Autor Thema: Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt  (Gelesen 6452 mal)

Offline Luan

  • Team
  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.229
  • Geschlecht: Männlich
  • Ich liebe dieses Forum!
  • Pronomen: Er
Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt
« am: 10.09.2014 22:33 »
Hallo zusammen,

vor kurzem bin ich durch Presseberichte auf ein Thema aufmerksam geworden, was mich sehr nachdenklich gemacht hat. Es geht um Biodiversität oder anders gesagt um Sorten- und Artenvielfalt bei den heimischen Nutzpflanzen und Menschen, die sich um deren Erhaltung kümmern.

Zitat von: Uni Mainz Botanischer Garten
Mit den in der Natur wild vorkommenden Pflanzenarten wäre die Ernährung der Menschheit völlig ausgeschlossen. Beetbepflanzungen, die den ganzen Sommer über blühen, gäbe es nicht. Und die Gewinnung pflanzlicher Rohstoffe für industrielle oder energetische Zwecke wäre allein mit Wildpflanzen im heutigen Umfang ebenfalls undenkbar. Nein, unser Leben basiert nicht mehr auf Wildpflanzen, sondern auf Kulturpflanzen. Sie sind das Ergebnis menschlicher Auswahl und Züchtung auf der Grundlage der natürlichen Variationsbreite von wild vorkommenden Pflanzenarten. Die enorme Bandbreite der Kulturpflanzen, von der wir heute profitieren, beruht dabei vor allem auf der immensen Vielfalt unterschiedlicher Sorten, die aus relativ wenigen Pflanzenarten gezüchtet wurden.

Die Sortenvielfalt der Kulturpflanzen ist somit ein unermesslicher Schatz. Sie ist die Grundlage für zukünftige Pflanzenzüchtung, für nachhaltige und umweltverträgliche Landwirtschaft, aber auch für attraktive Gartengestaltungen und dekorativen Blumenschmuck. Mit dem Themenschwerpunkt „Sortenvielfalt! Schatzkammer der Kulturpflanzen“ widmen wir uns ein ganzes Jahr lang den Pflanzen, die der Menschen nach seinen Bedürfnissen verändert hat. Wir beleuchten, wie dieser zum Teil Jahrtausende lange Prozess erfolgt, wie Pflanzensorten abgegrenzt und benannt werden, wie sie vermehrt und erhalten werden und welche rechtlichen Bestimmungen im Sortenwesen gelten. Damit rücken auch soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte der Sortenvielfalt in den Blickpunkt. 
Ich wusste zwar, dass die Uni Mainz einen Botanischen Garten hat, aber dass dort auch regelmäßig Führungen zu bestimmten Themen angeboten werden, war mir neu. Am 31. August habe ich dann mal bewusst den Botnischen Garten der Universität, zum Thema: "Sortenvielfalt! Schatzkammer der Kulturpflanzen" besucht - ach ja, zu dieser Führung habe ich meinen Utilikilt mit einem blauen Polohemd getragen. Den anderen Teilnehmern - hauptsächlich ältere Herrschaften - schien es egal gewesen zu sein.
Da ich keine Erfahrung hatte, wieviele Leute an solchen Führungen üblicherweise teilnehmen, habe ich den Dozenten gefragt. Er bestätigte dann, dass im Gegensatz zu anderen Terminen an diesem Tag sehr viele Teilnehmer dabei waren.

Es ist wohl auch schwierig und teuer, die alten Sorten beim Sortenamt "registrieren" zu lassen, diese Registrierung ist wohl notwendig, damit die Saaten in den Handel gelangen können. Daher werden insbesondere die privaten Gartenbesitzer aufgefordert, die alten Sorten mit ihrem speziellen Genpool zu erhalten.
Als Beispiel bei der Führung im botanischen Garten wurde der "Mombacher Winter" (Salat) erwähnt. Dieser Salat wurde im Herbst ausgesäht und konnte schon früh im neuen Jahr geerntet werden. Dieser Salat sei früher sogar deutschlandweit "exportiert" worden.

Auch hier im dritten Programm war heute Abend ein spannender Beitrag zum Thema. Da wurde unter anderem auch kritisch über die wenigen Saatgut-Firmen berichtet, die ihre auf Uniformität gezüchteten Samen verkaufen wollen und an regionaler Individualität und an das jeweilige Klima angepasste Sorten kein Interesse haben. Seht ihr auch die Parallelen zur Modeindustrie, die im Grunde nur "uniformierte Kleidung" an den Mann und die Frau bringen wollen?

Wer sich auch darüber informieren möchte, wird beispielsweise hier fündig, oder über die Stichworte: "Alte Sorten erhalten, Biodiversität, Artenvielfalt" mit der jeweils bevorzugten Internet-Suchmaschine.
Gib deine Ideale nicht auf! Ohne sie bist du wohl noch, aber du lebst nicht mehr. (Mark Twain)

Offline Asterix

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.926
Re: Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt
« Antwort #1 am: 11.09.2014 00:56 »
Danke für den Start des Themas. Hier ein Link zu Irinas Tomaten: http://www.irinas-tomaten.de/, die über 900 Tomatensorten pflegt und Saatgut verkauft. Wer in die Oberpfalz kommt, sollte hier mal vorbeischauen...

Gruß, Asterix
"Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen" (Giovanni Bosco)

Offline DesigualHarry

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.184
  • Geschlecht: Männlich
Re: Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt
« Antwort #2 am: 11.09.2014 09:30 »
Hallo!

Mir ist es inzwischen schon einige Jahre bewusst, das Uniformität das Gegenteil von Leben bedeutet. Diese  Uniformität Ist inzwischen schon in so vielen Lebensbereichen übergeschwappt, dass ich mich persönlich schon seit einiger Zeit bewusst wieder mit Natürlicheren oder älteren Dingen befasse. Gerade die Digitaltechnik mit  der Vernetzung der ganzen Welt ist inzwischen nicht mehr ein positiver Informationsträger, sondern ein Uniformitätsschaffendes Monster...

Ich liebe die Individualität... :)

Offline Dr.Heizer

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.772
  • Geschlecht: Männlich
Re: Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt
« Antwort #3 am: 11.09.2014 10:08 »
Auch hier im dritten Programm war heute Abend ein spannender Beitrag zum Thema. Da wurde unter anderem auch kritisch über die wenigen Saatgut-Firmen berichtet, die ihre auf Uniformität gezüchteten Samen verkaufen wollen und an regionaler Individualität und an das jeweilige Klima angepasste Sorten kein Interesse haben. Seht ihr auch die Parallelen zur Modeindustrie, die im Grunde nur "uniformierte Kleidung" an den Mann und die Frau bringen wollen?

Es ist eben einfacher für die Industrie, etwas in großen Massen herzustellen und global zu verteiben als auf Regionalität und Vielfalt zu achten. Mache Menschen besinnen sich auf wichtigere Dinge, zu Bielspiel Regionalität, Vielfalt, Geschmack und Qualitiät bevor über den Preis gesprochen wird. Das muss nicht teuer sein, denn es gibt jeden menge kleine Betriebe, die das sehr gut können. Jedoch werden die von einigen GLOBAL-Playern eben unter Preisdruck gesetzt. Der Preis ist aber nicht alles. wenn das Fleisch vor dem verpacken mit Wasser aufgespritzt wird, ist es eben pro Kilo günstiger, aber in der Pfanne bleibt nur das Fleisch übrig. Vergleiche ich es mit dem Stück Fleisch vom Metzger, bleibt da trotz einem höheren Kilopreis beim Einkauf auch mehr Fleisch beim Braten in der Pfanne. Somit ist der vermeintliche Preisvorteil der Rohware schon wieder dahin. Und über den Geschmack reden wir mal hier nicht. Wie unreif wird denn manches geerntet, damit es dann nachgereift im Laden liegt und nur noch fad schmeckt (aber toll aussieht)? Ich muss nicht zu jeder Jahreszeit den selben Kram haben, es gibt eben tolle regionale und saisonale Ware.

Es spielt eben mittlerweile auch die Identifizierung mit den Produkten eine Rolle, zu wisssen, wo es herkommt und eben auch geschmackliche Vielfalt und Intensität. Es wird immer Menschen geben, die das kaufen was gerade in der Werbung der Supermärkte oder Modeblätter ist. Ich schließe mich da nicht aus, aber müssen denn Äpfel aus China kommen? Nein, für mich nicht. Tomaten dürfen in der Saison gern vom Gärtner aus dem Nachbarort kommen. Ich will nicht, dass wir irgendwann von Großkonzernen abhänging werden. Und zum Glück gibt es eben diese bewussten Menschen, die da etwas gegensteuern. Bewusst etwas gegen das "gelenkt werden" der breite Masse zu unternehmen, schafft auch irgendwo eine Gemeinschaft.
So wir wir hier auch eine Gemeinschaft sein können, die in unserem kleinen Bereich auch etwas für die Vielfalt der Mode am Mann unternehmen kann. Jeder eben selbst in seinem Umfeld. Und so leistet jeder ein kleines Stück zur Vielfalt und gegen das Vergessen der Möglichkeiten bei den Nahrungsmitteln oder auch in der Mode.
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer


Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 27.275
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt
« Antwort #4 am: 11.09.2014 19:25 »
Hallo,

ich stimmte mit allem hier Geschriebenen völlig überein. Über den Kulturplanzen- und -tierarten dürfen wir aber die wilden Arten nicht vergessen, von denen auch immer mehr ausgerottet werden. Gestern sah ich einen Film über die Gefährdung der Orang Utans auf Sumatra durch die sich immer weiter ausdehnden Palmölplantagen. Das Palmöl brauchen wir u.a. für unsern Biosprit. Die an sich gute Idee der nachwachsenden Treibstoffe wird so zu einer schlecht gemachten Wirtschaft. Es hilft nichts, als weniger verbrauchen und das Gemeinwohl über die Eigeninteressen zu stellen.

LG, Michael 
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline Luan

  • Team
  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.229
  • Geschlecht: Männlich
  • Ich liebe dieses Forum!
  • Pronomen: Er
Re: Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt
« Antwort #5 am: 11.09.2014 22:30 »
Hallo,

es freut mich, dass sich auch andere Leute hier so ihre Gedanken machen. Den von MAS erwähnten Bericht mit dem Palmöl habe ich auch gesehen.

Ich habe leider derzeit nicht die Gelegenheit zu meiner Mietwohnung auch ein Stück "Garten" zu haben. Aber immerhin gibt's hier schon mal einen Hof, in dem es auch ein paar Kübelpflanzen gibt, oder in dem man auch mal die Wäsche trocknen kann.

Ich brauche auch keine frischen Erdbeeren zu Weihnachten, da schmecken mit z.B. Bratäpfel viel besser. Mir gegenüber hat mal jemand behauptet, Erdbeerboden schmeckt nur frisch - anders würde er das nicht essen. Ich habe ihm dann vom Gegenteil überzeugt. Tiefgefrorene Erdbeeren schonend/langsam bei Zimmertemperatur aufgetaut, mit dem Auftausaft den Guß gekocht und frische Schlagsahne und Kaffee dazu. Und von dem Erdbeerboden ist dann nicht mehr viel übrig geblieben -- und so schmeckt's dann auch "zu Weihnachten"  ;) Ich kenne das auch noch aus meiner Kindheit, das von der Fülle des Sommers "Konserven" für den Winter angelegt wurden. Und auch dafür waren die alten Sorten meist bestens geeignet. Oder Gemüse, welches nach und nach reif wurde im Garten. Für eine industrielle Produktion ist das natürlich nicht geeignet.

Als Verbraucher hat man schon eine gewisse Macht mit seiner Nachfrage, wenn dann keine "frischen Erdbeeren an Weihnachten" mehr nachgefragt werden, werden sie wohl auch irgendwann nicht mehr angeboten werden.

Bei "Klamotten" habe ich mir inzwischen auch mehrfach schon einen Spaß daraus gemacht, dass ich mit einem "Wunschartikel" zur Kasse trabe und dann sage: "Schade, wenn es den Artikel XY in meiner Größe gäbe, hätten Sie jetzt mit mir ein Geschäft/Umsatz machen können. Dann auf dem Absatz umdrehen und gehen. Die meist total verdatterten Gesichtsausdrücke der Verkäufer(innen) sind unbezahlbar.  8)
Gib deine Ideale nicht auf! Ohne sie bist du wohl noch, aber du lebst nicht mehr. (Mark Twain)

Offline Nenni

  • Schreibfaul
  • Beiträge: 3
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt
« Antwort #6 am: 27.09.2014 18:01 »
Was kann man eigentlich als Otto Normalverbraucher gegen dieses Gleichschalten tun? Ich habe mich das schon öfter gefragt weil ich diese Berichte auch gelesen habe und kenne!
Ich habe zwar schon die Biobox und esse eigentlich nur regionale Ware, aber das sagt ja noch nichts über die Sortenvielfalt aus.
Wisst ihr ob es dazu eine Broschüre gibt die man sich mal einverleiben könnte? Oder eine Stelle die infos herausgibt, auch in gedruckter Form zum Verteilen?
Ne Broschüre die man einfach mal ins Getümmel schmeißen könnte fände ich super, sollte sich ja eigentlich jeder damit auseinander setzen!

nenni

Offline wr1944

  • Neuling
  • *
  • Beiträge: 33
  • Geschlecht: Männlich
Re: Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt
« Antwort #7 am: 28.09.2014 01:46 »
Speaking of bio-diversity: check out Monsanto.
http://de.wikipedia.org/wiki/Monsanto

And what consumer organisations think.
http://www.organicconsumers.org/monlink.cfm

Leave it to the big bio-companies to show us the way.

Offline Baster

  • Schreibfaul
  • Beiträge: 4
  • Geschlecht: Männlich
Re: Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt
« Antwort #8 am: 30.09.2014 19:42 »
 ;)

hallo,

Broschüren gibt es da schon oder du musst ein wenig googeln....

aber irgendwie find eich da auch kein gesundes Gleichgewicht, man solld a snicht essen, dafür das tun, und dnan hört man das sei auch nicht gut.... finde es total schwierig , muss ich sagen!

Bastzer

Offline Dr.Heizer

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.772
  • Geschlecht: Männlich
Re: Biodiversität: Sorten-/Artenvielfalt
« Antwort #9 am: 01.10.2014 13:09 »
Man soll das essen, was einem schmeckt. Regionale Ware, saisonales Angebot und auch mal hinterfragen, wo es herkommt und was drinsteckt. Zum Beispiel ist Zucker gar nicht so ungesund, denn der Körper kommt damit besser klar, als mit dem Süssstoff-Gedüns. Die Menge der Zuckeraufnahme jedoch ist entscheidend! Früchte enthalten auch Zucker, die sind oft besser, als der angepriesene Cerealien-Riegel. Ein normales Frühstück kann auch besser sein, als eine Frühstücksflockenmischung mit Zusatzstoffen und unmengen Zucker. Aber die Industrie verarscht uns, weil die Leute den Kram kaufen. Ist ja so bequem : Tüte auf, einrühren, fertig ist die Mahlzeit. Dabei kann die Zubereitung der Speisen mit der Familie doch auch Spaß machen und ist meist auch gesünder, als das Fertigzeug oder alles über die Maßen genormte. ich esse ben auchgern mal was, dass es nicht im Supermarkt gibt. Die Natur bietet so viel und wer zudem einen kleinen Garten hat, kann sich so unheimlich vielfältige kulinarische Genüsse schaffen....

Das darf nicht untergehen, daher haben wir eben auch einzelne Sorten von Kräutern, Obst und Gemüse im Garten, die es nicht so einfach zu kaufen gibt. Ich freue mich über jeden Menschen, der das auch ein bisschen mit beachtet und sich für die Erhaltung der Vielfalt einsetzt.
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer


 

SMF 2.0.19 | SMF © 2020, Simple Machines | Bedingungen und Regeln

go up