Hallo Freunde des schönsten Kleidungsstücks!
Das kam soeben herein:
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Lieber Ferdi
Um Deine Frage zu beantworten: Mich fasziniert, was "extrem" und bizarr ist.
Darunter verstehe ich vor allem Sachen, welche es auf dem Land in der
Innerschweiz nicht gibt, was man in den grossen Städten oder im Ausland suchen muss: Seien es Transsexuelle, Transvestiten, zwielichtige Etablissements, usw. . Ich habe gemerkt, dass mich vieles davon einerseits eben fasziniert, andrerseits aber auch abstösst und anwidert.
Stell Dir mal vor, es käme einem Mann in den Sinn, dass es keinen vernünftigen Grund gebe, im Sommer wenn es warm ist auch seine Genitalien nackt spazieren "lassen zu wollen". Vielleicht könntest Du in diesem Fall noch sagen, ein nackter Mann in der Öffentlichkeit würde die Kinder erschrecken oder sonstwie ein "öffentliches Ärgernis" erregen. Gilt das gleiche aber nicht AUCH für rocktragende Männer? Zumindest wenn sie im Sommer einen KURZEN Rock tragen? Glaubst Du nicht, dass wenn man einen nackten Mann in der Öffentlichkeit
bei der Polizei wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses anzeigen kann, man
das nicht genauso gut mit einem Mann im Mini-Rock tun könnte???
Für mich zumindest wäre es ein "öffentliches Aergernis,wenn ich meinen
Arbeitsplatz mit einem Kollegen teilen müsste, welcher einen kurzen Rock trägt,vor allem dann,wenn er drunter nichts anhat. Jedoch würde ein solcher Arbeitnehmer in unserer Firma schon gar nie eingestellt, da der Arbeitgeber es a)verbieten würde und b) dieser Arbeitnehmer dem Gelächter und Mobbing der anderen Arbeitnehmer ausgesetzt wäre nach dem Motto "der spinnt ja","der ist nicht ganz richtig
im Kopf", "das ist wohl eine Schwuchtel", usw. . Jedenfalls waren DAS die
Kommentare von drei Leuten, welche ich gestern bei uns im Geschäft auf das Thema kurzer Männerrock angesprochen habe.
Nette Grüsse,bin gespannt auf Deine Antwort
Darauf antwortete ich folgendermassen:
Hallo **********!
Vielen Dank für Deine Offenheit. Dich fasziniert also das Bizarre, das Extreme. Nun, wir, d. h. meine Freunde und ich selbst sind aber nicht "bizarr" und auch nicht extrem. Wir sind ganz gewöhnliche heterosexuelle Männer, die auch ein ganz gewöhnliches Leben führen. Sehr viele sind verheiratet und haben Kinder. Der einzige Unterschied zu der grossen Masse der anderen Männer ist der, dass wir gerne auch Röcke tragen. Aber Deine letzte Mail macht mir klar, dass auch Du dem Klischee verfallen bist, dass Männer, die Röcke tragen, nichts anderes sein können als Transvestiten, Transsexuelle, Schwule und dass sie irgenwie nicht ganz "dicht" sein können. Sicher gibt es jede Menge Transvestiten, nicht nur in den grossen Städten. Aber da besteht ein Riesenunterschied zu uns. Ein Transvestit möchte ein Rollenspiel spielen. Er möchte für eine gewisse Zeit in die Rolle einer Frau schlüpfen und diese Rolle spielen. Dazu VERKLEIDET er sich zur Frau. Gute Transvestiten kann man absolut nicht mehr als Mann wiedererkennen. Allerdings geht das nicht mit einem einfachen Jeansrock, hier kommt die gesamte Palette weiblicher Erscheinungsformen zum Einsatz: Perücke, künstliche Wimpern, Lippenstift, Kajal, Schminke, ausgefüllte BH's, Nylonstrümpfe, schicke Kleider, Pumps - kurz die gesamte Palette der weiblichen Utensilien. Da sehr viele Transvestiten des Guten zuviel tun (manchmal auch absichtlich), hat der neutrale Beobachter den Eindruck, eine bizarr und extrem gekleidete Person vor sich zu haben.
Ganz anders ich und meine Freunde von der Männerrockszene. Ich belasse meine Kleidung so, wie man sie von Männern gewohnt ist. Ich wechsle lediglich eine Hose gegen einen geeigneten Rock aus. Dabei achte ich darauf, dass der Rock in Design, Farbe und Schnitt keinen femininen Eindruck macht. Das gelingt mir auch. Ich bin in meiner Kleidungswahl sehr selbstkritisch. Erst wenn ich mein Spiegelbild sehe und den Eindruck habe, dass ich den Mann, den ich da sehe, nicht auslachen würde, erst dann gehe ich hinaus.
Du vergleichst einen Mann, der einen kurzen Rock trägt, mit einem nackten Mann. Das kannst Du nicht. Ein bekleideter Mann - mit was auch immer er bekleidet ist - ist kein nackter Mann. Ein Mann im Minirock erregt auch kein öffentliches Ärgernis. Warum auch? Er zeigt ja letztlich nicht mehr her als seine Beine, und das tut jeder Mann in Shorts genau so. Ich trage im Sommer fast nur Jeansminiröcke, die etwa eine Handbreit über dem Knie enden (Rocklänge ca. 45cm), dazu ein T-Shirt und Sandalen. So fällt man draussen noch nicht mal gross auf. Die Leute sehen in ihrem Seitenblickfeld einen Mann, der was Kurzes anhat, schauen nicht so genau hin und sagen sich: da geht ein Mann in Shorts. Im vorigen Sommer hat ein Kollege vier Tage lang nicht gemerkt, dass ich statt Shorts einen kurzen Jeansrock anhatte. Er hat auch nicht so genau hingeschaut und meinen Rock oberflächlich für Shorts gehalten.
Dein Hinweis darauf, dass jemand möglicherweise nichts unter seinem Rock anhat, der verwundert mich allerdings ziemlich. Bitte nimm mir das jetzt nicht übel, aber das bringt mich auf die Idee, dass der Gedanke daran Dich irgendwie erregt und dass Du Dich auch deswegen abgestossen und angewidert fühlst, weil diese Erregung von Männern und nicht von Frauen ausgelöst wird. So deutlich wie Du hat das eigentlich noch niemand thematisiert, nicht einmal die röcketragenden Männer selber. Ich habe aber für Deine Reaktion darauf volles Verständnis. Ich will Dir jetzt nichts falsches unterstellen, aber könnte es sein, dass es das Nichtwissen darüber, was unter dem Rock ist, dass es das ist, was dich so erregt und beschäftigt? Das wäre auch nicht schlimm, aber auch hier scheinst Du Dir falsche Vorstellungen von den Motiven zu machen, warum wir so gerne Röcke tragen. Du denkst nämlich daran, dass wir uns daran erregen, ohne was drunter zu gehen. Das ist aber total falsch, jedenfalls für mich. Meine Röcke erregen mich nicht sexuell, ich habe nur Gefallen an dem Tragekomfort und ich gebe auch zu, dass ich mich über die vielen Komplimente freue, die ich von Frauen bekomme. Das wirst Du mir nicht glauben, aber es ist so. Das liegt sicher daran, dass ich meine Röcke aus tiefster innerer Überzeugung trage, dass ich mich dabei sauwohl fühle und dass ich diese Selbstsicherheit auch ausstrahle . Das kommt bei den Mitmenschen an.
Übrigens war ich schon mehrfach in der Schweiz zu Männerrocktreffen und wir sind nie auf Ablehnung gestossen, eben weil wir als Männer in Röcken auftraten und nicht als bizarre Transvestiten. Ich kenne auch einen Schweizer Rockträger persönlich, er wohnt in Willisau, ist Lehrer und geht auch in Röcken unterrichten. Damit hat er bei den Schülerinnen und Schülern einen schweren Stein im Brett und ist auch bei Kolleginnen und Kollegen beliebt und anerkannt. Warum? Weil er es richtig macht, weil er einen guten Stil entwickelt hat und trotz seiner Röcke nicht als exotischer Paradiesvogel auftritt, sondern einfach als Mann im Rock, haargenau so wie die Frauen in Hosen. Die sind ja auch nicht bizarr.
Wir sind keine Frauenvergewaltiger, keine Exhibitionisten, keine Kinderschänder, keine Transsexuellen, wir sind einfach ganz gewöhnliche Männer, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Das einzige was uns aus der Masse hervorhebt, das ist unsere ungewöhnliche Kleidung. Ungewöhnlich, weil es einfach noch so wenige Männer in Röcken gibt. Irgendwann werden die Leute sich daran gewöhnt haben, und dann ist das für sie kein Thema mehr. Den Frauen ging es in der Vergangenheit mit den Hosen auch nicht anders. Wir Männer gehen den Weg jetzt, den die Frauen bereits gegangen sind. Und wir werden uns trotz Röcke nach wie vor von Frauen unterscheiden. Wir wollen keine Gleichmacherei.
Herzliche Grüsse !
Ferdi