Autor Thema: Warum hat "schwul sein" immer noch so einen negativen Touch  (Gelesen 5568 mal)

Offline Matthias

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Hallo,

ausgehend von diesem Beitrag eröffne ich dazu ein eigenes Thema.

Grüße
Matthias
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Offline Loki

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Hat es das in der Mehrheit?

Ich habe eher den Eindruck, dass das bei einer klaren Mehrheit nicht der Fall ist.
Auch beobachte ich in den letzten Jahren, dass sich auch die Meinung von Menschen die ich schon länger kenne, insbesondere auch aus älteren Generation als ich selbst, deutlich Richtung Aktzeptanz verschiebt.

Die meiste Ablehnung sehe ich heutzutage aus religiösen Kreisen. In Zentraleuropa ist das Christentum mittlerweile "moderat" geworden: einige evangelische Kirchen sind da offener, aber die katholische Kirche lehnt homosexuelle Beziehungen immernoch ab (trotz ihrer eigenen Skandale). Der Islam ist von Akzeptanz noch ziemlich weit entfernt genauso wie einige christliche Strömungen in den USA.
Der Grund dafür ist meiner Meinung nach relativ naheliegend: die mit Abstand wichtigste Rekrutierungsbasis für Religionen sind die Kinder der bisherigen Mitglieder. Davon gibt es einfach mehr wenn man seinen Mitgliedern erzählt eine Frau + Kinder wäre der einzig gültige Lebensentwurf. Daher auch die katholische Ablehnung von Verhütungsmitteln etc.
In dem anderen Thread wurde die aktuelle polnische Politik als Beispiel genannt, auch hier spielt denke ich die starke Verbreitung des Katholizismus in Polen eine Rolle.


Zum Thema warum auch nicht homophobe Menschen nicht unbedingt als schwul wahrgenommen werden möchten:
Auch als etwas/jemand was ich voll unterstütze möchte ich nicht unbedingt falsch einsortiert werden.
Zum Beispiel mag ich Schottland und auch Schotten sehr gerne (ich hatte in der Schule einige schottische Freunde wegen der britischen Kaserne in der Nähe). Trotzdem versuche ich beim Kilttragen nicht "zu schottisch" rüber zu kommen einfach weil ich nunmal kein Schotte bin und lasse gerade deswegen z.B. traditionelles Zubehör eher weg und werde mir auch keinen Royal Steward zulegen.

Beim "schwul sein" kommt noch ein ganz pragmatischer Grund dazu: wenn man nicht gerade in fester Partnerschaft ist, erschwert eine falsche Einordnung schlichtweg die Partnersuche.

Offline Barefoot-Joe

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Hallo Loki,

Zitat
Auch als etwas/jemand was ich voll unterstütze möchte ich nicht unbedingt falsch einsortiert werden.

Warum? Du bekommst es doch nicht mit, solange dir das niemand sagt. Und es sortieren uns mit Sicherheit ständig andere Leute irgendwie falsch ein, auch in anderen Belangen, schon alleine deshalb weil ihre Kriterien für ihre Schublädchen individuell verschieden sein können.

Zitat
Beim "schwul sein" kommt noch ein ganz pragmatischer Grund dazu: wenn man nicht gerade in fester Partnerschaft ist, erschwert eine falsche Einordnung schlichtweg die Partnersuche.

Ich denke, es ist eher dass Gegenteil der Fall. Schwule Männer teilen oft Interessen mit den Frauen (Makeup, Modegeschmack) und werden im Gegensatz zu den üblichen Machos nicht als Gefahr wahrgenommen, sondern eher als Gleichgesinnte. Immerhin haben sie ja die gleiche Zielgruppe. Als schwuler Mann kommst du mit Frauen viel leichter in Kontakt und ins Gespräch und damit ergeben sich auch mehr Möglichkeiten.
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

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Offline Loki

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Zitat
Auch als etwas/jemand was ich voll unterstütze möchte ich nicht unbedingt falsch einsortiert werden.

Warum? Du bekommst es doch nicht mit, solange dir das niemand sagt. Und es sortieren uns mit Sicherheit ständig andere Leute irgendwie falsch ein, auch in anderen Belangen, schon alleine deshalb weil ihre Kriterien für ihre Schublädchen individuell verschieden sein können.
Stimme ich in Bezug auf Passenten mit denen nichts weiter zu tun habe zu. Bei Menschen mit den ich (öfter) zu tun habe ich mir eben nicht ganz egal wie sie mich wahrnehmen.


Zitat
Beim "schwul sein" kommt noch ein ganz pragmatischer Grund dazu: wenn man nicht gerade in fester Partnerschaft ist, erschwert eine falsche Einordnung schlichtweg die Partnersuche.

Ich denke, es ist eher dass Gegenteil der Fall. Schwule Männer teilen oft Interessen mit den Frauen (Makeup, Modegeschmack) und werden im Gegensatz zu den üblichen Machos nicht als Gefahr wahrgenommen, sondern eher als Gleichgesinnte. Immerhin haben sie ja die gleiche Zielgruppe. Als schwuler Mann kommst du mit Frauen viel leichter in Kontakt und ins Gespräch und damit ergeben sich auch mehr Möglichkeiten.
Glaub ich so ehrlich nicht unbedingt. Zum einen entsprechen viele Schwule nicht diesem Klischee, zum Anderen interessieren sich eben auch einige nicht schwule Männer für diese Dinge - was sie aber eben oft "unterdrücken" (was ein Problem ist und die Klischees weiter festigt).
Wie dem auch sei sind die geteilten Interessen hier das hilfreiche, nicht die Wahrnehmung als schwul.


Offline MAS

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Antwort auf Gregor: https://www.rockmode.de/index.php?topic=7504.msg116156#msg116156

Lieber Gregor,

Fein- oder Feindbild? Letzteres nehme ich an. Na ja, die ehemaligen Ostblockländer haben ihre eigene Befindlichkeit, geschichtlich bedingt. Das Gefühl, über Jahrhunderte fremdbestimmt gewesen zu sein, ist sehr massiv. Und leider suchen sich Menschen mit so einem Gefühl oft noch schwächere Glieder der Gesellschaft, seien es Juden oder Schwule oder wen auch immer, um sich selbst doch noch irgendwie stark zu fühlen.


LG, Micha
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Offline MAS

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Zum Zusammennhang von Religiosität und Homophobie denke ich, dass ein Grund darin liegt, dass viele religiöse Quellen aus einer Zeit stammen, da Kinderreichtum die Garantie für das Überleben eines Volkes waren. Gerade das kleine, ständig von starken Feinden umgebene Volk Israel, war darauf angewiesen, weder durch Homosexualität noch durch Sex mit Ausländern Nachwuchs zu verlieren. Deshalb auch die Regel, dass ein Kind einer jüdischen Mutter jüdisch ist.
Im Christentum kam dann noch dieasketische und teils auch neuplatonisch-gnostische Leibfeindlichkeit und Prüderie hinzu.

Beides hat sich in traditionalistischen und konservativen Kreisen zu einem eigenen Identitätsfaktor verdichtet. Diese Kreise bestimmen oft das Bild von Religion, da sie sehr selbstsicher oder eben sich bedroht fühlend aggressiv auftreten. Dagegen fallen liberale Religiöse kaum auf, obwohl sie nicht weniger, sondern nur anders religiös sind. Mir z.B. gibt meine Religiosität/Spiritualität die Freiheit und das Mitgefühl, locker mit ganz verschiedenen Lebensentwürfen umzugehen.

LG, Micha   
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Offline GregorM

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Hallo Micha,

ich denke, dass Religion eine größere Verantwortung hat als fremdbestimmte Völker oder Bevölkerungsgruppen.

In amerikanischen Foren habe ich gelesen, dass im sogenannten Bibelbelt es nicht immer ratsam wäre, als Mann als Frau gekleidet zu sein. Da reicht manchmal ein Rock. Und genau im „Gottes Land“ ist man ja nicht fremdbestimmt gewesen, sondern darf sich heute noch selbst mit Schießwaffen verteidigen.

Gruß
Gregor
Gruß
Gregor

Offline MAS

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Lieber Gregor,

ja, im Biblebelt sind viele erzkonservativ. Und viele verwechseln das mit religiös.

LG, Micha
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