Genausowenig wie ich Menschen frage, wie ihnen meine Jeans an mir gefällt, so frage ich wie ihnen der Rock an mir gefällt. Und so bewege ich mich auch und versuche mich zu geben. Und hab bisher kaum Probleme damit gehabt. (trotz meiner Ängste)
Und das ist das Hauptproblem, das ich sehe. in den Medien sieht man nur sehr auffällige Männer, die sich schminken und mit so vielen weiblichen Attributen und Gesten umgeben, dass sie nicht mehr als Männer wahrgenommen werden können. Man sieht aber auch auf den ersten Blick, dass es keine Frauen sind.
Bzgl. des letzten Absatzes kommt mir - wie vielen hier so oft - die Frage: Warum fällt ein Mann mit weiblichen Attributen mehr auf als eine Frau mit männlichen? Darüber haben wir hier schon oft geschrieben, dass das Männliche als normal und allgemein gilt, das Weibliche als besonders und spezifisch.
"...dass das Männliche als normal und allgemein gilt, das Weibliche als besonders und spezifisch." (Micha)
Hier gibt es sicherlich mehrere Anknüpfungspunkte, woher das kommt. Schon im christlichen Schöpfungsmythos wurde dem Mann (dem erstgeschaffenen) eine Rippe entnommen und daraus die Frau geformt. Damit hat das christlich geprägte Patriarchat sicherlich immer wieder eine Bestätigung für seine Daseinsberechtigung bezogen. Andererseits ist die christliche Schöpfungsgeschichte vielleicht auch nur ein Ausdruck von patriarchalem Denken, das sich als Glaubenssatz manifestiert hat?
Hat der Mann (im Allgemeinen, und das ist ja nicht nur bei Christen so) vielleicht schon immer einen gewissen Führungsanspruch gestellt? Ich rede nicht vom Wahlrecht, das erst viele Jahrzehnte brauchte, bis es auch Frauen zugestanden wurde. Ich rede eher von den Pflichten der Männer, Haus und Hof, früher Höhle / Revier vor Bedrohungen zu schützen. Auch wenn es Ausnahmen in der Konstellation gibt (und auch da werden die Rufe immer lauter, das anders zu sehen), so war die Sicherheit zu gewährleisten (seit ein paar Jahrtausenden nennt man sowas z.T. auch Krieg) und die Lebensgrundlage mit Grobem zu sichern (Bisonjagd, in den 50er Jahren hieß es Broterwerb), so war das alles immer die primäre Aufgabe des Mannes, während die Frau primär mit der Aufzucht des Nachwuchses betreut war und gar keine Zeit / Möglichkeit hatte, die anderen Aufgaben (in gleichem Maße) auch noch zu übernehmen. - - Für irgendwas muss der Mann ja auch noch gut sein (im Gegensatz bei den Gottesanbetern, ich meine die Insekten).
Freilich ist das eine ('Männeraufgaben') wie das andere ('Frauenaufgaben') gleichermassen wichtig. Und im gemeinsamen Zusammenspiel ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn jeder sich besonders auf einen Teil der gemeinsamen Aufgaben konzentriert.
Vielleicht ist aber mit dieser Rolle des 'Außendienstes' des Manns darin auch eingeschlossen, dass 'im Außen' auch so über die Wertigkeit kommuniziert wird, dass eben der Mann das 'Wichtigere' sei - und daraus vielleicht deswegen abgeleitet wird, dass der Mann das "Normale" sei.
Mit all diesen Gedanken muss ich aber bei Michas Frage...
Warum fällt ein Mann mit weiblichen Attributen mehr auf als eine Frau mit männlichen? Darüber haben wir hier schon oft geschrieben, dass das Männliche als normal und allgemein gilt, das Weibliche als besonders und spezifisch.
...mich trotzdem selbst fragen, ob in diesem Zusammenhang das Männliche wirklich als normal angesehen wird.
Das Weibliche wird von Männern oft auch als "besonders" und "spezifisch" angesehen, weil dies auch eine gewisse Huldigung an das Weibliche ist (Ehrung, Ausdruck durch wertvolle Geschenke, ihr den Hof machen) ( = besonders), bzw. aber auch immer das große Rätsel bleibt ( = spezifisch), weil mit Launen beseelt (schwankende Hormonpegel z.B.) und oft keiner männlichen Logik folgend.
Und für Frauen bleibt das Weibliche oft 'besonders' und 'spezifisch', um untereinander ein 'Wir'-Gefühl zu erzeugen, um sich vor allem vom Unverständnis und von gewissen Ungleichbehandlungen durch die Männer abzugrenzen - und gemeinsam stark zu machen.
Ich glaube aber:
All das erwähnte spielt nicht die Hauptrolle. Ich glaube, dass es eher ein, zwei Meta-Ebenen weiter herrührt, dass sowohl von Männern als auch von Frauen untereinander das Weibliche als etwas feines, liebreizendes angesehen wird.
Und wenn in diese fragile Juwelenwelt sich ein Mann einschleicht, dann aktiviert das die Alarmglocken - sowohl bei der Frau ("Eindringling!") als auch beim Mann ("Du willst mich täuschen!"). Ich glaube, das ist der Hauptgrund, weshalb Männer in der eher weiblich besetzten Lebenszone rigider beachtet werden und auffallen als Frauen, die im männlichen Lebensbereich wildern gehen.
Zumal im Jahrhundert der Frauenemanzipation Männer inzwischen ja weichgespült wurden, um nicht mehr anzuecken, weil sie ihr Terrain / Revier durch wildernde Frauen bedroht sehen.Jetzt kann man noch als weiteren auslösenden Grund die markanten Merkmale männlicher Anatomie anführen, die eben durchschnittlich anders sind als bei durchschnittlichen Frauen. Und so Sachen wie, dass man einem Mann ein stoppelfreies Gesicht noch abnehmen kann, einer Frau sichtbare Stoppelbereiche aber nicht - weshalb es (von seltenen Ausnahmen abgesehen) bei erkennbaren Gesichtsstoppeln trotz noch so trefflicher Frauendarstellung dann wohl um einen Mann handeln muss.
In diesem Zusammenhang - jetzt spinne ich die Assoziationskette von sich auftuenden Fragen weiter, ich übernehme sozusagen den Staffelstab von MAS - ich irgendwie den sehr subjektiven Eindruck habe, dass wenn es um nicht-binäre Lebensformen / Identifikationen / Identitäten, dass da es dabei um einen beträchtlichen Anteil um Mann-geborene Menschen geht. Bei Menschen in einem per Geburt ausgewiesenen weiblichen Körper sind meiner Meinung nach überaus weniger lautstark zu vernehmen wie andersrum respektive deren Sympathisanten. Das macht mich schon stutzig.
Darum aus all meinen hier zuvor getätigten Gedanken meine Frage:
Liegt nicht das allesübergreifende Hauptproblem ganz vor allem an den engen Rollenzuschreibungen des Mannes?

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