Soll ich hier auch etwas schreiben? Ok, ich mach es, allerdings werde ich dabei etwas aus der Reihe tanzen.
Zuerst einmal, ich bin mir dessen bewußt, daß es in der Antike keine Hosen gab, es also damals völlig natürlich war, daß auch Männer Rock ähnliche Kleidung trugen. Aber man sollte auch bedenken, daß zwischen männlicher und weiblicher Kleidung trotzdem ein Unterschied herrschte, egal, wie dieser auch ausgesehen haben mag. Deshalb ist es mir schon ein Rätsel, was Männer dazu treibt, in Damenröcken oder Kleidern rum zu laufen. Ok, es stimmt schon, daß es leider nicht sehr viele Männerröcke gibt und nicht jeder steht auf die Röcke, die Gothics und Metaller gerne tragen. Sich deshalb aber als Ersatz Damenröcke anzuziehen ist mir, auch wenn darüber manche den Kopf schütteln sollten, zu abgefahren. Wenn ein Mann unbedingt ein Rock ähnliches Kleidungsstück tragen will, kann er schließlich einen richtigen Kilt tragen. Falls nun der Vorwand kommt, daß Kilts so teuer seien, besonders wegen der großen Menge Tartan, kann man das auch nicht gelten lassen, denn es muß ja kein Traditional Kilt für den Full Dress sein, es gibt auch den Casual Kilt und der besteht aus bedeuten weniger Tartan und ist daher auch billiger und man kann ihn jederzeit tragen. Wenn man die Möglichkeit hat, selbst zu nähen, oder nähen zu lassen, ist es noch einfacher, denn wenn man sich ein bisschen umsieht, findet man schon genug Textilläden, die immer wieder auch preiswerten sehr schönen Tartan anbieten. Wenn das bei mir in Wien, wo es nicht gerade viele Textilläden gibt, möglich ist, dann erst recht in Deutschland. Und wenn ich armer Schlucker mir trotzdem immer wieder mal einige Meter Tartan leiste, ohne deshalb in die Zwickmühle zu geraten, dann kann mir niemand, der einen halbwegs gut bezahlten Job hat, einreden, er könne sich den Tartan nicht leisten. Immer wieder höre ich das Gejammer auch von meinen Kunden, daß sie nicht viel bezahlen könnten, denn so ein echter Kilt sei ja so teuer. Seltsam, die haben alle ein Vielfaches mehr an Geld, als ich und schenken kann ich ihnen den Kilt ja doch nicht, schließlich hängt viel Zeit daran. Wenn jemand sich teure Urlaube, allen möglichen elektrotechnischen HIFI Schnickschnack etc. leisten kann, hat er auch Geld für einen Kilt, sonst lügt er.
So, jetzt werde ich endlich zum eigentlichen Thema kommen, das eigentlich eher kurz ausfallen wird.
Für mich, der ich schottisches Blut in den Adern habe, war der Kilt schon immer ein faszinierendes Kleidungsstück und das von klein auf. In späteren Jahren maß ich dem zwar nicht mehr so viel Bedeutung bei, aber als dann die ersten Filme mit Schotten, die Kilt trugen auftauchten, ging es los. Zuerst mal Ende der 70er Jahre, als im TV Entführt - Die Abenteuer des David Balfour lief. Da trug der ehemalige ONCEL Agent David MacCallum, der in der Kurzserie den Highlander Stewart Breck, einen Verbündeten von Bonnie Prince Charlie spielte natürlich den Kilt. Die Geschichte spielt kurz vor der Schlacht von Culloden. In den 80ern tauchte dann Christopher Lambert als Highlander auf, wobei der Filmtitel ja etwas irreführend ist. Man könnte meinen Highlander seien unsterbliche Wesen ( es kann nur einen geben ). In Wirklichkeit ist Connor MacLeod der zufällig Highlander ist, ja nur einer von vielen Unsterblichen. Interessant waren für mich in Highlander immer nur die Szenen in Schottland, wenn Lambert den Kilt oder Belted Plaid trug.
Dann kam Braveheart und nun erwachte erst wirklich mein Interesse am Kilt ganz neu. Allerdings wußte ich, daß es Kilts, wie sie Mel Gibson und Co. im Film trugen, nie gegeben hatte. Erstens trugen die Schotten erst fast 300 Jahre später den Belted Plaid, zweitens waren die Braveheart Kilts eine Mischung aus Belted Plaid und kleinem Kilt.
Erst bei Rob Roy sah man dann wirklich den echten Belted Plaid und den damals schon üblichen kleinen Kilt. Für mich stand nun fest, daß ich endlich einen Kilt wollte.
Vor 3 Jahren, kurz nachdem ich Rob Roy gesehen hatte und auf Video wieder einmal Braveheart, fuhren wir zu Highland Games, einige Wochen später zu den nächsten und nun kaufte ich meinen ersten Kilt, samt Hoses ( die Kiltstutzen ). Da ich mir aber aus Geldmangel den Rest des Outfits nicht leisten konnte, fing ich eben an, alles selbst herzustellen.
Als ich meinen Kilt zum ersten Mal trug, war es, als ob ich nie etwas anderes getragen hätte. Da gab es keine Blockade und keine Hemmschwelle, die überwunden werden mußte. Ich wußte, daß ich ein Kleidungsstück für Männer trug und bis heute hat mich auch noch nie jemand dumm angeredet oder seltsam angesehen. Die Menschen kennen sehr wohl den Unterschied zwischen einem Kilt und einem Rock. Daß sie den Kilt aus Unwissenheit auch heute noch immer als Schottenrock bezeichnen ist ein anderes Thema. Wenn man diesen Personen erklärt, woraus der Kilt überhaupt entstand, nämlich aus dem Belted Plaid, der kein Rock sondern ein Oberbekleidungsstück wie ein Mantel war, dann nennen sie den Kilt nie wieder Schottenrock.
Wenn man in der Gothic Szene mit Kilt geht, ist es keine Kunst, anerkannt zu werden, denn dort ist man ja, was Kleidung betrifft, sowieso tolerant und die Mädchen finden Männer in Röcken, oder auch im Kilt cool. Es kommt aber darauf an, was Mädchen und Frauen aus dem alltäglichen Bereich dazu sagen, wenn man im Kilt auftaucht. Bis zum heutigen Tag, kam es noch nie zu abfälligen Bemerkungen oder komischen Blicken. Jede Frau bzw. jedes Mädchen hat uns noch im Kilt akzeptiert, nicht nur das, sie bewundern uns, für sie sind Kiltträger etwas ganz besonderes, viel männlicher als jeder Mann in Hose.
Ich weiß schon, daß es nicht überall so ist, aber wer einen Mann im Kilt als Schwuchtel oder zumindest als Transvestit sieht, hat einfach nicht die geringste Ahnung, was ein Kilt ist und sollte sich mal geschichtlich weiterbilden.
So, das war es
