Hi MAS und alle.
Ich hscloss ja mit den Worten "Wer im Forum postet, der muss Kommentare aushalten können.". Die drücken vielleicht nicht sooo deutlich aus, dass ich Hajos Teilnahme im Forum weiterhin wünsche.
Was ich mir von diesem Forum aber nicht wünsche, ist dass es von Bildern von Männern geflutet wird, die sich wünschen, dass im Idealfall alle Menschen nur noch als Frauen herumlaufen. Das ist nicht die Welt, die ich mir wünsche. Das ist auch nicht das Forum, das ich mir wünsche. Vielleicht stehe ich da auf weiter Flur alleine da. Vielleicht bin ich ja selber falsch in diesem Forum.
Das, was ich mir als Forum wünsche, ist ein Austauch unter Männern, wie sie mit Alternativen zu dem unreflektierten Hosenzwang in der Gesellschaft umgehen.
Ich finde es nicht als eine Allgemeingesellschaftliche Lösung, dem Zwang zu entfliehen, indem man sich als Mann nicht mehr zu erkennen gibt.
Klar gibt es Männer, die vielleicht nicht nur aus Hosenzwanggründen für sich das harte Männerbild als Rollenzuschreibung nicht voll akzeptieren und auf der ganzen Bandbreite zwischen den Extrempolen von Obermännlich bis hin zu Oberweiblich changieren. Aber ich denke immer noch, dass, wer sein Mannsein so sehr ablehnt, dass er es weitestgehend vertuscht, in anderen Foren auf mehr Freude stoßen wird.
Oder wir brauchen gezielt noch Kategorien in diesem Forum, die eine Heimat für diese Vorlieben bieten können. Weil die Intention, als Mann Kleid oder Rock zu tragen, da ganz augenscheinlich noch von anderen Intentionen begleitet wird.
Ich habe auch keine Probleme, wenn ich mal als "die Dame" angesprochen werden sollte - kam auch schon mal vor. Ich suche aber nicht mit aller Kraft, als eine Dame zu wirken.
Da erinnerts mich an einen Flirt, den ich um die Fastnachtszeit in einer Kneipe hatte. In engem Kontakt mit einer Frau, von deri ch nichts ausser vllt. ihre Freundin wollte. Ich im leichten rosa Glitzerkleid, Kette, Armbändern, also eigentlich schon sehr viel, was in Richtung Darstellung einer Frau ging, achja, Steifeletten mit ebenso rosa Glitzer und deutlichem Absatz (wollte mal testen, wie das ist, ja, ich konnte damit noch laufen, aber mehr Absatz würde ich für den Alltag nicht wollen und für die Optik sowieso nicht). Naja, wir liegen uns schon fast in den Armen bei diesem Flirt. Was sie wohl nicht verstanden hatte, war dass ich wirklich aus dieser Stadt bin, sie dachte ich käme aus der Nachbarstadt. Dann sagte sie: "Wir hier in unserer Stadt haben einen Mann, der trägt immer Frauenkleidung." (ich merkte schon, sie sprach über mich, was sie selbst da aber noc nicht wusste, und ich dachte: ach Gott, die Leute denken, ich trage Frauenkleidung, naja, eigentlich stimmt es ja, aber dass es dann so platt ausgedrückt wird, bin mir gar nicht sicher, ob ich das so in meiner Aussenwirkung will - meine Gedanken Ende.) Und sie sprach weiter: "Aber er ist Mann". Sie wiederholte dies noch dreimal, sichtlich fasziniert von der Idee, trotz Frauenkleidung, dass er trotzdem keine Frau ist und er als Mann weiterhin erscheint, obwohl er Frauenkleidung trägt. Ich fasste es dann doch als Kompliment auf, denn letztlich ist es ja das, was ich ausdrücken möchte. Ich bin Mann, will das auch bleiben, finde es das auch nicht als das Schlechteste, ich mag nur nicht die Kleidung, die man bisher sich für den Mann ausgedacht hatte.
Ich finde es ausgesprochen schade, dass ich dieses Kleid mit meiner Zensur im Kopf ausserhalb von Fastnacht wohl nicht tragen kann. Es ist sehr bequem, leicht, weit ausgeschnitten, was mir mit meiner Schwitzerei sehr entgegenkommt. Und naja, glitzern ist ja auch manchmal ganz schön.
Aber es ist mehr als nur eine Spur zuviel. Es wird nicht beitragen, dass anderen Männern der Druck, sich den Hosen verpflichtet fühlen zu müssen, genommen wird. Soweit, wie ich es mittlerweile treibe, mit Hoodiekleidern und Strumpfhosen, ist es vielleicht ohnehin für viele Geschmäcker schon zuviel. Aber auch mit allem männlichem Outfit und halt nur einem Rock als Abweichung von der Erwartungshaltung, muss ich mir die Frage von Menschen erlauben lassen, ob ich denn Frau sein oder werden möchte.
Wie sehr müsste ich diese Frage denn gestatten, wenn ich erwähntes leichte rosa Glitzerkleid (zweilagig, der Oberstoff ist transparentes rosa Chiffon mit Glitzerfäden, durchaus feminin), mit Armbändern, Ring, Kette, Lippenstift, Rouge, Ohrringen ausserhalb von Fastnacht trage? Vermutlich käme diese Frage nur, wenn ich meine Brust unrasiert ließe. Oder den Bart. Wäre alles rasiert, käme wahrscheinlich diese Frage auch nicht mehr, weil dann jeder für sich schon der Vorurteilstrickkiste bedient hätte und die Antwort selber gefunden hätte: Der will Frau sein, Frau darstellen, werden oder was auch immer.
Ich glaube Hajo kann wirklich gut mit Kritik umgehen. Deswegen ist er ein gutes Beispiel dafür, was den Rock am Mann absolut nicht fördert, so sehr er seinen Hang auch ausleben darf. Seine Botschaft ist: ich will eine Frau darstellen, was er von Kopf bis Fuß auch vortrefflich hinbekommt - die männliche Stimme oder die Bartstoppeln reissen das Ruder des Gesamtbildes aber auch nicht herum. Vielleicht brauchen wir eine Rubrik in unserem Forum, um dieser Strömung eine Heimat zu geben.
Gruß, ganz speziell auch an Hajo
