Hallo Tine!
ob es an meinem Optimismus lag, oder an der Uhrzeit gestern, dass ich bei der Rechnung die Anzahl der Modebewanderten verdoppelt habe... Egal, den Rechenfehler muss ich auf meine Kappe nehmen.
Ist ja nicht wichtig, genaue Werte werden wir eh nicht bekommen. Aber die Größenordnung wird schon stimmen. Ich habe die Zahlen nur der Veranschaulichung wegen gewählt. Manch einer kann den Gedanken dann besser nachvollziehen.
Wo ich allerdings doch noch mal nachfragen möchte: "belesen" und "modisch"? Siehst Du Mode als Wissenschaft an?
Dann ist mir klar, warum wir so zielsicher aneinander vorbeireden.
Ich halte Mode für einen Ausdruck persönlicher Stimmung und persönlichen Geschmacks. Da brauche ich keine Historie, keine seminarartige Anleitung und keine Doktorarbeit. Etwas Geschick, was Farbkombinationen und Formen anbelangt, ein wenig Augenmaß, was die eigene Gestalt angeht, und die Beobachtung anderer, die grobe Fehltritte vermeidet, reicht in meinen Augen völlig um sich erfolgreich mit dem eigenen Outfit herumzuschlagen. (Wenn ich nämlich lese, was so manche Koryphäe auf dem Gebiet ablässt... )
Ich denke, man kann sich jedem Thema zweierlei Art nähern: rational oder intuitiv. Ich sehe es so, dass der intuitive Weg einem schnell oberflächlichen Zugang zu einem Thema ermöglicht, ohne jedoch große Tiefe zu erreichen, wohingegen der rationale Zugang zwar große Tiefe ermöglicht (so tief, dass einem viele nicht mehr folgen können), aber mühseliger in der Aneignung ist.
Wenn Du so lapidar forderst, dass man ja nur ein wenig Geschick, ein wenig Stil-, Farb- und Formsicherheit benötigt, dann spricht daraus, pardon

, die Arroganz derjenigen, die diese Fähigkeiten in die Wiege gelegt bekommen oder mehr oder minder unbewusst sich angeeignet haben. Schau Dir doch mal den Feld-, Wald- und Wiesenmann an: Auf die Frage, was denn los sei, kommt ein "Nichts!" Wieviele Beziehungsprobleme schaukeln sich deshalb so auf, weil Mann einfach nicht in der Lage ist, sich seinen Gefühlen zu stellen und sie auszudrücken?
Ich habe das auch schon andernorts mal beigetragen, dass Jungen 'beigebracht' bekommen, ihren emotionalen Ausdruck zu unterdrücken. Entweder "weil ein Indiander keinen Schmerz kennt" oder um im Konkurrenzkampf mit den Altersgenossen zu bestehen ("Mädchen! Mädchen! Mädchen! Ähnänänänähnä!"). Es gibt ja auch keine Vorbilder für Jungen, wo man als Mann mal ungehemmt heulen darf. Freude 'darf' nur beim Fußball gezeigt werden. Emotionaler Ausdruck wird im 'männlichen' Umgang gerne als Schwäche gesehen und auch ausgenutzt. Entschuldigung, aber viele Männer sind nüchtern betrachtet oder auch aus Sicht vieler Frauen emotionale Krüppel -- nicht, weil sie so zugerichtet wurden, sondern weil sie sich ihren emotionalen Bewegungsspielraum selbst beschneiden. Aber Emotion und Ausdruck wollen gelernt sein.
Nein, ich gebe nicht den Müttern die Schuld, warum auch? Es ist das ganze gesellschaftliche Umfeld, was Jungens dazu verbiegt. Jungens werden dazu aufgefordert, sich an die Spitze zu kämpfen. Da kann aber nur einer sein, weswegen generell auf die 'hinteren' Ränge, auf die 'Schwächeren' herabgeschaut wird.
Es gilt ja heutzutage schon als 'unmännlich', wenn Mann einfach mal auf sein Äußeres achtet und sich mit Mode und Kleidung beschäftigt -- stattdessen wird das Wortungetüm 'metrosexuell' geprägt, um das ja in eine andere Schublade als 'männlich' stecken zu können.
PS: Wenn Männer so gut imitieren, dann müssen wir nur noch einen aktuellen Ackermann- oder Schumi-ersatz zum Röcketragen bringen... 
Wird nicht helfen, solange emotionaler Ausdruck als 'Schwäche' und als 'unmännlich' gilt. Es wird keinen Modewandel geben, solange wir keinen Sinneswandel hatten. Außerdem werden Frauen auch solange benachteiligt und als wenig ernst zu nehmen betrachtet werden, solange sie sich überwiegend ihren emotionalen Luxus gegenüber Männern leisten (den erotischen und sexuellen mal ganz außen vor gelassen).
PPS: "Modeunfall" hört sich in meinen Ohren sehr krass an, dafür, dass eigentlich gar nichts passiert, außer, dass vielleicht das Auge des empfindlichen Betrachters sich abwenden muss. Großzügigere Menschen lächeln und gehen weiter. Vielleicht eine bösartige Unterstellung, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Du ziemlich viel ziemlich ernst nimmst... 
'Modeunfall' war scherzhaft übertrieben gemeint. Oder auch sarkastisch. Ich mag Humor wie Wein lieber trocken.
Ich bin ein großer Freund von Fehlern und Fehlleistungen, man kann so wunderbar aus ihnen lernen. Ich lerne auch gerne aus den Fehlern anderer

. Aber keine Sorge, ich hinterfrage mich selbst auch ständig.
LG
Masin