Danke, Hansi, für Deinen Bericht, und auch für die Einblicke in die weißen Flecken Eurer Zeitskala

Ganz so umfangreich und unterhaltsam werde ich wohl das Rocktreffen nicht beschreiben können, in Teilen lief es parallel und somit anders ab.
Also spätestens am Sonntag hatte Petrus wieder bewiesen, dass er ein Mainzer ist. Ja, ich weiss, ein Großteil der Republik kann da nur lachen, aber hier im Südwesten hat es sich gut eingeregnet, aber genau über der Mainzer Altstadt kreiste ein Regenloch den ganzen Tag, drei Kilometer links, rechts usw. schüttete es stundenlang.
Aber ich bin zu voreilig. Denn unser Treffen fing ja bereits Freitag an, und da gab es wettertechnisch nichts zu meckern, ausser zu warm und schon einen Hauch von Schwüle.
Nach zwei
Rockersichtungen hatten meine Freundin und ich noch immer niemanden von den erwarteten Kollegen aus dem Forum gesehen.
Vier Rockmänner waren ja bereits für Freitag angekündigt, verteilt auf zwei Hotels, z.T. mit Partnerinnen. Und nahe an dem einen standen wir vor der Bühne als "Se Bummtschacks" sich mit vergnüglichem Lokal-Punk-Rock-Crossover abzappelten, als wir untereinander Kontakt aufnahmen. Einer auf der Bühne hatte ein rotes Kleid an. Und bald standen die ersten erwarteten Rockers hinten an unserem freigehaltenen Biertisch. Romantisch neben der High-Power-Entlüftung des Mainzer Rathauses ließ der warme, aber angenehme Luftzug manch gewagtes Röckchen lustig am Säumchen spielen.
Wenn ich mich recht entsinne waren Rockpeter, Dodo, JJSW + Sonja, und als der letzte Rest Fremdblutes vom Tisch weggeekelt war, auch noch Barefott-Joe und Ehefrau dann zu uns (ich u. meine Freundin) gestoßen. Und stoßen mussten wir kräftig - an. Gegen den Durst, die Hitze, für Lust und die Liebe, auf die Freiheit und gegen jeglichen Hosenzwang.
An diesem ramontischen Ort hielten wir es eine ganze Weile aus, während auf der Bühne inzwischen "Se Bummtschacks" dem Sänger Laith al-Deen Platz gemacht hatten. "Wenn es Dich irgendwo gibt" und "Bilder von Dir" plätscherten zu unseren Weinchen, Bierchen, Schörlchen usw. Ja, uns gab es irgendwo (ein Bild hat Jürgen ja schon eingestellt), ja und Bilder von uns gab es da und später und an den anderen Tagen auch noch genug.
Dann zogen wir noch nach hier und nach da, und noch ne Schorle rein, und noch´n Wein - ja, das gehört einfach dazu. Ist genauso wichtig, wie Bier oder wie die interessanten Menschen aus dem Forum kennenzulernen. Einige sind ja Wiederholungstäter und wir kennen und ja schon und schätzen uns, und die neuen passten gut dazu. Interessant auch, das gleich zwei interessante Franken zu uns gestoßen sind, wo gleich auch die fränkischen Wurzeln meiner Freundin prima dazu passten.
Später zogen wir uns zurück. Schließlich mussten wir ja am nächsten morgen zu nachtschlafender Stunde um 11 Uhr wieder beim Marktfrühstück antreten.
Um 11 am Samstag dann beim "Letterndenkmal" (dieser Ausdruck ist mir in Mainz eigentlich gar nicht geläufig - es sind 9 stiliserte Lettern, die die 9 Buchstaben von Gutenberg symbolisieren, dem Mainzer Erfinders des Buchdrucks mit beweglichen Lettern), die gerne als Abstelltisch für Weingläser beim Marktfrühstück (www - Weck, Worscht un Woi) genutzt werden. Das hätten wir ja auch gerne gemacht, aber Petrus war gerade anderweitig beschäftigt, dass er beim Wettergott gerade nicht ein gutes Wort bei uns einlegen konnte.
Wie schon gezeigt, haben wir uns am Eingang von "Perle und Knöpp" versammelt und untergestellt. "Wiederholungstäter" Jürgen hat sich wie letztes Jahr auch jetzt wieder als guter Kunde gezeigt, ich hab es versäumt, die Inhaberin zu begrüßen, obwohl sie es umgekehrt im Juni bei mir gemacht hat - in Erinnerung daran, dass ich mit Jürgen und Sonja im letzten Jahr den Laden schonmal aufgemischt hatte.
Und statt Marktfrühstück war es konsensfähig, sich irgendwo unter Schirmen oder drinnen in einem Café o.ä. zu verkriechen. Wie Hansi schon schrieb, machten wir Schaulaufen beim Hintz & Kunz, als wir aber für geschätzte 12 Personen nix bekamen, zogen wir auf Vorschlag von Hansi auf die andere Seite des Marktes ins Aposto gegenüber vom Theater.
Der direkte Weg führte uns durch ein Schuhgeschäft mit ich nenn´s mal Aussenvitrinen und mittenmang Schuhausverkauf. Und 70 Meter weiter noch mal genauso was, auch Schuhe. Da unser Treffen ja auch von High-Heels-Freunden - alle im Rock - unterstütz wurde, wunderte es fast niemanden, dass wir nach der Passage des ersten Schuhgeschäfts (mir entfleuchte noch: "Oh weh, das war ein Fehler, da durchzulaufen"), schon irgendwie genau der High-Heels-Fraktion verlustig wurden. Vor dem nächsten Schuhgeschäft warteten wir leider vergeblich, als aber der Regen mehr blubberte als es meine Dusche hinkriegt, zogen wir schnellen Schritts weiter, durch die nächste Schuhgeschäft-Passage rein ins Aposto, wo es zwar kein Frühstück, aber dafür Dessert, glaub auch Kaffee und natürlich anderes gab.
Sehr gefreut haben wir uns, als es Freitag schon munkelte, dass in dem einen Hotel, das drei der Rockkollegen gebucht hatten, noch ein vierter Rockmann eingecheckt hatte: Lederglocke aus Niederösterreich. Meines Wissens überraschend, genau wie damals beim Heidelberg-Treffen auf einmal ein Weithergereiser vor uns stand. Ich vermute, seine Schuhe lassen es schon erahnen, dass er wohl auch der High-Heels-Gruppe zugeneigt ist und dort seine Ankunft schon bekannt war. Nach und nach trafen dann auch die Men on High Heels beim Aposto ein.
Leider "entzerrte" sich dann nach dem Aposto wieder unsere Gruppe, was aber dann bei inzwischen ca. 14 Personen und ohne feste Absprachen und Programm recht schwierig ist zu vermeiden. Manch einer ward dann nimmer gesehn... schade. Manche gegenseitige Kontaktversuche späterhin liefen dann auch ins Leere aufgrund fehlender Handynummern, AB-Besprechungen ohne Namensnennung oder aufgrund unterschiedlicher Zeitpläne, Bedürfnisse und Interessen.
Ich für meinen Teil befand mich dann in der Fraktion, die willens war, das ausgelassene Marktfrühstück nachzuholen. Mit Bierbänken, den Marktständen drumherum und nicht zu vergessen: mit dem Wein. Eine Bierbank mit vier Personen war dann schnell sitplatztechnisch umdisponiert, so dass wir uns dann sinnvoll dazukuscheln konnten. Das Wetter war bereits wieder trocken, der Wein zum Teil auch.
Da munkelte man am Tisch, dass unter dem stehenden Volk ein Mann dabei sei, der ein Schoppeglas und einen Rock trüge. Ich dreht und verrenkte mich bis ich erkannte, dass es Rüdiger war. Nein, keiner der angekündigten Rocktreffenteilnehmer, sondern eni zufällig dahergelaufener durstiger Mainzer.
Ihm widme ich den nächsten Abschnitt, da er mich irgendwann mal angesprochen hatte: Er im Rock. Ich auch. Und so allmhlich wurde mir damals - vor x Jahren - klar, dasss ich noch ein paar Jahre zuvor schon mal beruflich mit ihm zu tun hatte. Er in Hosen. Ich in einem knapp knielangen Rock, den ich mir zugelegt hatte, as er vom Shaping her wie eine Sporthose wirkte. Aber Rüdiger als er mich ansprach, sagte, ich hätte damals einen Blümchenrock getragen. Auch das erzählte er Samstag wieder meiner Freundin, ich sei ja früher "floral" unterwegs gewesen. Nunja, dieser eine Rock hatte gaanz grossflächig so ein bisschen was von angedeuten Rosen- und Rosengestrüpp-Umrandung. Mir stach das aber damals nicht so ins Auge, sondern eher die an eine Sporthose anmutende Form...
Bei soviel Retrospektive ging es dann wieder vorwärts als MAS und Frau sich zu uns gesellten. Also vorwärts mit dem Weinkonsum, der guten Laune, den netten Gesprächen und der Zeit. Das Fremdvolk auf unserer Bierbank war schon zur Hälfte vertrieben. Die andern zwei, ein mittelaltes Pärchen, kamen aus Stollberg bei Aachen und shwärmten so von dem zu erwartenden Fest und Feuerwerk und dem Marktfrühstück und den Mainzern, die so offenherzig jeden Fremden in ihre Mitte aufnehmen. Auch wenn ja nur zwei Mainzer aktuell am Tisch sassen, sie fühlten sich bei uns sehr wohl und er, der Mann aus Stollberg, kam schon ins selbstbewusste Sinnieren, ob ein Rock oder Kleid nicht auch was für ihn sei. Na, und wir fühlten uns auch wohl, schon alleine untenrum so frei von Hosen und obenrum so frei von allem, was plagt. Nunja, ausser der Zeit, die langsam reifte, wo so mancher Wunsch, sich mal für eine Auszeit oder zum Shoppen zurückzuziehen, unüberhörbar und unausschlagbar wurde.
Meine bessere Hälfte und ich zogen uns für zwei, drei Stunden zurück. Und später trafen wir bei den berockten Kurfürst-Standbildern am Rhein und im Festbereich wieder auf die anderen. Davon gab es ja schon Bilder zu sehen. Auch mit 9 Personen ist es ein wenig schwierig, die Bedürfniss zur besten Zufriedenheit aller optimal abzustimmen. Bei einem größeren Fest fliegen zu mittlerer vorgerückter Stunde nicht alle Brathänderl in den Mund, sondern Sitzplätze für 9 z.B. müssen erkämpft werden, sich zerfleddernde Gruppenteile wieder eingefangen werden, naja, ganz normale Gruppendynamik eben, gerade bei fehlender Programmvorgabe oder peitscheschwingendem Alphatier

Luan, zu deutsch: der Löwe, konnte da als Lokalmatador wichtige Aufgaben übernehmen und die einzelnen Teile zusammenhalten. Er ist bei den rocktragenden Kurfürsten-Standbildern zu uns gestoßen und war schon seit 24 Stunden von allen vermisst worden.
Wir hatten einen schöne Bank, ein schönes Feuerwerk, schöne Stunden und eine nette Runde mit Luan, Dodo, Rockpeter, JJSW, MAS, 3 dazugehörigen Damen, achja, und mir. Wobei es die Umstände bedingten, dass Dodo uns leider vorzeitig verlassen musste.
Auf die Strassensperrungen, Busumleitungen und das daraus resultierende Verkehrschaos will ich in der Folge gar nicht eingehen, es kam uns aber nicht ungelegen, als wir am nächsten Morgen, dem Sonntag, erfuhren, dass das angestrebte Eisgrub-Bräu erst eine halbe Stunde nach unserer verabredeten Wiedersehenszeit aufmacht. Da hatte ich noch die alten Öffnungszeiten im Kopf und auch die Tatsache, dass der Laden mal wegen seiner unvergleichlichen Frühstücke und Büffet und Haxn weithin bekannt war. Alles das gab es in der erwartenden Form nicht - und "wieder kein Frühstück" im Sinne von Frühstück, wie das manche sich vorstellen. Dafür gut trinkbares Bier, allerlei anderes, z.B. dreimal Spinatknödel, ausgeschlafene Menschen (jedenfalls die, die enen kürzen Weg zur Nachtruhe hatten) und wieder eine tolle Runde am langen Tisch.
Dann nochmal gschwind durch die Altstadt zum Bergschön zu Kaffee und Kuchen gezogen, und ab 14 Uhr verdünnisierte sich so allmählich unsere Gruppe von ursprünglich 8. Die Rest-4, JJSW mit 2 dazugehörigen Damen, achja und mit mir, beendeten dann das lange Rock-Wochenende mit den kurzweiligen Begegnungen ncohmal standesgemäß vorne am Rhein, beim Wein und beim Fest. Jürgen und Sonja nächtigen ja noch ein Nächtle hier, denn Mainz ist immer einen Aufenthalt wert.
Danke für alle Leute - und einen Gruß vor allem an alle, um die man sich zu kurz kümmern konnte. Ich hoffe, es sind alle wieder gut zuhause angekommen und berichten nur Gutes von ihrem Tripp nach Mainz.
Abschließend noch Eines zu uns Rockmännern. Es ist schon auffallend, gerade auch über die 3 Tage hinweg, wie individuell jeder von uns ist, dass ganz unterschiedliche Stile bevorzugt werden. Und jeder eine ganz besondere Kostbarkeit ist. Und trotz großer äusserer Vielfalt uns eine ganz stark verbindet: das Weintr - das Rocktragen, das Kleidtragen. Und die Erkenntnis, dass es keiner Hose bedarf, um ein vollwertiges Wesen zu sein.
Und ganz abschließend, sinnierernd, denke ich, dass die miesten von uns die Rocktreffen nicht brauchen, dass sie aber immer interessant sind, auch befreieind ist, dass man nicht alleine auf der Welt ist, auch zu sehen, wie andere Konzepte und Stile funktionieren. Und der Welt zu zeigen: es muss nicht immer Hose sein.
Ich hoffe, zu meinem nüchternen Verlaufsbericht könnt Ihr anderen Teilnehmern noch eure Eindrücke und netten kleinen Erlebnisse schildern...