In Marketing und Werbung beschäftigt man sich mit Segmentierung, damit man mit seinem Produkt die Wünsche/Erforderungen der Zielgruppe am besten erfüllen kann. Ein Produkt für jedermann ist ein Produkt für niemand, sagt man. Auch muss die Botschaft so formuliert werden, dass die Zielgruppenperson sich nicht nur damit identifizieren kann, sondern sie auch interessant findet, und das in einer Masse, die zum Kauf führen kann. Weiterhin hat Segmentierung und darauffolgende Festlegung der Zielgruppe Bedeutung für die Wahl der Medien.
Am einfachsten sind die demografischen Kriterien. Hier kommt in erster Linie Geschlecht. Dann kann Alter, Einkommen, Ausbildung, Geografie, Ehestand, Familiengröße, Typ der Wohnung und vieles mehr dazukommen.
Je mehr Kriterien, man kombiniert, je kleiner wird natürlich die Zielgruppe. Anstatt sich zu verzetteln, zielt man konkret, auch wenn man weiß, dass Personen außerhalb der Zielgruppe zu den Käufern gehören könnten.
Aus Mensch wird deshalb Frau oder Mann. Weiterhin vielleicht Frau zwischen 25 und 49 Jahren ab einem bestimmten Haushaltseinkommen.
Kurz geht es darum, so viel wie möglich zu verkaufen und bei den niedrigsten Kosten.
Ich bin ein Mensch, aber ich bin auch ein Mann, und noch dazu so alt, dass man mich in kaum einer Zielgruppe findet. Ich kaufe noch viel und auch teuer ein. Aber wenn die meisten in meinem Alter es nicht (mehr) tun, dann habe ich viel Verständnis dafür, dass zum Beispiel Nikon in der Werbung nicht alte Männer mit Kamera zur Hand zeigen. Falls ich endlich in einer Werbung einen Mann mit meinem Alter und Aussehen sähe, würde ich mich mit dieser Werbung nicht identifizieren können. Eher im Gegenteil. Produkte für Senioren haben für mich kein Interesse. Und ja, es gibt sie doch, Produkte für Senioren. Kleine EDV-Hefte, wie Windows 7 für Senioren, Internet für Senioren. Aber nicht für mich.
Ich verstehe deshalb auch, dass Warenhäuser wie Karstadt, Kaufhof und andere in den Schaufenstern nicht Kleider an Oma-Modellen zeigen, oder Röcke an Männern.
Und ehrlich würden die Männer, die gezielt bei den Frauen einkaufen gehen, sich nicht schrecklich enttäuscht fühlen, wenn sie nicht länger sicher sein könnten, dass die Unterwäsche, die sie so schön fänden, eigentlich für Frauen konzipiert waren? Oder die Jeanshose?
Könnte es nicht sein, dass es Männer geben könnte, die bewusst lieber einen Rock in den Frauenabteilungen suchen, als im Internet einen Kilt oder Männerrock zu bestellen, und dass eigentlich nicht der Mehrpreis so ausschlaggebend für ihre Abwahl sei, wie sie behaupten?
Ich habe die die Antwort nicht. Nur bin ich glücklich, dass es noch den kleinen Unterschied gibt.
Gruß
Gregor
PS. Ich war vor fast dreißig Jahren mit meiner Frau in China. Da gingen alle, Männer wie Frauen, in der gleichen Einheitskleidung. Mich wundert es nur, dass das nicht dazu genug war, die Geburtsrate effektiv zu senken.