So, ich bin wieder zurück.
Ich beschreibe mal kurz das Outfit von unten nach oben: Barfuß (klar), Purpurfarbener Nagellack, Fußkettchen, schwarze Leggings, Knielanger Stretch-Mini in schwarz / türkis, Polohemd türkis und darüber ein schwarzer Cardigan. Fingernägel in blau und schwarz, türkisfarbene Ohrringe.
Der Shuttle zum Flughafen war kein Thema - der Fahrer kennt mich schon und so war das für ihn keine Überraschung. Am Flughafen gab es dann doch einige erstaunte Gesichter, aber immerhin versuchte keiner, Fotos zu machen. Ich bin dann gleich zur Security, denn die Zeit war knapp. Dort gab es nur diese blöden Körperscanner und da ich zu spät merkte, dass die freiwillig sind, ging ich da halt durch. Der Mann auf der anderen Seite schaute dann nur nochmal nach Uhr und Armband, die beide rot markiert waren, drückte dann auf OK und rief seine Kollegin in dem abgeteilten Bereich, in dem die Leute abgegrabbelt werden. Er deutet auf mich. Ok, dann eben auch das noch... Ich ging zu der Dame und wollte schon ins Kämmerchen, da winkte sie ab und meinte "Nein, nein, alles ok..." Ich sah sie fragend an und sie lächelte und deutete auf meine Füße. Ich lächelte zurück und meinte "Ach, sie wollten nur mal schauen! Na dann...

" Nach ein paar freundlichen Worten konnte ich mein Gepäck wieder zusammenbasteln und zum Gate weitergehen.
Das war dann eine ziemlich weite Strecke - wir hatten wieder mal das allerletzte Gate erwischt und ich hatte das unbestimmte Gefühl, schon die halbe Strecke nach Bologna zu Fuß zurückgelegt zu haben. Im Wartebereich saß ich dann eine Weile bis zum Boarding herum und da man sich dort in Reihen gegenüber sitzt, bot ich mal wieder einigen Gesprächsstoff für die Mitreisenden. Den Cardigan hatte ich mittlerweile abgelegt, es war recht warm dort.
Das Boarding verlief problemlos, meine unmittelbaren Sitznachbarn im Flugzeug zeigten keine besonderen Reaktionen. Das ist nicht immer so - einige reagieren in Flugzeugen zickig auf Leute, die barfuß sind. Das liegt aber an denen, die in Schuhen kommen und dann im Flugzeug die Schuhe ausziehen. Wenn dann der Duft von modrigfeuchten Stinkefüßen durch das ganze Flugzeug wabert, denken die einen oder anderen schon mal daran, den Barfüßigen ohne Fallschirm abzuwerfen. Da meine Füße aber immer gut belüftet sind, gibt es keine olfaktorischen Probleme und so war ich einfach nur ein ganz normaler Fluggast.
In Italien angekommen, fuhr uns ein Bus von der Parkposition zum Flughafen. Da ich da sehr prominent sichtbar war, gab es etliche verstohlene Blicke, aber keinen Kommentar. Ein, zwei Frauen lächelten mich freundlich an, eine nickte dabei wissend. Was sie zu wissen glaubte, ist mir aber leider unbekannt geblieben..

Das Meeting war ebenfalls ohne Probleme. Einige der italienischen Kollegen kannten mich bereits, für die meisten war der Anblick eines barfüßigen Manns im Minirock aber erst einmal ungewohnt. Allerdings nicht so ungewohnt, dass es irgendwelche Kommentare gegeben hätte. Nein, man akzeptierte das einfach so, als hätte ich gar nichts ungewöhnliches an. Irgendwann im Meeting wurde es mir zu warm und ich ersetzte Leggings und Mini durch einen knöchellangen, dünnen Maxirock in Schwarz. Auch das war kein Problem und selbst beim gemeinsamen Mittagessen war das alles kein Thema.
Unser Hotel war eher ein Palast und nimmt einen ganzen Straßenblock ein. Wir wurden mit einem Elektroauto - eine Art großer Golfkart - vom Parkplatz abgeholt und durch eine Parkanlage an einem Freibad und Tennisplatz vorbei zum Eingang gefahren. Gehört alles zum Hotel... beeindruckend. Im Hotel dann hohe Decken, Säulen, lange Gänge. Alles bombastisch und so groß, dass man uns zum Zimmer begleitete, damit wir uns nicht verlaufen. Die Signora an der Rezeption war professionell unbeeindruckt von meinem Rock, der nette Herr, der mich zum Zimmer begleitete, äußerte sich im Fahrstuhl immerhin begeistert auf Italienisch über mein Barfußsein. Den Rock sprach wieder mal keiner an.
Abends dann noch die Geheimtip-Pizzeria ausprobiert und auch dort gab es ein zwei interessierte Blicke, aber keine besonderen Reaktionen. Auch nicht auf dem Heimweg, auf dem wir etlichen andern Touristen und einheimischen begegneten.
Am nächsten Tag dann Frühstück (etwa 15 Meter italienischen Büffet - sprich, es gab nichts gescheites.

) und schon wurde ich von meinem italienischen Shuttle für die Rückfahrt abgeholt. Ein netter Fahrer im Anzug, typischer Italiener und die hintere Tür, die er mir aufhielt, gehörte immerhin zu einem Jaguar.

Eine Premiere, so etwas hatte ich noch nicht unter meinem Rock.

Fehlte nur noch der Champagner, den ich bei 140 Euro Fahrtkosten eigentlich erwartet hätte.

Aber war nix - ich musste nüchtern zum Flughafen. Dort wieder Security, diesmal mit Metalldetektor und netterweise ohne weitere Untersuchungen. Auch hier warfen sich die Security Leute wieder bedeutsame Blicke zu, aber es gab keine weiteren Kommentare. An der Bar in der Nähe des Gates gab es dann den traditionellen Abschieds-Cappucino inklusive weiterer erstaunter Fluggäste, von denen sich ein Teil offenbar nicht an meinem Rock sattsehen konnte. Den hatte ich morgens schon gewechselt - ich trug jetzt einen knielangen, bunten Sommerrock, der natürlich deutlich mehr auffiel, als der lange Maxirock.
Boarding, Flug und Shuttle zurück nach Hause warfen dann wieder völlig normal und ohne besondere Vorkommnisse.
Unter dem Strich kann ich nur sagen: Alles easy, alles entspannt. Leute, traut euch einfach raus.

Wenn mir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, dass ich mal im Rock an einem Business Meeting teilnehmen würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Damals wäre ich im Rock nicht mal vor die Tür gegangen.

Heute ist der Rock einfach nur ein Kleidungsstück, wie die Hose früher auch. Nur ein viel schöneres...
