Lieber Michael!
Wollte zwar schon gestern schreiben, aber das ging sich dann nicht mehr aus.
Daß es bei der historisch-kritischen Methode nicht um Weisheit, sondern Wissenschaft geht (gehen sollte) weiß ich natürlich. Das Problem dieser Methode ist nur, daß so gut wie alles in Frage gestellt wird, so daß von der Heiligen Schrift sowieso nicht mehr viel übrig bleibt.
Das fängt schon im AT an, ganz besonders die Propheten werden in Frage gestellt. Da macht man aus einer Einzelperson, nämlich Jesaja, ganz einfach drei und nennt die beiden anderen Deutero und Trito Jesaja. Der Prophet Daniel wird überhaupt gleich nicht ernst genommen, seine Bücher seien angeblich erst zur Makkabäerzeit entstanden. Klar, das ist sehr bequem, denn dann kann man behaupten, all das was Daniel schon Jahrhunderte vorher prophezeite, sei zur Zeit der Enstehung der Bücher längst Vergangenheit gewesen. Es seien sozusagen nur geschichtliche Erzählungen. Komisch ist dabei nur, daß Jesus die Propheten ernst nahm und nirgendwo behauptet, die Bücher seien von anderen Personen später geschrieben worden. Ganz im Gegenteil, in seiner Endzeitrede weist Jesus die Jünger ausdrücklich darauf hin, auf das zu achten, was von Daniel prophezeit wurde, weil sich all das erst am Ende der Zeit zutragen wird und nicht zur Makkabäerzeit.
Wenn es um Hesekiel 38 und 39 geht, erklären einem die historisch-kritischen Wissenschaftler, bei diesen Völkern, die da Israel angreifen, könne es sich nur um .... und dann zählen sie diverse Völker auf, die niemals in Israel waren, auch niemals vor hatten, es anzugreifen. Warum tun sie das? Ganz einfach, weil sie die in der Prophezeiung genannten Völker keinem heutigen Volk zuordnen können.
Im NT wiederum wird bestritten, daß die Evangelien wirklich von den genannten Schreibern seien. Bei manchen Paulus Briefen, behauptet man einfach, die könnten niemals von Paulus sein. Wenn es um die Offenbarung geht, darf der Schreiber Johannes natürlich keinesfalls Johannes, der Lieblingsjünger Jesu gewesen sein, nein dieses Buch habe irgendeiner geschrieben, der zufällig auch Johannes hieß, oder sich gar nur so genannt habe. Was für ein Schwachsinn. Das Buch der Offenbarung stammt sehr wohl von Johannes, der Apostel war der letzte Überlebende der Zwölf und weit über 90, als er in der Verbannung auf Patmos die Offenbarung erhielt und niederschrieb.
Zu den Prophezeiungen der Offenbarung. Da behaupten die historisch-kritischen Theologen, die damalige Gemeinde habe geglaubt, das Tier der Offenbarung sei der wiedererstandene Nero, der nun Domitian hieß. Da hätten die Urchristen allerdings an Reinkarnation glauben müssen, was aber nicht der Fall ist. In Wirklichkeit steht das in der Offenbarung Geschriebene noch aus, nichts davon erfüllte sich zur Zeit der ersten Christen.
In der Bibel gibt es sowas wie Mehrdeutigkeit nicht. Selbst als ich noch kein gläubiger Christ war, hätte ich darin etwas anderes gelesen, als später als Gläubiger. Nur gibt es Bibelstellen, die man erst als Gläubiger versteht, weil einem erst dann dafür die Augen geöffnet werden. Man kann diese Stellen als Ungläubiger hundert Mal lesen und wird sie trotzdem nie verstehen.
Klar, wenn man sich einfach nur dafür interessiert, was die damaligen Christen geglaubt haben, wie sie lebten, etc. dann kann man die Bibel auch einfach wie ein Geschichtsbuch lesen. Daß die biblischen Gestalten auf Gemälden des Mittelalters und auch noch danach, die Kleidung der jeweiligen Zeit trugen, ist klar, keiner der Maler war Zeitzeuge, wie sollte er wissen, wie die damalige Kleidung ausgesehen hatte?
Daß vieles in der Wissenschaft später oft widerlegt wird, ist schon klar, aber bei Bibelkritik geht es eben sehr wohl auch um den Glauben. Wenn man Suchenden, immer einredet, die Bibel sei verfälscht, oder man brauche diese und jene Bibelstelle nicht ernst nehmen, die Schriften seien gar nicht vom angegebenen Autor, die Prophezeiungen seien in Wirklichkeit viel später geschriebene Geschichtsbücher, überhaupt sei da so gut wie alles nur Ausschmückung des jeweiligen Autors, wer bitte sollte da noch zum Glauben kommen? Dann ist sowieso alles egal. Genau aus diesem Grund lesen ja so viele, die sich Christen nennen, aber gerade mal einen Taufschein haben, die Bibel gar nicht erst. Ist ja sowieso nur ein Märchenbuch, da lese ich lieber Dan Braun

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Natürlich kann man auch den gesamten geschichtlichen Hintergrund studieren, es gibt ja genug Litaratur darüber. Dafür muß man aber nicht Paulus heranziehen und ausgerechnet ihm Judenfeindlichkeit unterstellen. Seinen Hintergrund erfährt man schon allein, wenn man die Apostelgschichte und seine Briefe liest.
Gut, was sagt uns Paulus denn in 1. Thess. 2, 14-16? Nichts anderes als man in den Evangelien nachlesen kann. Paulus erwähnt da nicht nur die Juden, sondern auch jene Völker, wo es die ersten Heidenchristen Gemeinden gab. Sie wurden von ihren Landsleuten genauso verfolgt, wie die Judenchristen in ihrem Land von den Juden und das ist ja eine Tatsache. Paulus sagt im Grunde genommen nichts anderes, als schon Jesus selbst, dieser Generation des jüdischen Volkes vorwarf. Sie töteten mehrmals ihre eigenen Propheten, dafür gibt es genügend Belege. Letztendlich töteten sie aber auch Jesus, weil sie in ihrer Blindheit und Verstocktheit nicht erkennen wollten, daß er der Messias ist. Mit Judenfeindlichkeit hat diese Aussage des Paulus absolut nichts zu tun.
Anfang der 80er las ich mal das Buch eines deutschen Schriftsteller, der tatsächlich glaubte, er könne damit den Antisemitismus bekämpfen, indem er in seinem Buch behauptete, schließlich hätten ja die Römer Jesus gekreuzigt, die Juden seien völlig unschuldig gewesen. Und dieser Mann behauptete, er habe die Bibel aufmerksam studiert. Natürlich kreuzigten die Römer Jesus, das weiß sowieso jeder, der die Bibel liest, aber die Römer taten nur das, worauf der Sanhedrin so beharrte. Pilatus konnte keine Schuld an Jesus finden, damit die Juden aber endlich Ruhe gaben, dachte er, es müsse doch genügen, Jesus geißeln zu lassen. Schon diese Strafe war grausam genug. Aber nein, der Sanhedrin beharrte weiterhin darauf, diesen Jesus von Nazarth zum Tode zu verurteilen. Pilatus stellte das gesamte Volk vor die Wahl, wen er freigeben solle, Jesus, oder Barabbas und das Volk entschied sich für den Zeloten Barabbas, einen Gewalttäter und gegen Jesus. Immer wieder schrien sie: Kreuzigt ihn.... Es ist ziemlich kurzsichtig, eine derartige Handlungsweise einfach zu entschuldigen und unter den Teppich zu kehren. Dieses damalige Geschlecht war sehr wohl schuldig am Tod seines Königs und Messias. Krank ist nur, daß zu aller Zeit Menschen seitdem allen Juden sämtlicher Generationen die Schuld am Tod Jesu geben und sie als Christusmörder bezeichnen. Nur, solche Aussagen kommen nicht von echten Christen, sondern von Menschen, die sich nur als solche bezeichnen. Das alles dient ja nur als Vorwand, um das jüdische Volk verunglimpfen und hassen zu können. Echte Christen lieben das Jüdische Volk und wissen, daß es eines Tages, bei der Wiederkunft des Herrn gläubig wird.
Über Muhammed will ich jetzt nicht viel sagen, aber er war am Anfang nicht negativ gegen die Juden eingestellt, auch nicht gegen die Christen. Erst als er bei beiden mit seiner neuen Lehre abblitzte, begann er sie als Feinde zu betrachten und das ist, ob das nun manche wahrhaben wollen, oder nicht, bis zum heutigen Tag so. Juden und Christen sind Außenstehende des Abrahamitischen Bundes und können nur gerettet werden, wenn sie zum Islam konvertieren.
Ok, das war es jetzt wieder mal, ich muß jetzt endlich kochen.

Liebe Grüße,
Hans