Ein Hallo an alle "Mitrocker",
schön, dass es so viele Gleichgesinnte gibt.
Nun möchte ich mich auch mal vorstellen und etwas zu meinem "Werdegang" mitteilen:
Mein Name ist Matthias, werde von allen "Matze" gerufen, daher auch mein Nick "Matzina" in Anlehnung an mein Interesse an Röcken.
Ich bin katholisch erzogen worden, daher bin ich nach meiner Erstkommunion Messdiener geworden.
In dieser Zeit kam es im Sommer vor, dass ich in kurzer Hose in die Kirche gegangen bin und dann als Messdiener tätig war.
Ihr werdet euch nun sicher fragen: was hat das mit dem Rocktragen zu tun ?
Ich erzähle es euch:
Die Messdienerbekleidung bestand aus einem Rock, einem Halskragen und einem Hemd, welches man eher als Bluse bezeichnen sollte.
Ich empfand das Gefühl beim Tragen des Rocks angenehm, wenn der Rocksaum die Beine beim Laufen berührte.
Den ersten Kontakt mit einem "richtigen" Rock hatte ich im Alter von ca. 13/14 Jahren.
Da ich mit zwei Schwestern aufgewachsen bin, war mir natürlich auch der Zugang zu Röcken möglich.
Mein damaliges Zimmer war ein ausgebauter Raum auf dem Dachboden, davor befanden sich Schränke mit älteren Kleidungsstücken.
Unter diesen Kleidungsstücken befand sich ein langer grüner "Zigeunerrock", welcher mal von einer meiner Schwestern zum Fasching getragen wurde.
Irgendwann, als meine Eltern nicht anwesend waren, habe ich ihn dann mal zum Spaß angezogen, weil ich einfach wissen wollte, wie sich das anfühlt.
Ich habe mich sofort darin wohlgefühlt, wodurch ich ihn dann öfters heimlich in meinem Zimmer getragen habe - meine Eltern sollten davon nichts mitbekommen.
Normalerweise habe ich ihn nach dem Tragen wieder in den Schrank zurückgepackt, damit keiner etwas merkt.
Einmal habe ich das jedoch vergessen und war an diesem Tag nicht zu Hause.
An diesem Tag hat ihn meine Mutter dann gefunden und ich habe ein Gespräch mit meinem Vater gehabt.
Nach diesem Gespräch hatte ich keinen Rock mehr getragen - das dürften rund 38 Jahre gewesen sein.
In den ganzen Jahren hatte ich nichtmal daran gedacht.
Nun, im Alter von 51 Jahren, bin ich eher zufällig rückfällig geworden.
Es begann im Mitte Juli, als es eine Hitzewelle mit Temperaturen über 35 Grad gab.
Von meiner Wohnung zum Supermarkt in meinem Wohnort bin ich mit dem Auto nur etwa 2 Minuten unterwegs.
Diese kurze Zeit in dem aufgeheizten Auto reichte aus, damit meine Hose durch das Schwitzen buchstäblich am Hintern festklebte.
Nachdem ich meinen Einkauf beendet hatte, machte ich mich wieder auf den Weg zum Auto.
Da kam eine Frau in einem langen Sommerrock aus dem Markt, ich dachte nur: mann, hat die es gut, so luftig gekleidet sein zu können.
Auf dem Weg zurück zur Wohnung kam mir dann die Idee, im WWW mal nach Röcken für Männer zu suchen.
Da ich unbedingt etwas Langes haben wollte, was die Beine bedecken sollte (Maxirock), wurde ich nur bei Damenröcken fündig.
Ich bestellte mit Expressversand, da ich ihn unbedingt bei den hohen Temperaturen tragen wollte - es hätte ja auch kurzfristig eine Wetteränderung geben können.
Er war dann auch schon am nächsten Tag da - sofort angezogen und das tolle, leichte Gefühl um die Beine genossen.
Nun kam die Idee auf, ihn auch gleich in der Öffentlichkeit zu tragen.
Ich habe lange überlegt, ob ich es wagen sollte, da ich mich ein wenig vor negativen Erfahrungen gefürchtet habe.
Aber ich konnte mich dann doch dazu durchringen und habe es durchgezogen.
Im Markt habe ich mich dann ganz normal durch die Gänge bewegt und unauffällig aus dem Augenwinkel die anderen Leute beobachtet.
Das Ergebnis: Niemand hat darauf reagiert oder hat mir hinterhergesehen.
Auch in der Schlange an der Kasse gab es keinerlei Reaktionen - als wäre es alltäglich.
Da ich noch gerne ein Foto von mir mit der gekauften Ware in der Hand gehabt hätte, habe ich mich ca. 10 Minuten neben den Eingang gestellt und einige Leute gefragt, ob sie vielleicht mit ihrem Handy ein Foto machen könnten und mir schicken, da ich selber kein Smartphone besitze.
Leider hat wohl keiner die Zeit dafür opfern wollen...
Nach einer Weile kam dann noch Jemand, mit dem ich als Kind/Jugendlicher in diversen Jugend-Gruppen, z.B. Fanfarenzug, tätig war.
Auch er wollte kein Foto machen und ging weiter.
Als ich es nicht sah, hat er dann doch heimlich ein Foto geschossen, ist damit zu seiner Mutti petzen gegangen und die hat es dann meiner Mutter mitgeteilt.

Bei meinem nächsten Besuch bei ihr war sie richtig aufgelöst - sie hat wohl angenommen, dass ich nicht "normal" wäre.
Meine Aufklärung der Situation hat nichts genutzt, sie wollte in ihrem Glauben bleiben.
Meine Schwestern/Schwager/Neffen/Nichten haben mich dagegen für den Mut bewundert und ich bekam das Wort RESPEKT zu hören.
Die eine Schwester konnte meine Mutter dann doch noch überzeugen, dass alles "in Ordnung" mit mir war.
Als ich vom Einkaufen zurück kam, war gerade meine Nachbarin, die mir gegenüber wohnt, vor der Haustür.
Sie sagte nur: Es ist doch nur ein Stück Stoff, du kannst doch heutzutage tragen was du willst.
Dann habe ich meine Digitalkamera aus der Wohnung geholt und sie hat noch das gewünschte Foto von mir gemacht (welches ich noch hier hochladen werde, wenn ich die Freigabe dazu habe...)
Das Ergebnis dieser Aktion hat mein Selbstbewusstsein sehr positiv beeinflusst, wodurch ich nun Vieles lockerer angehe und nicht mehr lange überlege, ob ich es machen soll oder nicht.
Jetzt wird es kein Zurück mehr geben, ich trage seit dem Tag in meiner Wohnung fast nur noch Rock.
Während ich diese Zeilen schreibe, trage ich einen dunkelgrauen wadenlangen Stufenrock.
Ich werde das öffentlich zukünftig nun öfter "durchziehen", wenn die Temperaturen im nächsten Sommer wieder hoch sind.

LG,
Matze