Hallo Tine,
Du hast völlig recht, und ich glaube, dass ich es auch selbst früher geschrieben habe: Ein hoher Preis ist nie eine Garantie dafür, dass ein Produkt „fair“ hergestellt ist, und dass nicht der Mehrpreis reiner Gewinn ist.
In den Betrieben geht es ja darum, dass man den höchstmöglichen Gewinn hervorbringt, aber doch immer häufiger mit Rücksichtnahme auf Natur/Klima, Arbeitsbedingungen usw. Diese Rücksichtsmaßnahmen können durch Gesetze (nationale oder übernationale) reguliert sein (am effektivsten), oder freiwillig sein, mehr oder weniger. Hier kommt Fair Trade hinein.
Hier haben die Kunden meiner Meinung nach die größte Verantwortung. Die Industrie versucht, ihre Wünsche so gut wie möglich zu erfüllen (wenn auch immer, der Konkurrenz wegen, mit dem gleichzeitigen Ziel, Kosten so niedrig wie möglich zu halten).
Deshalb suchen sie stets nach Kundensegmenten mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Forderungen. Verlangen 10% der Verbraucher Fair Trade, werden einige Firmen versuchen, dieses Nische-Segment für sich zu erobern, und auf dieses Segment wird Fair Trade ein bedeutender Konkurrenzparameter. Wer ist bei Fair Trade der Beste?
Verlangten es die Hälfte der Verbraucher, würden alle Betriebe versuchen, die Wünsche dieses Riesen-Segments bestens zu erfüllen – und viele Arbeitsplätze würden sicher wieder in Europa etabliert werden. „Fair Trade“ Symbole, oder "Made in Germany" würden vielleicht deutlich an den Kleidern zu sehen sein. Es könnte total daneben sein, in Klamotten ohne diese Symbole zu gehen.
Wollen wir Fair Trade, dann bekommen wir auch Fair Trade. Aber Fair Trade kostet. Wollen wir, oder bloß viele genug von uns, den Mehrpreis bezahlen, hätten wir bloß eine glaubwürdige Garantie dafür, dass die Produkte, die wir uns kauften, auch wirklich unter “fairen“ Bedingungen hergestellt worden waren?
Wie idealistisch sind wir, wenn es zur Geldbörse kommt?
Ich kann die Welt nicht heilen, nur versuchen sie zu so zu beschreiben, wie ich glaube, sie ist.
Viele Grüße
Gregor