das Reizwort "Stadtbild", so blöd das alles formuliert war, hat auch ein wenig mich abgeholt. Denn oftmals, wenn ich die bereichernde Vielfalt auf unseren Straßen und Wegen sehe, oder wenn ich in der Straßenbahn z.B. in Frankfurt (aber auch andernorts) kein einziges deutsches Wort mehr höre - und inzwischen ist ja fast jeder unaufhörlich am plappern -, dann vermittelt das nicht mehr unbedingt das Gefühl, tatsächlich noch in der Heimat zu sein. Solche Konstellationen fördern auch nicht das Gefühl eines gemeinsamen Miteinanders. Insofern ist das Sinnbild "Stadtbild" ein recht griffiger, nachvollziehbarer Begriff, das Thema Migration zu beschreiben. Ich will noch eine Parallele aufzeigen: Es gibt Orte auf dieser Welt, da wimmelt es von Touristen. Z.B. beliebte Wanderwege im Gebirge sind überlaufen, etliche Städte sind von Touristen überlaufen. Nichts gegen Fremde oder gegen Touristen, aber wenn es zuviel ist, ist es zuviel.
Sicher, das betrifft ja jetzt eigentlich nicht die illegale Migration, sondern die Migration insgesamt. Und ja, wir haben seit Beginn der Gastarbeiter diesen Migranten auch viel zu verdanken. Unser Wohlstand fußt in der Tat darauf. Ob aber weitere Migration unseren Wohlstand weiter sichert, ist eine Behauptung, die es erst noch zu beweisen gilt. Aber klar, es gibt viele hausgemachte Probleme, von Folgen früherer Kolonisation gar nicht zu reden, aber eines der fundamentalsten hausgemachten Probleme ist der Pillenknick. Das haben wir überwiegend unserer Elterngeneration zu verdanken. Aber wir selbst haben ja auch auf unserem Lebensweg zunächst profitiert. Jetzt rächt sich dieses Gebahren, und so wird die Mär von notwendiger Zuwanderung gespeist. Ich halte das für eine Mär, aber die einfachste Lösung des Problems scheint in der Tat die Zuwanderung zu sein, die am liebsten qualifizierte Zuwanderung.
Dennoch löst das die Ängste von Bevölkerungsteilen nicht auf. Es müssten schärfere Auflagen definiert und umgesetzt werden, die zu erfüllen sind, wer in unserem Land auf Dauer leben will. Die Sprache ist sicherlich schon mal ein Schlüsselbaustein, der einer Integration förderlich sein kann. Aber viele weitere Maßnahmen sind noch nötig, um die Ängste der Bürger abzubauen. Und aus diesen Ängsten schlagen einige im Eigeninteresse Kapital und verunsichern die Leute damit noch mal mehr.
Gute Politik sollte dazu da sein, allen Beteiligten im Land ein möglichst gutes Miteinander zu ermöglichen. Und ja, da darf man ein Viertel des Wählerwillens nicht vergessen oder systematisch ausblenden.
Auch wenn die mehr als unglückliche Formulierung(en) von Merz mich zum Teil "abgeholt" haben, finde ich dennoch, dass eine bunte Gesellschaft auch ein Straßenbild aushalten können muss, wenn Männer in Röcken - oder lass es Frauenkleider nennen - auftauchen. Aber auch die Formulierung "Frauenkleider" ist ja - so wäre es mir recht - aufzubrechen, weil unglücklich. Frauen haben ja auch Hosen, auch schlichte Hosen, zur Frauenkleidung gemacht. Kleidervielfalt auch für Männer - so vielfältig wie unsere Gesellschaft. Wenn wir unsere Mitwelt jetzt an uns gewöhnen, dann sind wir ihnen nicht mehr ganz so fremd. Vielleicht sickert dann auch in der Gesellschaft ein, dass ein Rock nicht unbedingt mehr Frauenkleidung ist.
Ich bin für ein Stadtbild auch mit Männern in Röcken. Lasst uns das Stadtbild mitgestalten!