Lieber Micha,
Du hast recht, mein Text ist tatsächlich sehr polemisch. Bei dem Thema gehen mir sehr schnell die Pferde durch, wenn ich die
in meinen Augen grotesken Auswüchse der feministischen Sprachforschung sehe.
Du knickst nicht ein, sondern erkennst an. Das stand stets und steht für mich außer Frage, da ich Dich so einschätze, für Ersteres zuviel Selbstachtung zu besitzen.
Da Du meinen Text mißverständlich auf Dich bezogen hast: ich habe keineswegs Dich gemeint, ich kenne keine Sprachforscher persönlich. Ich sehe lediglich deren Ergebnisse.
Meine "sogenannte feministische Sprachforschung" sollte auch keine Herabwürdigung irgendeines Sprachforschers sein, s. o. Sie bezog sich nur auf die - wie gesagt - in meinen Augen grotesken Ergebnisse. Ich kann keine Forschung, unabhängig vom Forschungsgebiet, anerkennen, die fragwürdige, unsinnige oder gar gefährliche Ergebnisse zeitigt.
Aber eines habe ich schon mal gelernt: ich muß dringend daran arbeiten, mich genauer auszudrücken.
Ich bin mit Dir völlig einig, daß Gefühle der sexuellen Diskriminierung schwerwiegender sind als die Gefühle verletzter Ästhetik. Auch diesbezüglich hatte ich wohl nicht hinreichend konkret formuliert: was ich versucht habe herauszuarbeiten war, daß, wenn wir uns, völlig zu recht, darauf einlassen,
gefühlte Diskriminierung für schwerwiegender als ... zu halten, sollten wir m. M. nach sehr darauf achten, daß dies nicht unwillkommene, nur noch schwer einzudämmende Effekte haben kann, denn bei diesem Scenario hat das Opfer die alleinige Deutungshoheit über seine empfundene Diskriminierung.
Selbstverständlich kann mit realen oder auch eingebildeten Opfer der Hintergrund ihrer empfundenen Diskriminierung herausgearbeitet, analysiert und evtl. beseitigt werden, aber ich fürchte, je eingebildeter sexuelle Diskriminierung ist, umso schwieriger ist eine Diskussion oder vl. auch ein Therapiegespräch möglich.
Genau das war meine Befürchtung: daß mit "Wissenschaftlerinnen" (die An- und Abführungszeichen bleiben, auch wenn es Dich aufbringt) vom Schlage einer meiner Einschätzung hoffnungslos bornierten Luise Pusch keine vernünftige Diskussion mehr möglich ist. Du und ich dürften unterschiedliche Auffassungen zum Thema haben, können uns jedoch sachlich austauschen (meinen vorherigen Text mal außer Acht gelassen

). Glaubst Du wirklich, dies könnte mit einer Pusch ebenfalls geschehen, die mit Männern, die sich ihrer Doktrin und ihrem, so meine ich, totalitären Anspruch nicht bedingungslos unterwerfen, gar nicht mehr redet und sie in die Kategorie Neonazis einreiht?
Zu guter Letzt: ich habe nicht gefordert, auf Gefühle keine Rücksicht zu nehmen, in der Konsequenz dessen bin ich mit Dir absolut einig.
Lieber Hajo,
auch wenn ich bei Dir jetzt allen restlichen Kredit verspiele: welches Männerbild radikale Feministinnen haben, geht mir, und ich betone: das gilt allein für diese Gruppe, so was vom am A...h vorbei.
Viele Grüße an alle, an diejenigen, die meine Meinungen teilen und vor allem an jene, die sie nicht teilen; deren Beiträge finde ich noch wesentlich anregender

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Morle