Guten Tag Michael,
ich versuche 1. und 2. aus meiner eigenen Sicht zu beantworten. Aber was ist schon "eigen". Ich bin von der Einbildung meiner eigenen Meinung zumindest soweit überzeugt, dass ich dazu bereit bin diese zu äußern auch wenn ich weiß dass diese aufgrund der Illusion fehlbar ist.

1. Ohne Frage ist die Welt in ständiger Veränderung, selbstverständlich gäbe es ohne jüdisch - arabische Tempelgesänge keinen gregorianischen Choral, ohne diesen keinen Palestrina, keinen J.S.Bach, keinen Jazz, Free-Jazz, keine Minimal-Music, keine E – und U-Musik, etc... alles entspringt dem Logos und bla bla... Sicher ist unser Zahlensystem alles andere als von abendländischen Ursprung, ebenso wäre "unsere" Medizin oder allein das Wissen um die Verarbeitung und Behandlung von Holz ohne den - wahrscheinlich schon antiken - Einfluss von Ostasien undenkbar etc...
Aus meiner Wenigkeit Sicht heraus handelte es sich dabei allerdings um Notwendigkeiten die das Überleben weniger Menschen und kleiner Städte sichern sollten.
Heute finden Veränderungen nur noch nach Lust und Laune der Menschen statt, ob man diese allerdings zum Maßstab und zur Orientierung machen sollte halte ich für fragwürdig. Es zählt nicht mehr derjenige der sich gehorsam einordnet, sich einfügt, es zählt nicht mehr ob das was man tut dem kulturellen Rahmen und den gesellschaftlichen Anforderungen entspricht, es geht nur noch darum sich selbst zu verwirklichen; die Medien haben ja bestimmte „Mantras“ schon über Jahre hinweg in die Leute eingebrannt.
Jemand der normal ist, ist ein Langweiler, einer dessen Leben stagniert und damit unattraktiv für die anderen wird. Dementsprechend ist einer der gegenüber Neuem immer aufgeschlossen ist flexibel, erfolgreich und zudem sexy, attraktiv. Und wozu diese Bilder? Ich denke weniger um die Leute zum so gepriesenen Glück zu bringen als viel mehr mit ihnen ein gutes Geschäft und kauffreudige Kunden zu machen.
Ich bin sicher nicht gegen Fortschritt und Entwicklung, wohl aber gegen die Amerikanisierung und Globalisierung die den Verlust an Kultur und Besonderheit eines jeden Landes mit sich bringt.
Warum sollen sich die Leute überall auf der Welt gleich kleiden? Warum sollen sich Mann und Frau auch äußerlich so ähnlich werden? Warum kann man gewisse Dinge nicht einfach unangetastet, in Frieden lassen, deswegen muss es noch lange nicht zu einer Stagnation kommen?
Hat es die Frauen in ihrer Emanzipation tatsächlich weiter gebracht indem sie Hosenanzüge tragen? Wird es tatsächlich zu einer Gleichberechtigung kommen wenn Männer wie Frauen in Unisex-Kleidung herumlaufen?
Nein, auch wenn das Äußere ein Spiegel des Inneren sein mag so können weder Männer noch Frauen eine tatsächliche Gleichberechtigung der Geschlechter durch „Verkleiden“ erreichen.
Wir Menschen von heute sind doch angeblich zu so vielen abstrakten Gedankengängen fähig, warum schaffen wir es dann nicht eine Frau im Rock nicht als Jagdobjekt, sondern als stark und leistungsfähig zu empfinden?
(Ich kenne sehr wohl Frauen in Röcken die aufgrund ihrer autoritären Persönlichkeit Männer in Hosen dominieren, und das sind keine Dominas. Aber wenn ich lese dass Wissenschaftler wie Steve Jones vom „Mann als Irrtum der Schöpfung“ sprechen, … kann die Gleichberechtigung noch lange auf sich warten lassen. Man(n) muss doch nicht gleich von einem Extrem in das andere Fallen. Versuchten die Patriarchen aus dem Mittelalter, alles Strumpfhosen - und Rockträger wohlgemerkt, den Mann als alleinige Krönung der Schöpfung zu erheben, versuchen moderne Wissenschaftler den Mann als Ursprung allen Bösen zu verteufeln.)
Ich deute es sogar als Schwäche und mangelndes Abstraktionsvermögen der Frauen, die meinen durch das Tragen von Hosen mehr Respekt zu bekommen. Warum sollten wir Männer also den gleichen Schritt tun indem wir glauben der sog. feminisierten Gesellschaft besser entsprechen zu können indem wir uns im westlichen Sinne femininer Kleidung bedienen?
Ob bei der Arbeit oder in der Öffentlichkeit, konventionelle, genormte Kleidung (Wortspiele wie Die Hose und Der Rock sind hinfällig da wir ja wissen dass die neuzeitliche Hose aus der französischen Revolution stammt) hält niemanden davon ab erfolgreich zu denken und zu handeln. Dürfen wir Männer hier im Westen wenigstens durch unser äußeres Erscheinungsbild unsere konventionelle Männlichkeit behalten, oder sollen wir uns auch diese durch Frauen in Hosenanzügen relativieren, nehmen lassen? (Es geht mir dabei nicht um den autoritären Mann der alles regiert, aber das „Mann-Sein“ ist für mich ein Lebensgefühl dass ich nicht gerne mit Frauen teile, und da gehört die Kleidung mit dazu.) Denn alles andere ist in der Tat gesellschafts – und kulturunabhängig, denn wer hat behauptet dass Kommunikationsfähigkeit, Team-Fähigkeit, etc… weibliche Eigenschaften seien? Demnach müssten all die griechischen Philosophen Frauen gewesen sein…
2. Ich bräuchte mich als Mann nicht in Rock zu kleiden und würde aufgrund meiner persönlichen Orientierung, die ich nur im privaten Bereich auslebe, dennoch auffallen. Ich hätte mittlerweile nur noch ein kleines Problem damit was die anderen Leute über mich denken würden aber ich bin mir dessen bewusst, dass meine persönliche Orientierung kein Vorbild für ein funktionierendes Familienleben sein kann und zudem nicht den gesellschaftlichen Anforderungen entspricht.
Das hat nichts mit Verstecken, Schauspiel oder Unehrlichkeit zu tun, es geht einfach darum dass es einen privaten und einen öffentlichen Teil in meinem Leben gibt und dass ich den Kindern kein schlechtes Vorbild sein möchte. Es geht mir darum dass die Gesellschaft zusammenhält, dass sie funktioniert … und das geht nur mit Normen und Konventionen. Ohne das feste Fundament dieser hätte es kein Wirtschaftswunder gegeben. Ich sage immer, solange man für das was man in seinen eigenen vier Wänden tut nicht von der Gesellschaft ausgeschlossen wird kann man(n) nicht klagen.
mfG.:
Quark