Die Selbstmordrate der Männer ist durchaus Thema der Forschung, weil sie mir einigen andern "männlichen" Eigenschaften korreliert wie z.B. eine höhere Risikobereitschaft beim Autofahren oder einem allgemein höheren Aggressionspotential usw.
Das wäre ja vielleicht auch ein Ansatzpunkt für "die" Männer (Machos) selbst, daran etwas zu ändern. (...)
Bleibt festzuhalten, dass sich viele Männer zum guten Teil selbst in eine Position begeben, die ihnen zum Nachteil gereichen kann. Und wie Du schreibst, auch noch stolz darauf sind. 
Nun, genau das möchte ich erklären.
Beliebt ist die Testosteronthese. Dumm nur, daß sie sich eines wissenschaftlichen Nachweises widersetzt:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/72424Ich sehe sie in ihrer Beliebtheit als eine Ausprägung der Männerverachtung an.
Überzeugender finde ich die Erziehungsthese über Männerverachtung und Machtverherrlichung unter dem Deckmantel der Männlichkeitsverherrlichung. Das entspricht ziemlich genau der klassischen Soldatenausbildung, die konsequenterweise auf Gewaltanwendung vorbereitet. Gefühle und sonstiges Individuelles wird bei Männern abgewertet, und als Ausgleich bietet man ihnen eine Uniform mit zugehöriger Unterordnung und Machtausübung gegen nicht zur Uniform Gehörende an. Macht heißt hier, andere schädigen und manipulieren zu können. Die aus dieser Gruppe ausgehende Macht wird dann zur Quelle des Selbstwertgefühls, und verwirrenderweise wird dies als Männlichkeit bezeichnet. Daß diese Macht dadurch erkauft wird, daß wir uns selbst schädigen und manipulieren lassen, wird übersehen. Frauen sind zunächst außerhalb dieses Bewertungssystems, obwohl viele fasziniert von der Macht hineindrängen. Frauen werden aus ihrer Individualität und ihren Gefühlen solange als wertvoll angesehen, solange sie sich nicht durch schändlich angesehene Handlungen entehren, und die Männer haben für die Frauen zu kämpfen. Mittelalterlich ist das der Ritter und die Frau seiner Minne, für die er kämpft. Nicht ganz zufällig ist die Geschäftsmannuniform eine Ableitung aus Militäruniformen. Natürlich geht bei diesem System öfter was schief, insbesondere bei der Aufforderung, Frauen für Eigenschaften zu verehren, die man bei sich selbst abzulehnen hat. Es geht Gutes und Schlechtes schief. Gut ist, wenn Männer Freiräume aus dem Schädigen finden. Schlecht ist, wenn sie Frauen in das Schädigen hineinziehen. Wir sind mit unserer Neigung zum Rock auch ein harmloses Beispiel, wo etwas in diesem System schiefgeht.
So erkläre ich die oben genannte Merkwürdigkeit und eben auch die Angst der Männer es mit dem Rock zu wagen. Es werden nicht ganz ohne Grund Sanktionen von Männern wie auch von Frauen für das Mißachten des Systems befürchtet. Schließlich ziehen die Männer ihr Selbstwertgefühl und die Frauen viele Vorteile aus diesem System.
das einzige, was mir hier einleuchtend erscheint ist, das Argument mit der gefährlichen Arbeit. Wobei Unfallstatisiken die Haushaltsunfälle auch lange recht weit oben führten. Ob das jetzt noch gilt, weiß ich nicht, aber ich kann es mir gut vorstellen.
Schaun wir mal beim statistischen Bundesamt nach:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Gesundheit/Todesursachen/Todesursachen2120400157004.pdf?__blob=publicationFile Unter Punkt 2.5 sind die tödlichen Unfälle aufgeführt. Siehe da: bei den unter 85-jährigen erleiden mehr Männer als Frauen einen häuslichen Unfall. Offensichtlich müssen auch da die Männer ran, wenn es gefährlich wird. Die hohe Zahl der tödlichen häuslichen Unfälle bei den Alten erkläre ich mir damit, daß Altersschwachheit die Tödlichkeit von Unfällen erhöht, und weil die alten Menschen sonstige Gefahrensituationen folglich vernünftigerweise meiden, finden diese im Haushalt statt.
Die bessere Erforschung von Medikamente an männlichen Testpersonen kommt den männlichen Patienten direkt zugute, weil sie die besser abgestimmte Medikation erhalten, während Frauen oft suboptimal therapiert werden, weil die Männerwerte nicht eins zu eins umzurechnen sind.
So wird über die möglichen in den Studien zutage kommenden schweren Nebenwirkungen hinweggegangen und aus einem Nebeneffekt der Verachtung der Männer eine Bevorzugung der Männer konstruiert.
Aber die Debatte über häusliche Gewalt mag ich nicht wieder hochkochen, die müsste an mindestens zwei Stellen im Forum zu finden sein.
Verständlich, denn ich könnte
http://edoc.rki.de/oa/articles/repfVFL9MKm0A/PDF/24FsYksH0Ap7s.pdf] [url]http://edoc.rki.de/oa/articles/repfVFL9MKm0A/PDF/24FsYksH0Ap7s.pdf[/url]
zitieren. Die Differenz zwischen den Ergebnissen dieser Studie, und dem wie sonst über häusliche Gewalt gesprochen wird, ist ein weiteres Beispiel für Männerverachtung, und wie unreflektiert und sinnlos wir Männlichkeit mit Macht gleichsetzen.
Gruß,
Jo