Autor Thema: Pride  (Gelesen 2377 mal)

Offline Peter58Muc

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« Antwort #15 am: 16.08.2025 20:16 »
MMn bleibt als Essenz "Mensch" übrig und es sollte egal sein, wer sich wie gibt, geben möchte, wer welche Beziehungen oder Erscheinungsformen bevorzugt.
Jeder Mensch ist anders und hat andere Bedürfnisse und wir sollte für uns und alle anderen lernen und akzeptieren, dass ein Mensch nie wirklich in eine Kategorie passt und sie auch überflüssig ist.
Jeder ist genau dieser einzigartige Mensch.


Deinen letzten Passus, cephalus, kann ich voll unterschreiben.
Dennoch ändert mit dieser Einstellung nichts an der Tatsache, dass der "freie" Wille verbreitet so frei nicht sein kann. Manchmal trauen sich Männer, mir zu sagen, dass sie selbst " diesen Mut" nicht hätten. Und wie oft lesen wir hier im Forum, dass Männer gerne mehr aus sich heraus gehen würden, aber ihr "freier" Wille das nicht zulässt. Und bisweilen lesen wir, dass eine Beziehung bedroht wäre, würde man seinen wahren Willen durchsetzen. Seltsamerweise habe ich noch nichts davon gelesen, wieviele Beziehungen in die Brüche gingen, weil die Frau mit Hosentragen anfing.

Solange die lieben Mitmenschen, die Freundin, die eigene Frau nicht Deinen oben erwähnten Passus inhaltlich verinnerlicht hat, silamge spielt es eben doch eine Rolle, als was ein Mensch verortet wird oder sich selbst verortet.
Da hast du als Single natürlich leichte reden, meine Frau unterstützt mich immer noch nicht , was das tragen von Röcken betrifft , weil sie nicht von anderen darauf angesprochen werden will.
Trägst du eigentlich in der Arbeit, Röcke oder Kleider ?
Du schreibst oft wie engstirnig es ist, dass die Männer sich einfach zweiröhrig bewegen, aber bei dir scheint mir das genauso geradezu zwanghaft zu sein. Es wäre doch schön, wenn man mal so, mal so unterwegs sein könnte, ohne einen Rock/Kleid tragen zu müssen.

LG Peter

Offline Skirtedman

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« Antwort #16 am: 17.08.2025 02:37 »
Für mich ist es selbstverständlich, die Situationen mitzubedenken, in denen Männer sich nicht so leicht freimachen können von den Sichtweisen ihrer Familienmitglieder oder von der Sichtweise ihrer Freundin bzw. Ehefrau. Besonders hier liegt ja das Dilemma begraben, nein blank, dass man nicht ungehindert vom "freien Willen" sprechen kann, wenn ein Mann eine Hose trägt, wie cephalus das in seinem Post allerdings tituliert hatte.

Dass ich in den letzten 35 Jahren fast nie, jedenfalls nur selten erwähnenswerte Einschränkungen in meinen Beziehungen erleben brauchte, macht mich nicht vergessen, dass etliche andere Männer nicht in dieser komfortablen Situation sind. Und seit ich nach meiner letzten wirklich bemerkenswert liberalen Beziehung nun derzeit überzeugter Single bin, mag mich zwar "gut reden machen" erscheinen lassen, aber ich versuche mich in die meisten Männer hineinzuversetzen und meine zu wissen, dass längst nicht bei jedem es so easy wie bei mir ist, seinen "freien Willen" durchzusetzen.

Weil ich auch die Ängste und Befürchtungen von Familienmitgliedern oder Partnerinnen kenne, wage ich einzuschätzen, dass jede Verbundenheit zur Queerness kaum bis gar nicht geeignet ist, diese Ängste und Befürchtungen abzubauen.

Um Deine weitere Frage, Peter, zu beantworten: ja, in meinem Erwerbsleben trage ich seit Mitte der 90er Jahre fast keine, bzw. de facto keine Hosen mehr.

In meinem Privatleben auch nicht. Und mein Bedürfnis, Hosen zu tragen, ist maximal Null, insofern ist es für mich auch kein Zwang, Röcke oder Kleider zu tragen. Meine Kleidung ist für mich genau das, was ich will. So, wie es vereinzelt Frauen gibt, die partout nur Hosen tragen.
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
Wie tief muss der psychische Knacks wohl sein, dass Männer sich nicht endlich auch mehr Freiheiten gönnen!?

Offline cephalus

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« Antwort #17 am: 17.08.2025 10:32 »
Hallo Peter,
mir scheint es hängt tatsächlich viel von der Partnerin ab:

Meine Frau käme nicht auf die Idee Röcke für Männer zu fordern, oder hätte mich von sich aus dazu gebracht Röcke zu tragen.

Aber:
Sie kennt mich, meine Bedürfnisse und Wünsche, manchmal schon, bevor sie mir selbst klar sind.   Sie unterstützt mich und motiviert mich meine Wünsche zu verfolgen, und wenn ich gerade mal wieder unangebrachte Zweifel habe und hatte, zerstreut sie sie und gibt mir bei Gelegenheit auch einen Fußtritt mehr zu wagen wenn sie es für richtig hält - aber auch mal den Hinweis bei Gelegenheit auch etwas zu überdenken.

Ohne meine Frau wäre ich definitiv nicht da wo ich bin, sondern hätte viel mehr Zweifel.
In der Praxis fühlt sich ein gewagtes Kleid in der Öffentlichkeit an der Seite meiner Frau wesentlich besser an, als alleine.

Nein, Frauen müssen nicht immer das Problem sein, ganz im Gegenteil...

Offline Skirtedman

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« Antwort #18 am: 17.08.2025 11:06 »
Aber auch die Frau, wie sie reagiert, ist nicht von völligem "freien" Willen bestimmt.

Es liegt auch sehr viel daran, wie sie eingebettet ist in familiäre und andere nahe Strukturen und welche Stimmungen dort zu finden sind oder vermutet werden.

Die Frau ist quasi auch ein Kristallisationspunkt der Umgebung und das Ausmaß ihres "freien" Willens ist nicht einzig und alleine ein Ausdruck ihres Charakters.
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
Wie tief muss der psychische Knacks wohl sein, dass Männer sich nicht endlich auch mehr Freiheiten gönnen!?


Offline Skirt-Man

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« Antwort #19 am: 17.08.2025 13:03 »
Hallo Peter,
mir scheint es hängt tatsächlich viel von der Partnerin ab:

........

Ohne meine Frau wäre ich definitiv nicht da wo ich bin, sondern hätte viel mehr Zweifel.
In der Praxis fühlt sich ein gewagtes Kleid in der Öffentlichkeit an der Seite meiner Frau wesentlich besser an, als alleine.

Nein, Frauen müssen nicht immer das Problem sein, ganz im Gegenteil...

Wenn man in einer Partnerschafft ist, hängt es auf jeden Fall von der Partnerin ab, wie sie drauf reagiert.

Ohne meine jetzige Lebensgefährtin, die mich dabei unterstützt, wäre ich auch noch nicht soweit und ja, es fühlt sich neben Ihr wesentlich besser an.
Sie ist auch so, dass sie es sagt, wenn Ihr meine Rock Wahl nicht gefällt. Es aber dann trotzdem an mir zulässt.

Das bestärkt einen für die alleinigen Momente.

Offline Albis

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« Antwort #20 am: 17.08.2025 19:56 »
Gestern war ich beim CSD in Naumburg im Süden Sachsen-Anhalts. Über die Frage, ob ich queer bin, habe ich schon oft nachgedacht, bin aber immer noch der Meinung, dass ein Mann, der gern Röcke anzieht, noch lange nicht queer sein muss. Auch finde ich keinen wirklichen Zugang zur queeren Community. Dennoch gehe ich gern zu CSDs, denn
1. die queere Community freut sich über und braucht sog. Allys, d.h. Heteros, die sich solidarisieren.
2. es sind Demonstrationen für Liebe, Selbstbestimmung und Toleranz und gegen Hass, Einschüchterung und Uniformität.
3. es herrscht immer eine sehr positive Stimmung.
4. es sind jedes Mal sehr interessant und gut aussehende Menschen zu sehen.
5. Man trifft auch sehr intelligente Menschen, mit denen man gute Gespräche führen kann.

Unter den knapp 1000 Teilnehmenden (meine Schätzung) waren auch mehrere Männer im Rock oder Kleid. Einen Herrn im Kleid habe ich angesprochen ("Schön, dass Du im Kleid da bist"). Ich wollte ihn auch auf unser Forum aufmerksam machen, da es mir das entsprechende Selbstbewusstsein gegeben hat. Er sagte, er trage auch im Alltag überhaupt keine Hose mehr und braucht dafür keine Unterstützung durch ein Forum... Wir haben auch noch über ein paar andere Themen gesprochen, war sehr angenehm.

Am kommenden Samstag, 23.08.2025 ist übrigens CSD in Magdeburg. Hat jemand Lust?

LG, Albis

Offline MAS

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« Antwort #21 am: 17.08.2025 22:23 »
Wie weit lässt man sich beeinflussen?

Wenn zufällig eine CSD Veranstaltung in meiner Nähe ist, flüchte ich nicht, sondern erfreue mich ab bunten Treiben. Den Weg dorthin suche ich nicht. In meiner Kleidung lasse ich mich nicht beeinflussen.

Rechnet man mich dazu, ist mir das egal.

Vielleicht gehört man als Rockträger auch wirklich dazu?
Wer als Mann einen Rock trägt, ist auf jeden Fall heutzutage "gendernonconforming".
GNC - wird häufig zum queeren Spektrum gerechnet.

Möge doch jeder tun, definieren zuordnen, denken und sagen was er will - egal, das ändert für die Person die ich bin, nichts.

Ich habe noch nicht alles gelesen, was in diesem Thread steht, aber von dem, was ich gelesen habe, gefällt mir dieser Dein Beitrag, lieber Cephalus, am besten.

Ich suche auch keine CSD-Veranstaltungen auf. Manches von dem, wie sich Menschen da kleiden, gefällt mir auch gar nicht. Es ist mir zu bunt und zu schrill. Aber wenn ich mal in so eine Parade geraten sollte oder sonst wie eine solche Gruppe, distanziere ich mich auch nicht von ihnen, indem ich mich schnell umziehe. (Lieber Gregor, ich überspitzte Deinen Startbeitrag jetzt etwas, mit allem Respekt vor und Sympathie mit Dir.)

Ich war am Wochenende bei einer ganz anderen Veranstaltung, nämlich bei einem 130-jährigen Geburtstag eines Männergesangvereins im dörflichen Umfeld - selbstverständlich im Rock. Und T-shirt und abends die Jeansjacke waren auch aus der Damenabteilung. Ah ja, die Sandalen auch. Sollte mich jemand für queer gehalten habe, so erlebte ich doch Toleranz und Freundlichkeit überall. Nur ein etwas angetrunkener Musiker einer Brassband (Blaskapelle) fragte ob ich auch wie die Schotten nichts darunter trüge.

Man kann die queere Community auf verschiedene Weise unterstützen. Gregor tut es auf seine Weise, Canda auf seine, Cephalus auf seine. Ihnen jedoch verbieten zu wollen, sich Gehör zu verschaffen, ist das Gegenteil von Unterstützung. So ein schriller CSD genügt natürlich noch nicht. Erst wenn Identität allgemein gesellschaftlich pluralistisch und solidarisch zugleich gedacht wird, ist das Ziel erreicht. Dann braucht es auch so einen Tag nicht mehr. Soweit sind wir aber noch lange nicht.

Und wer meint, ihm:ihr würde etwas aufgezwungen und nicht sieht, wie sehr Heteronormativiät unter gesellschaftlichem Zwang ausgeübt wurde ohne Rücksicht auf andere Menschen, und vielfach noch wird, der:die ist blind auf einem Auge. 

Aber wie gesagt, auf dem dörflichen MGV-Jubiläum hatte ich keine Probleme im Rock und ein im Dorf wohnender und darüber hinaus bekannter Travestiekünstler hat auch keine. Zumindest nicht, sofern ich es wahrnehmen konnte. Was sonst in den Köpfen der Menschen vor sich geht oder getuschelt wird, weiß ich nicht. Die Bewohner:innen des Dorfes sind weder ethnisch, noch politisch, noch religiös/weltanschaulich über einen Kamm zu scheren. Aber das mach Vielfalt ja eben auch aus, sofern zumindest gegenseitige Toleranz vorherrscht.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

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