Vielen Dank "MAS", für den Hinweis!
Ich wußte nicht, daß das Zitat erscheint, da ich abgelenkt war, und gerne noch was äußerte, zu "Grünschnabel".
Ich hätte gerne gewußt, in welcher Zeit er zu welcher Waldorfschule ging?
Die meisten Eurythmie-Aufführungen - aber auch Theater, Gedichte vortragen, Chor oder Orchester - erfolgten in den Monatsfeiern, die heutzutage leider nur noch weniger oft als monatlich stattfinden, und leider nicht mehr so schön sind.
Rudolf Steiner bezweckte mit den Monatsfeiern, daß alle Schüler der Schule, Lehrer, Eltern und Freunde den Inhalt der Unterrichte, der jeweiligen Klassen, sehen können, auch zur Festigung der Gemeinschaft.
Uns Kinder kostete es große Überwindung, uns der Gemeinschaft, die aus bis zu 600 Menschen bestehen konnte, zu präsentieren, was uns aber auch Kraft und Selbstvertrauen gab.
Es wäre schrecklich gewesen, Eurythmie in Straßenkleidung zu machen. Wir wären nicht schön anzuschauen gewesen und die Eurythmie käme schlecht zum Ausdruck. Außerdem zwickt und spannt Straßenkleidung, insbesondere die von Jungen. Mädchen trugen in meiner Zeit noch fast immer Kleid oder Rock mit Bluse, hatten es also bequemer.
Die Eurythmie aber lebt von den Formen und Farben, und da ist Einheitlichkeit wichtig. Das Tragen der Eurythmiekleider war also eine Selbstverständlichkeit, und eigentlich trugen wir die Kleider gerne, konnten es aber nicht immer so zeigen, da unsere Scham berührt war, aber dazu später.
Zu großen Eurythmie-Aufführungen, oder zu dem Eurythmieabschluß in der zwölften Klasse, durften wir, also auch die Jungs, fußlange Eurythmiekleider aus Seide mit Schleier tragen.
Meistens zogen wir, auch ohne Aufforderung der Lehrer, die Straßenkleidung aus, bevor wir in unsere Eurythmie-Kleider schlüpften. Die Kleider fielen besser und ihre Stoffe schenkten ein angenehmes Streicheln auf der Haut, was gesund ist. Ein Unterkleid zu tragen ist sinnvoll (Blickdicht).
Auf der Bühne war es kaum auszuhalten, wenn man nicht luftig gekleidet war, denn man fing an zu schwitzen, wegen der Aufregung und dem "Lampenfieber", wegen der Scheinwerfer-Wärme und wegen der Bewegung in der Eurythmie, die sich aus Umgängen und Armgebärden zusammensetzt. Je nach Stück kann das sehr anstrengend sein, insbesondere in der Toneurythmie, bei einer Sonate von Bach. Nur seinen „Namen zu tanzen“, wäre zu primitiv, denn in der Laut-Eurythmie können lange Gedichte in Bewegung gezeigt werden.
Unsere Aufführungen sollten also ein Ausschnitt aus unserer Arbeit in den Fächern der Schule sein.
Warum also sollten Eurythmiekleider nur zu den Aufführungen getragen werden?
Wir sollten nicht nur die Eurythmie den Zuschauern verdeutlichen, sondern auch uns selbst, den Künstlern. Mein eigenes Kleid, das ich trage, nehme ich weniger wahr als die Kleider meiner Klassenkameraden. In Straßenkleidung oder gar in Jeans Eurythmie zu machen, ist eine Maßnahme um die Eurythmie und ihre Heiligkeit zu beschädigen. Eurythmie ohne die Gewänder ist wie Schwimmen ohne Wasser, sagte ich immer. Wenn man länger mit Schleiern arbeitete, spürte man seine Aura noch lange, auch wenn der Schleier schon abgelegt war.
Die Eurythmie dient dazu, nachzuempfinden wie Gott die Schöpfung vollbracht hat. Zwischen Mann und Frau wird da kaum unterschieden. Es geht darum, die Seele und den Menschen als geistliches Wesen zu fördern und darzustellen.
Im Unterricht trugen wir Kittel, die aus Baumwolle bestanden und alltagstauglicher waren als die Kleider, die meistens aus zarter Seide bestanden. Teilweise waren die Kittel „mitwachsend“, was bedeutete, daß man jährlich die Säume herausließ, an Armen und Beinen. Es gab auch Klassensätze, die „vererbt“ wurden, also in den Klassen verblieben, für die Schüler des nächsten Jahrganges.
In den Ferien nahmen wir die Kittel mit nach Hause, zum Waschen und Bügeln. Wenn wir sie nach den Ferien nicht parat hatten, war es im Eurythmie-Unterricht peinlich, in Straßenkleidung dazustehen. Man hätte um Ersatz bitten können, was möglich wäre, denn es gab einen großen Fundus von alten Kitteln, die für Theateraufführungen aufbewahrt wurden.
Von der ersten bis zur vierten Klasse trugen wir also die Kittel, die Mädchen in gelb oder rosa und die Jungs in grün oder blau (Farbenlehre). Die Kittel der Jungs waren etwas kürzer, aber mit Hose, und man trug einen selbst gedrehten Kordel oder ein Taillenband mit Schleife.
In den höheren Klassen glichen sich die Kittel an, die schon eher Kleider waren und nicht mehr im Klassenzimmer hingen. Die Mädchen durften, zum Umkleiden, etwas früher zur Eurythmie gehen. Neben den Eurythmie-Sälen waren Umkleideräume und Kleiderkammern.
Es machte aber auch Spaß in den Kleidern über das Schulgelände zu „schweben“. Rennen und Klettern war in den Kleidern verboten, wir hatten zu Schreiten!
An Tagen der Monatsfeiern hatten oft alle Schüler der Schule den ganzen Tag die Kittel oder Kleider an, was eine gute Atmosphäre ergab, denn in einem Kleid verhält man sich anständiger.
https://www.youtube.com/watch?v=GQ7m7Haf4SQWar es nun Zwang und Demütigung, die Eurythmiekleider tragen zu müssen, oder war es ein besonderes Privileg?
Klar, für die Jungen kostete es Überwindung, die Kleider zu tragen. Andererseits wurde man seit dem Kindergarten daran gewöhnt, und da alle mitmachten, war es normal!
In der Tat bin ich froh, daß ich als Junge die Kleider tragen durfte, weil ich die Kleidervorschriften der Männer fragwürdig finde. Oft ist es aber der Mut der uns fehlt, denn mit Eurythmiekleid in der Öffentlichkeit fällt man zwar auf, aber eigentlich macht keiner deswegen Probleme, denn man ist ja sittlich bedeckt.
Im islamischen Raum trage ich gerne ein Kaftan, und ich fiele eher unangenehm auf, trüge ich ihn nicht, denn im Süden seine Haut der Sonne auszusetzen, ist verrückt!
Ja, „Grünschnabel“, vermutlich hast Du recht, daß heute nicht mehr so konsequent Eurythmiekleid getragen wird, wie zu meiner Zeit, aber ist das nicht schade?
Die Waldorfschulen haben sich seit 1990 leider immer mehr dem Staat, mit seiner materialistischen Weltanschauung, angepaßt. Die Staatsschulen gleichen eher eine Behörde mit Beamten, als einer Kultureinrichtung, wie es sein sollte.
Erziehung in Liebe ohne Noten, ist ohne den christlichen Glauben eine ziemliche Unmöglichkeit.
Christen wird es schwer gemacht, Lehrer werden zu können, und so wird es immer schlimmer in Deutschland, mit einer guten Bildung und einer Kleider-Kultur!
Leider haben wir keine Bildungsfreiheit, denn dann könnten Eltern die Hausschule machen, die in fast allen Ländern der Erde erlaubt ist.
Liebe Grüße