Autor Thema: Im Rock auf der Arbeit  (Gelesen 604362 mal)

Offline hirti

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #690 am: 21.09.2023 07:23 »
Micha, ich hab dich gefunden!
Das Bild passt hier wirklich hervorragend rein, denn kaum jemand integriert wie du schon seit so vielen Jahren so stilsicher und unaufgeregt Röcke in seinen Arbeitsalltag.
Ich würde lügen, behauptete ich, du hättest nicht auch mir als Vorbild gedient ehe ich es zum ersten Mal gewagt habe.

cephalus und skirtedman haben da einen interessanten Aspekt angesprochen:
Aufmerksamkeit auf oder Ablenkung durch das eigene Outfit
Ja, es ist wohl so dass ein Rock auch weibisches Verhalten mit sich bringt. Und je außergewöhnlicher, femininer der Rock ist, desto mehr Aufmerksamkeit vom Träger möchte er haben.

Z.B. mein zuletzt abgebildeter bringt eine ganze Menge Stoff mit sich. Wenn ich mich hinsetze streife ich ihn fast immer glatt und bringe ihn so in Form dass er schön fällt. Sonst sitze ich auf einem Stoff-Wurschtel fühle mich nicht wohl und finde es auch nicht schön. Bei einem kurzen Rock kommt noch hinzu dass man die Beine übereinander schlägt oder zusammenhält wie ein Mann das normalerweise nicht machen würde.

Ich bin mir all dieser Handlungen sehr bewusst und finde sie - speziell in der Arbeit - einerseits schräg und sehr ungewohnt, andererseits genieße ich sie aber auch weil ich mir da meines schönen Rockes wieder umso mehr bewusst werde. Ich versuche sie nicht überhand nehmen zu lassen, aber verstecken muss ich sie auch nicht.

Offline MAS

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #691 am: 21.09.2023 08:34 »
Danke für die Blumen, lieber Hirti!

Als ich so da saß, habe ich auch mal die Beine so übereinander geschlagen, dass der Rock bei einem Bein übers knie rutschte. Als mir das bewusst wurde, habe ich die Haltung wieder geändert. Vor Jahren habe ich mal mit einem kurzen Jeansrock auf einem Podium gesessen, das auf einer Bühne stattfand, so dass unsere Stuhlsitze auf Augenhöhe des Publikums im Saal war. Da musste ich sehr aufpassen, dass mir niemand drunter gucken konnte. Das empfand ich als nicht so angenehm. Seit dem ziehe ich, wenn ich weiß, das so eine Podiumssitaion kommt, lieber einen langen Rock an. Und in religiösem Kontext erst recht.

LG, Micha
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Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #692 am: 16.10.2023 00:37 »
Noch mal ein kleines Update zu dieser Situation:

Nun gesellt sich eine zweite Reaktion von einer neuen Mutter hinzu. Es wurde sich diesmal wieder bei Kolleginnen beschwert. Sie meinte: "Ich bin ja tolerant, aber...". Allerdings konnte sie nicht genau erklären, was sie stört. Ein Mann im Rock würde nicht ihren Werten entsprechen und sie überlegt, dass sie ihr Kind aus der Einrichtung abmeldet. Beim Nachhaken wiederholte sie nur diese Sätze. Sie unterstellt mir "Propaganda".

Ich habe nähere Details erfahren von einer Kollegin: Die Mutter kann es nicht einordnen, dass ein Mann Röcke trägt, das widerspräche ihren afrikanischen Werten, die weiterhin undefiniert blieben. Ihre dreijährige Tochter wäre verwirrt und würde meinetwegen die Welt nicht mehr verstehen. Ich würde Röcke nur aus Propagandazwecken in der Kita tragen. Sie vermutet das, weil es ein Bild von mir am Aushang gibt, wo ich auf einer Fortbildung eine Hose trage und das sei ziemlich verdächtig für sie. Ich würde meine Röcke extra nur in der Kita anziehen, um die Kinder zu beeinflussen. Sie sei tolerant und habe nichts gegen Schwule, denn sie hätte angeblich in ihrem Freundeskreis viele Homosexuelle, aber sie möchte nicht, dass so ein Mann ihre Tochter wickelt. Wenn ich hier weiter arbeiten würde, dann würde sie ihre Tochter abmelden, denn ein Mann im Rock ginge entschieden zu weit.
In Absprache mit der Leitung habe ich die Mutter angesprochen, weil ich generell offen und dialogbereit bin. Nachmittags ging ich auf sie zu und sagte: "Ich habe von den Kolleginnen gehört, dass du Gesprächsbedarf mit mir hast. Ist das noch aktuell?" Sie wirkte überrascht und bestätigte es. Ich fuhr fort: "Wir können uns jetzt gerne zurückziehen ins Gesprächszimmer, um kurz zu reden." Nach einem kurzen Augenblick Stille fing sie zu Stammeln an: "Heute geht es nicht. Wir sind auf dem Spielplatz verabredet." Ich schlug stattdessen vor, einen Termin auszumachen, aber sie lehnte das ab. Sie würde lieber mal spontan am Nachmittag auf mich zukommen.
Das war vor gut drei Wochen und sie hat bisher mein Gesprächsangebot nicht wahrgenommen. Die ersten Tage fiel es ihr sehr schwer mit mir Blickkontakt zu halten und zur Begrüßung bekam ich häufig ein gequältes Lächeln zu sehen. Es war ihr sichtlich unangenehm, dass ich von ihrer Beschwerde weiß. Mittlerweile redet sie mit mir, als sei nichts gewesen. Bei meiner Leitung hat sie sich vor Kurzem sogar positiv über mich geäußert. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ob sie ihre Vorurteile über Bord geworfen hat oder einfach nur feige ist, kann ich nicht einschätzen. Ich glaube allerdings nicht, dass sie es noch mal bei mir thematisieren wird.

Offline hirti

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #693 am: 16.10.2023 08:10 »
Hallo Yoshi!

Tut mir leid, dass du solche Probleme in der Arbeit hast.

Vermutlich bist du in dem kritischsten Bereich tätig, den es gibt. Wenn man eine Bedrohung oder negative Beeinflussung der Kinder befürchtet, wird manches Elternteil zur Furie und wirft jegliche Rationalität über Bord. Manchmal (aber sicher nicht in allen Fällen) könnte sich nach der anfänglichen Holzhammer-Reaktion aber doch ein wenig abflachen der Emotionen einstellen.

An deiner Stelle würde ich die Mutter noch einmal bewusst und sehr freundlich darauf ansprechen dass du gern darüber reden würdest was sie über dich denkt und auch gerne Fragen beantwortest. Ich glaube ein gutes Gespräch könnte hier Wunder bewirken und auch weitere Kreise ziehen weil Eltern ja auch untereinander reden - bestimmt auch über dich.
Wichtig ist wohl dass die Mutter das nicht als "zur Rede stellen" empfindet, sondern als nette Gesprächseinladung. Aber ich gehe davon aus dass du bei deiner Berufserfahrung bestimmt weißt, wie man am besten mit verunsicherten Eltern spricht.


Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #694 am: 16.10.2023 09:27 »
Ich habe auch erfahren, dass diese Mutter getrennt lebt vom Vater. Die Beziehung war wohl sehr konservativ, traditionell afrikanisch und toxisch. Sie ist mittlerweile sehr schlecht auf den Vater zu sprechen und unterstellt ihm, mit kriminellen Geschäften sein Geld zu verdienen. Der Vater hat keinen Kontakt mehr mit der Familie und die Mutter schweigt das Thema bei ihrer Tochter tot, wenn sie nach ihm fragt. In der Vergangenheit hatte sie schon mit allen anderen Erziehern in der Einrichtung Probleme, die sie nicht als Bezugsperson haben wollte und hat sich bisher über jeden einzelnen Mann beschwert. Ironischerweise wird ihre Tochter jetzt von drei Männern in unserer Gruppe betreut, was ihr gar nicht gefällt. Das scheint wohl in Richtung frustrierter Männerhass zu gehen und hat absolut nichts mit mir als Person zu tun. Auf mich wirkt es so, dass sie nur nach Gründen sucht und da ist mein Rock halt nur ein Anlass mehr.

JoHa

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #695 am: 16.10.2023 21:24 »
Oh,je. Da heißt es, ganz dicke Bretter zu bohren.
Immer, wenn psychische Probleme zu bearbeiten sind, hilft Ratio im Gespräch nicht weiter.
Aber was sage ich? Erst einmal muß überhaupt das Gespräch gewollt werden.
Ist dir die Situation überhaupt wichtig genug, um dich so tief reinzuwühlen?

Offline MAS

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #696 am: 17.10.2023 00:12 »
Was meint sie denn mit "dass so ein Mann ihre Tochter wickelt"? Ist denn das Kind noch so klein, dass es gewickelt werden muss? Und wenn ja, halte ich es für unwahrscheinlich, dass Sie auf Deinen Rock achtet, Yoshi? Oder wie verhält es sich?

LG, Micha
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Offline Skirtedman

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #697 am: 17.10.2023 01:58 »
Naja, ihr wäre ein unauffällig nachlässig in Hosen gekleideter Mann mit unterschwelliger pädophiler Neigung lieber, der ihre Tochter wickelt.
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
Wie tief muss der psychische Knacks wohl sein, dass Männer sich nicht endlich auch mehr Freiheiten gönnen!?

Offline hirti

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #698 am: 17.10.2023 08:31 »
MAS,
In frühpädagogischen Einrichtungen sind die Kinder noch so klein dass sie Windeln tragen und von den Pädagoginnen oder in diesem Fall Pädagogen gewickelt werden. Da ist man als Eltern natürlich noch sensibler.

Die Kinder werden den Rock bestimmt wahr nehmen. Allerdings möchten sie die Welt in diesem Alter erst einmal verstehen bevor sie Dinge viel später in Frage stellen können. Und ein "wieso trägst du Mädchensachen" von einem kleinen Kind sollte daher nie verwundern und auch nie von uns Erwachsenen negativ aufgefasst werden.

Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #699 am: 17.10.2023 19:56 »
Was meint sie denn mit "dass so ein Mann ihre Tochter wickelt"? Ist denn das Kind noch so klein, dass es gewickelt werden muss?

Wenn Kinder eingewöhnt werden mit drei Jahren, dann sind sie nicht alle schon "trocken". Da kann es passieren, dass man die ersten zwei bis drei Monate noch wickeln muss. Sie hat geäußert, dass jeder Mann für sie ein potientieller Sexualstraftäter ist und wahrscheinlich entspricht ein Mann im Rock noch mehr ihrem Bild vom Perversen. Das Kind lässt sich übrigens von meinen Kollegen und mir genauso wickeln wie von den Kolleginnen.

Und wenn ja, halte ich es für unwahrscheinlich, dass Sie auf Deinen Rock achtet, Yoshi? Oder wie verhält es sich?
Sie ist ein Kind, das sehr interessiert ist und hemmungslos zu jedem Thema Fragen stellt. Interessanterweise hat sie mich noch nie auf den Rock angesprochen. Sie hat ihn offensichtlich wahrgenommen, weil sie an ihm zieht, wenn sie mit mir reden will. Wäre er für sie wirklich von Bedeutung, hätte sie es also definitiv thematisiert.
In ihrem Alter wäre übrigens ein Hinterfragen auch ziemlich ungewöhnlich. Bei ihrem Entwicklungsstadium (zwei bis drei Jahre) wissen die Kinder zwar ihr eigenes Geschlecht und kennen den (biologischen) Unterschied zum anderen Geschlecht, aber ein erstes Verständnis von Genderrollen und -identität entwickelt sich hingegen erst später ab circa vier Jahren. Heißt konkret: Aktuell erkennt sie mich als Mann und sieht, dass ich manchmal einen Rock trage, aber für sie ist es nur ein Kleidungsstück wie jedes andere auch und die Zuschreibung von Röcken als "Mädchenkleidung" existiert bei ihr demnach noch nicht.

Offline MAS

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #700 am: 18.10.2023 00:07 »
MAS,
In frühpädagogischen Einrichtungen sind die Kinder noch so klein dass sie Windeln tragen und von den Pädagoginnen oder in diesem Fall Pädagogen gewickelt werden. Da ist man als Eltern natürlich noch sensibler.

Die Kinder werden den Rock bestimmt wahr nehmen. Allerdings möchten sie die Welt in diesem Alter erst einmal verstehen bevor sie Dinge viel später in Frage stellen können. Und ein "wieso trägst du Mädchensachen" von einem kleinen Kind sollte daher nie verwundern und auch nie von uns Erwachsenen negativ aufgefasst werden.

Ich denke, lieber Hirti, dass einjährige Kinder noch gar nicht in diesem Sinne zwischen Jungen- und Mädchenkleidung unterscheiden. Oder liege ich da falsch?

LG, Micha
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Offline hirti

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #701 am: 21.11.2023 16:25 »
Hallo!

Gestern war mal wieder Rock-Tag im Büro bei mir.
Ich habe meinen cognacfarbenen Midi Lederrock wieder aktiviert, der den Sommer über zu warm war. Auch wenn es wie eine Bluse aussieht, habe ich obenrum ein Herrenhemd an und eine Weste die ich schon seit gefühlten 50 Jahren besitze.
Die Strumpfhose ist eine dunkelbraun glänzende 20den von Wolford - der kleine Luxus zwischendurch  ;D.

Reaktionen gibt es so gut wie keine mehr. Obwohl ich es nicht gedacht hätte, so scheint mir inzwischen dass sich Menschen wirklich an alles mögliche gewöhnen können, sogar an einen Kollegen im Rock.
Erstaunlich...

Dafür gabs heute morgen ein "Oh, heute ausnahmsweise in Hose.  :D".

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Offline Lars

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #702 am: 21.11.2023 18:09 »
Hmmm, mein Lieber, auf mich wirkt dieses Outfit extrem altbacken. Und die Midi-Länge des Rocks haut irgendwie auch nicht hin, hier kann allerdings die Perspektive des Fotos täuschen.
So cool wie deine Nicht-Büro-Outfits teilweise sind, so uncool finde ich deine bisher gezeigten Büro-Outfits. Die sind meist sehr konservativ.
Aber vielleicht schwappt das eine ja in das andere hinein, dann sehen wir hier bald richtig geile Büro-Geschichten von dir 8) ;D
 
Viele Grüße,
Lars
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Die Nachrichten ein paar Jahre eher liefern als das Fernsehen.

Offline radix

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #703 am: 21.11.2023 23:55 »
Hallo Hirti,

die Reaktion von Lars kann ich nicht so recht nachvollziehen. Natürlich ist dein Outfit vielleicht etwas "konservativ", aber aus meiner Sicht vorzeigbar und tragbar, auf jeden Fall absolut bürotauglich. Allerdings mag ich als Endsechziger auch eine andere Sichtweise haben als jüngere Rockträger unter uns. Mir selbst gefallen auf jeden Fall Midi-Röcke mit ausgestellter A-Form sehr. Und auch der Rest deines Outfits ist doch absolut stimmig.

Viele Grüße

Radix

Offline Skirtedman

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #704 am: 22.11.2023 04:47 »
Farblich alles recht gut abgestimmt, hirti!

So kannst Du sicherlich unter die Leute gehen und mit Deinen Kollegen kollaborieren.

Dennoch tendiert mein persönlicher Eindruck auch ein wenig weg davon, meinen Geschmack getroffen zu haben. Leicht altmodisch à la Lars´ Urteil mag da mitschwingen. Mich stört nun auf dem großen Display jetzt auch ein wenig der Materialmix zwischen Strickjacke und glattem Rock - durchaus grundsätzlich möglich, was genau mich daran stört, kann ich noch nicht einmal genau benennen - vielleicht ist der Strick doch eine Spur zu grob, oder ist es die Farbnuance, die der Strick durch seine Struktur mit einbringt.

Was mich bereits auf dem kleinen Display meines Handys störte: a) Ich finde, die A-Linie des Rocks mit seiner Materialsteifheit schmeichelt Deiner Figur nicht gänzlich. Sie zaubert eine Silhouette, die - vielleicht mischt da auch die Perspektive noch ein klein wenig mit - zu sehr den Rock in Dominanz bringt, Deinen Oberkörper incl. dem wichtigsten, was Du vermutlich mit ins Büro bringst: Deinen Kopf so gänzlich zur Nebensache erscheinen lässt. Mich dünkt fast, eine Nummer kleiner dieses Rockes hätte Dir auch gestanden.
Verstärkt wird das noch von b) dem dominanten Gürtel mit der noch mehr um Dominanz buhlenden Gürtelschließe (oder wie das da in der Mitte heisst ... Schnalle eben). Hierzu fallen mir zwei Dinge ein:
nämlich zwei ganz wesentliche Stilelemente, die in der Damenmode häufig eingesetzt werden, um die Trägerinnen niedlicher wirken zu lassen:
ba) entweder alles ein wenig niedlicher, enger, körperbetonter zu gestalten als im Verhältnis zu Männersachen (daher oft auch die etwas zu kurzen Ärmel, oder 3/4-Ärmel z.B.)
bb) oder ganz konträr, Dinge plakativ groß zu gestalten, wie z.B. große Blumenprints, übergroße Puffärmel, Oversized-Pullis, sehr auffallend große Knöpfe etc.
Und zu dem Fall bb) zählt eben auch die Breite des Gürtels, die Gürtelschnalle noch mehr, aber auch die Silhouette des Rocks.

Nicht, dass es in der Männermode nicht auch manchmal wuchtige Elemente, z.B. Gürtelschnallen gäbe. Die sind zwar eher die Ausnahme, dann aber auch oft mit einer Schwere, mit Ecken und Kanten versehen.

Mir steckt in Deinem Outfit - entschuldige, wenn ich mal wieder soweit aushole - unterhalb Deiner Rippenbögen zuviel wuchtige Niedlichkeit, die Deinem Typ meines Erachtens nicht gerecht wird. Vielleicht - um mal etwas konstruktiv zu sein - würde ein dunkleres Oberteil, aber dafür eine mindestens ähnlich helle (wie der Rock) oder noch hellere Jacke dieser ganzen Wirkung etwas Schärfe nehmen.

Willkommen im Alltag, Hirti! Deine Rockbegeisterung ist im Alltag angekommen. Da kann nicht jedes Outfit bis ins letzte Detail immer ausgefeilt sein. Da muss man auch mal Unzulänglichkeiten in Kauf nehmen. Deine Kollegen werden Dich dafür nicht steinigen. Und manchen Kollegen gefällt vielleicht ein Outfit von Dir, was mir super gefällt, weniger und dafür das hier, das ich gerade "auseinander genommen habe", vielleicht super. Man kann es freilich nicht allen Recht machen. Im Alltag nimmt man manchmal bewusst auch einige Unzulänglichkeiten in Kauf, macht Kompromisse (vielleicht weil irgendwas gerade einen Fleck hatte, oder man nicht so viel Zeit für das Optimum aufbringen konnte, oder ein unpassendes Licht hatte). Manchmal ist man aber auch so gedanklich in ein bestimmtes Teil verliebt, das man unbedingt an diesem Tag tragen möchte, und übersieht, dass die darum gebaute Kombination Schwachstellen hat - sowas kommt bei mir im Alltag immer wieder vor - vielleicht sogar bei jedem dritten Outfit von mir...

Also, Hirti: Super! Deine Röcke sind im Alltag angekommen! Und das ist das wichtigste, was zählt!!!
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