Im Frühjahr 2014 schilderte ein User in einem Beitrag hier im Forum die Begegnung mit einem Christen (aus Afrika?), der das Tragen von Röcken durch Männer kritisierte. Dabei wurde eine Bibelstelle aus 5.Mose 22,5 erwähnt:
„Eine Frau soll nicht Männersachen tragen und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen; denn wer das tut, der ist dem HERRN, deinem Gott, ein Gräuel.“Dieser Satz hat mich damals geschockt und ich war kurz davor, das Tragen von Röcken zu lassen.
Nach dem Studieren diverser Auslegungen im Internet war ich ein wenig beruhigt und habe selber in der Schrift geforscht.
Nun ist es wichtig, Bibelstellen im Gesamtzusammenhang zu sehen und nicht heraus zu picken. Dann sehen wir, dass dieser Satz zu den Geboten für das Leben im gelobten Land (Israel) gehört. Die Adressaten sind zunächst einmal die Juden, mit denen Gott einen Bund („alter Bund“) geschlossen hat.
Die Frage ist jetzt, welche Bedeutung die Vorschriften, die Gott den Juden gegeben hat, für mich als Christ haben. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass ich durch die Annahme des Opfers Jesu am Kreuz in einen neuen Bund mit Gott trete. Der erste Bund (Gesetz) ist durch das einmalige Opfer Jesu erfüllt worden, denn nur er war dazu in der Lage. Kein Mensch kann durch eigene Anstrengungen sämtliche Gebote und Vorschriften des Gesetzes erfüllen.
Paulus hat in Römer 7, 1-6 folgendes geschrieben:
„1Wisst ihr nicht, liebe Brüder – denn ich rede mit denen, die das Gesetz kennen –, dass das Gesetz nur herrscht über den Menschen, solange er lebt?
2Denn eine Frau ist an ihren Mann gebunden durch das Gesetz, solange der Mann lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie frei von dem Gesetz, das sie an den Mann bindet.
3Wenn sie nun bei einem andern Mann ist, solange ihr Mann lebt, wird sie eine Ehebrecherin genannt; wenn aber ihr Mann stirbt, ist sie frei vom Gesetz, sodass sie nicht eine Ehebrecherin ist, wenn sie einen andern Mann nimmt.
4Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet durch den Leib Christi, sodass ihr einem andern angehört, nämlich dem, der von den Toten auferweckt ist, damit wir Gott Frucht bringen.
5Denn solange wir dem Fleisch verfallen waren, da waren die sündigen Leidenschaften, die durchs Gesetz erregt wurden, kräftig in unsern Gliedern, sodass wir dem Tode Frucht brachten.
6Nun aber sind wir vom Gesetz frei geworden und ihm abgestorben, das uns gefangen hielt, sodass wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens.“Schon vor 2000 Jahren mussten sich die Apostel Petrus und Paulus mit Judenchristen auseinander setzen, die forderten, dass Heidenchristen die jüdischen Gebote einhalten müssten, um „richtig“ zur Gemeinde zu gehören. Diese Forderung ist damals verworfen worden. Heidenchristen (dazu gehöre ich auch) müssen nicht die Vorschriften des jüdischen Gesetzes (in den fünf Büchern Mose aufgeschrieben) einhalten, um zur Gemeinde Jesu zu gehören.
Dennoch gilt der Satz aus 2.Timotheus 3,16-17:
„Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“ Das alte Testament ist für mich nützlich, da ich das neue Testament nur im Zusammenhang damit richtig verstehe. Jedoch nicht so, dass ich die Vorschriften sklavisch genau oder buchstabengetreu einhalte. Sondern sie auf die heutige Zeit und Situation bezogen im Sinne Jesu interpretiere.
Die oberste Richtschnur für meine Leben ist das Doppelgebot aus Markus 12,29-31:
„Jesus aber antwortete ihm: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften« (5.Mose 6,4-5). Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3.Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.“Die Befolgung dieses Gebotes kann es mit sich bringen, dass ich aus Rücksichtnahme auf andere Menschen oder auf Anweisung Gottes zeitweise auf das Tragen von Röcken verzichte. Nicht aus Angst oder unter Zwang, sondern freiwillig aus Liebe.
Der Beitrag ist doch etwas länger geworden, obwohl ich nur wenige Bibelstellen zitiert habe. Lesenswert im Bezug auf das Verhältnis von Christen zum alten Testament sind auch: Epheser 2,11-16, besonders Vers 15 und Hebräer Kapitel 8, sowie Galater Kapitel 4,1-7 und 5, 1-15.
Zum Thema Kleider steht ansonsten nur sehr wenig in der Bibel, ausser der oben angeführten Stelle nur:
Prediger 9,8 Lass deine Kleider immer weiß sein und lass deinem Haupte Salbe nicht mangeln. (Sauberkeit, Kosmetik!)
Hesekiel 44,17 Und wenn sie durch die Tore des inneren Vorhofs gehen wollen, sollen sie leinene Kleider anziehen und nichts Wollenes anhaben, solange sie in den Toren des inneren Vorhofs und im Hause Dienst tun. (Priesterkleider)
Matthäus 6,28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. (Warnung vor übertriebener Sorge)
1.Timotheus 2,9 Desgleichen, dass die Frauen in schicklicher Kleidung sich schmücken mit Anstand und Zucht, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarem Gewand. (Bescheidenheit)
1.Petrus 3,3-6
Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein wie Haarflechten, goldene Ketten oder prächtige Kleider, sondern der verborgene Mensch des Herzens im unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes: das ist köstlich vor Gott. Denn so haben sich vorzeiten auch die heiligen Frauen geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und sich ihren Männern unterordneten, wie Sara Abraham gehorsam war und ihn Herr nannte; deren Töchter seid ihr geworden, wenn ihr recht tut und euch durch nichts beirren lasst. (Innerer Schmuck)Die beiden letzen Stellen richten sich an Frauen.
