Hallo zusammen,
vor kurzem bin ich durch Presseberichte auf ein Thema aufmerksam geworden, was mich sehr nachdenklich gemacht hat. Es geht um Biodiversität oder anders gesagt um Sorten- und Artenvielfalt bei den heimischen Nutzpflanzen und Menschen, die sich um deren Erhaltung kümmern.
Mit den in der Natur wild vorkommenden Pflanzenarten wäre die Ernährung der Menschheit völlig ausgeschlossen. Beetbepflanzungen, die den ganzen Sommer über blühen, gäbe es nicht. Und die Gewinnung pflanzlicher Rohstoffe für industrielle oder energetische Zwecke wäre allein mit Wildpflanzen im heutigen Umfang ebenfalls undenkbar. Nein, unser Leben basiert nicht mehr auf Wildpflanzen, sondern auf Kulturpflanzen. Sie sind das Ergebnis menschlicher Auswahl und Züchtung auf der Grundlage der natürlichen Variationsbreite von wild vorkommenden Pflanzenarten. Die enorme Bandbreite der Kulturpflanzen, von der wir heute profitieren, beruht dabei vor allem auf der immensen Vielfalt unterschiedlicher Sorten, die aus relativ wenigen Pflanzenarten gezüchtet wurden.
Die Sortenvielfalt der Kulturpflanzen ist somit ein unermesslicher Schatz. Sie ist die Grundlage für zukünftige Pflanzenzüchtung, für nachhaltige und umweltverträgliche Landwirtschaft, aber auch für attraktive Gartengestaltungen und dekorativen Blumenschmuck. Mit dem Themenschwerpunkt „Sortenvielfalt! Schatzkammer der Kulturpflanzen“ widmen wir uns ein ganzes Jahr lang den Pflanzen, die der Menschen nach seinen Bedürfnissen verändert hat. Wir beleuchten, wie dieser zum Teil Jahrtausende lange Prozess erfolgt, wie Pflanzensorten abgegrenzt und benannt werden, wie sie vermehrt und erhalten werden und welche rechtlichen Bestimmungen im Sortenwesen gelten. Damit rücken auch soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte der Sortenvielfalt in den Blickpunkt.
Ich wusste zwar, dass die Uni Mainz einen Botanischen Garten hat, aber dass dort auch regelmäßig Führungen zu bestimmten Themen angeboten werden, war mir neu. Am 31. August habe ich dann mal bewusst den Botnischen Garten der Universität, zum Thema: "Sortenvielfalt! Schatzkammer der Kulturpflanzen" besucht - ach ja, zu dieser Führung habe ich meinen Utilikilt mit einem blauen Polohemd getragen. Den anderen Teilnehmern - hauptsächlich ältere Herrschaften - schien es egal gewesen zu sein.
Da ich keine Erfahrung hatte, wieviele Leute an solchen Führungen üblicherweise teilnehmen, habe ich den Dozenten gefragt. Er bestätigte dann, dass im Gegensatz zu anderen Terminen an diesem Tag sehr viele Teilnehmer dabei waren.
Es ist wohl auch schwierig und teuer, die alten Sorten beim Sortenamt "registrieren" zu lassen, diese Registrierung ist wohl notwendig, damit die Saaten in den Handel gelangen können. Daher werden insbesondere die privaten Gartenbesitzer aufgefordert, die alten Sorten mit ihrem speziellen Genpool zu erhalten.
Als Beispiel bei der Führung im botanischen Garten wurde der "Mombacher Winter" (Salat) erwähnt. Dieser Salat wurde im Herbst ausgesäht und konnte schon früh im neuen Jahr geerntet werden. Dieser Salat sei früher sogar deutschlandweit "exportiert" worden.
Auch hier im dritten Programm war heute Abend ein spannender Beitrag zum Thema. Da wurde unter anderem auch kritisch über die wenigen Saatgut-Firmen berichtet, die ihre auf
Uniformität gezüchteten Samen verkaufen wollen und an regionaler
Individualität und an das jeweilige Klima angepasste Sorten kein Interesse haben. Seht ihr auch die Parallelen zur Modeindustrie, die im Grunde nur "uniformierte Kleidung" an den Mann und die Frau bringen wollen?
Wer sich auch darüber informieren möchte, wird beispielsweise
hier fündig, oder über die Stichworte: "Alte Sorten erhalten, Biodiversität, Artenvielfalt" mit der jeweils bevorzugten Internet-Suchmaschine.