Hmmm, Wing Chun eignet sich duraus auch für Männer

Worauf bezieht sich deine erste Bemerkung? Ich selbst hatte Wing Chun glaube ich hier noch nicht erwähnt.
Asiatische Kampfkünste haben mich schon seit der Kindheit fasziniert (damals gab es die TV-Serie "Kung Fu" mit David Carradine"), während mich Boxen und Ringen noch nie interessierten. Als Kind habe ich Judo gelernt aber leider nach rund einem Jahr wegen einer Verletzung aufgegeben. Vor rund einem Jahr habe ich dann wieder Lust bekommen, etwas ähnliches zu machen. Bis dahin habe ich mir nur mit meinem Rennrad fit gehalten. Ich habe mich dann etwas näher mit der Materie beschäftigt und glücklicherweise bin ich auf Wing Chun gestoßen. Tai Chi wäre auch in frage gekommen, mache ich vielleicht noch später, das soll ja auch sehr gesund sein und ist ebenfalls äußerst ästhetisch. Als ich dann noch eine gute Schule fast nebenan gefunden hatte, war die Entscheidung für Wing Chun gefallen.
Bislang nur zwei Stunden Probetraining und zweimal als neues Mitglied, aber es ist gut! Wing Chun wird ja häufig total verwurstet, bzw. bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt - z.B. als Methode für den Straßenkampf oder als die ultimative Selbstverteidigung, was beides nicht korrekt ist, aber diese Schule ist eindeutig in der "richtigen" Tradition. Die Leute sind gut drauf, ein Querschnitt durch die Gesellschaft und Altersbereiche und das Training macht Spaß. Frauen sind in der Minderheit aber es soll welche geben. Eine Trainingseinheit besteht aus Aufwärmen, technische Übungen (sehr individuell, die Gruppen sind recht klein), dann ein hartes Zirkeltraining für Kraft und Beweglichkeit und zum Schluß Formen - das langsame Studieren und Üben der grundlegenden Bewegungen.
Das Zirkeltraining ist nicht dazu gedacht, einen athletischen Körper oder sonstwie große Muskelmassen aufzubauen. Es geht vor allem darum, den Stand zu stabilisieren (Beine, Rumpfmuskulatur) und die Beweglichkeit zu verbessern. Und die langjährigen Schüler sind eher schlank und drahtig, Bodybuilder habe ich noch nicht gesehen.
Alles in allem ist es eine gesunde Sportart (oder Kunstform, wenn man so will), die man auch mit Ende 40 noch anfangen kann. Natürlich geht es auch schon im Kindesalter.
Und da wir schon beim Thema Kunst sind: Wie mein Name schon sagt, bin ich auch Musiker, allerdings mache ich inzwischen keine Rockmusik mehr, sondern spiele klassisches Klavier. Interessanterweise finde ich dort viele Parallelen zur Kampfkunst, denn wieder geht es um Körperbeherrschung, Beweglichkeit, Reflexe und einen schnellen Geist. Ein fitter Körper ist da ebenso sinnvoll, wie bei Wing Chun und ich habe sogar das Gefühl, daß beides von einander profitieren kann. Jedenfalls bin ich nicht der erste Musiker, der sich auch für Kampfkunst interessiert. Natürlich muß ich auf meine Finger aufpassen, aber die Verletzungsgefahr soll bei gutem Wing Chun Training ziemlich gering sein und Vollkontakt ist die große Ausnahme (was mir sehr recht ist).
Warum mache ich Wing Chun? Weil ich merke, daß mein Körper ohne Sport einrostet und weil Wing Chun eine realistische Herausforderung ist, in der nicht Kampf und Zerstörung im Vordergrund steht, sondern ein gesunder Körper mit gesundem Geist und Seele. Das gilt durchaus auch für andere Kampfkünste, aber Wing Chun scheint genau das richtige für mich persönlich zu sein. Außerdem macht es einfach Spaß!
Ansonsten fahre ich nach wie vor Rad, allerdings nicht mehr so intensiv. Immerhin kommen per Arbeitsweg noch 100 km pro Woche zusammen.
PS: Es gibt übrigens drei Filme über das Leben von Ip Man, die sehenswert sind. Außerdem eine chinesische TV-Serie namens "Real Kung Fu", in der es um Leung Tsan geht, der auch im offiziellen Stammbaum der Wing Chun Meister erwähnt wird (meistens anders geschrieben) und noch eine namens "Wing Chun", in der es um die Nachfolge von Leung Tsan geht. In diesen Serien geht es eher um die ideellen Werte von Wing Chun, gekämpft wird nicht so viel, aber sehenswert sind sie trotzdem. Beide Serien gibt es glaube ich auf youtube, und zwar schon recht lange, vermutlich von den Produzenten toleriert, also quasi legal - mit englischen Untertiteln. Ansonsten findet man auf Youtube eine Menge Videos unter dem Stichwort "Wing Chun", die leider auch Unsinn verbreiten, aber das kann man recht schnell erkennen.