Hallo Maddy,
Zum einen akzeptiert meine Frau meinen Hang zu Frauenklamotten nicht.
Akzeptiert sie es denn zu Hause oder hat sie auch in den eigenen vier Wänden ein Problem damit?
Hast du mit ihr denn mal darüber gesprochen? Denn die Kernfrage ist ja, warum sie das nicht akzeptiert und erfahrungsgemäß muss sich die Frau darüber selbst erst einmal klar werden. Dahinter steckt ja meist nicht einfach nur, dass Frau über der Kleidungsstil bestimmen will, sondern Ängste wie "Was sagen die Nachbarn / Freundinnen?", "Ist der jetzt schwul?", "Verliere ich ihn?", "Oh, Himmel, das fällt doch auf!", usw. Einen Teil dieser Ängste kann man ausräumen, einen Teil durch Erfahrungen abbauen. Das setzt aber voraus, dass die Frau bereit ist, das zu tun. Wenn sie völlig blockiert und davonläuft wird es schwierig.
Machen wir uns nichts vor: Eine solche Einmischung in den Kleidungsstil würden sich unsere Frauen umgekehrt doch deutlich verbitten, oder?

Meine Frau (trägt fast ausschließlich Hosen) sagte mir mal, dass sie mich doch lieber in Hosen sehen würde, woraufhin ich ihr sagte, dass ich sie auch lieber in Röcken und Kleidern sehen würde, aber ich ihr das ja nicht vorschreiben will, weil jeder sich so anziehen können soll, wie er möchte. Ich denke, das hat ein gutes Stück zur Akzeptanz beigetragen.
Zum anderen ist das Problem, im Bekannten- und Kollegenkreis in Frauenklamotten gesehen zu werden.
Im Grunde ist es ja egal, ob die Person, die einen sieht, ein Fremder oder Bekannter ist. In jedem Fall ist da ein Mensch, der sich möglicherweise über uns wundert. Der Unterschied liegt allein darin, welchen Einfluß diese Person auf unser Umfeld nehmen kann. In beiden Fällen sieht dich zuerst nur eine einzige Person aber du weißt genau, dass sie diese Neuigkeit sehr schnell mit anderen Bekannten / Kollegen teilen wird. Über dieses Outing hast du keine Kontrolle und da du diesem sozialen Umfeld auch nicht entkommen kannst, erzeugt das diverse Ängste.
Ich weiß dazu leider auch kein Patentrezept, aber es hilft, sich klar zu machen, dass eigentlich nichts passieren kann. OK, man wird erst einmal das Thema sein, aber so etwas ist nur von sehr kurzer Dauer. Wenn sich erst einmal jeder gewundert hat, ist das Neue schon abgenutzt und die EM ist wieder wichtiger.

Es passiert ja dadurch auch nichts. Freunde und Bekannte mögen es ungewohnt finden, aber die stehen alle auf deiner Seite und werden das sehr schnell akzeptieren. Und wer dich nicht akzeptieren will, ist wohl auch niemand, den du in deinem Bekanntenkreis haben möchtest, oder? So gesehen ist das ein guter Filter für echte Freunde.
Bei den Kollegen ist es nochmal etwas schwieriger, weil du die nicht einfach aussortieren kannst. Aber dafür haben sie auch gar nicht das Recht, sich in die Entfaltung deiner Persönlichkeit einzumischen und das wissen sie normalerweise auch. Es hängt natürlich davon ab, welchen Beruf du hast. Auf dem Bau dürfte der Gegenwind der Kollegen doch deutlich heftiger sein, als im Büro. Aber in jedem Fall nutzt sich das neue sehr schnell ab und wird zur Gewohnheit. Bei mir im Büro gab es einen netten Kommentar einer Kollegin und einen verdutzte Frage eines Kollegen - das war's auch schon. Man malt sich das immer viel schlimmer aus, als es wirklich ist.
Wenn meine Kollegen wüssten, was mein Klamottenstil ist, das wäre mir dann nicht so recht.
Vielleicht hilft es in beiden Fällen, wenn du nicht gleich die volle Packung ablieferst, sondern die Veränderungen schrittweise einführst? Wenn du gleich en femme kommst, erzeugst du natürlich mehr Ängste und Kommentare, als wenn du erst einmal nur die Ballerinas zu Hosen anziehst, bis sich alle daran gewöhnt haben. Oder erstmal nur den Rock.
Bei mir lief das ja ähnlich, nur eben erst einmal mit barfuß, dann mit Nagellack, dann mit Rock. Wenn das Umfeld erst einmal akzeptiert hat, dass du dich anders kleidest - und da reicht schon ein wenig anders - dann akzeptiert es weitere schrittweise Veränderungen meist ohne zu zucken. Ich dachte auch erst, es gibt Probleme, wenn ich zum Rock auch noch ein Damen-Shirt anziehe, aber nein - interessiert keinen mehr. Frei nach: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's völlig ungeniert..."
